
© Peter Engelke
Wenn die Festungsmauern wackeln: Das Citadel Music Festival wird 20
Zum Geburtstag sind berühmte Gäste wie Patti Smith, Iggy Pop und Alanis Morissette eingeladen. Die lassen sich bereitwillig in Spandau blicken – gern auch immer wieder
Stand:
Früher wurde die Zitadelle in Berlin-Spandau von feindlichen Heeren umringt, heute belagern die Massen eher den Innenhof der Renaissance-Festung – wenn sie auf den Auftritt einer Band warten. Bis zu 10.000 Menschen finden bei Konzerten Platz. Eine Größenordnung, die natürlich namhafte Acts auf den Plan ruft.
Einige von ihnen kommen immer wieder. Patti Smith zum Beispiel, die 2025 bereits zum fünften Mal im Rahmen des Citadel Music Festivals in der Zitadelle auftreten wird. Da das Festival in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiert, ist das kein schlechter Schnitt: Smith war in jedem vierten Jahr dabei.
Ende Mai bis Ende August
Wie ein Popfestival im klassischen Sinne – zwei, drei Tage Musik mit Campen und kontrolliertem Chaos – darf man sich das, was in der Zitadelle passiert, allerdings nicht vorstellen. Eher wie eine Reihe von Konzerten, die sich von Ende Mai bis Ende August über die Open-Air-Saison verteilen.
Das Berliner Veranstaltungsunternehmen Trinity Music ist seit Beginn an für das Programm zuständig. Schon, als sie 2005 mit nur einer Band angefangen haben: damals noch recht bescheiden mit Blackmore’s Night, dem Folk-Rock-Vehikel des ehemaligen Deep-Purple-Gitarristen Ritchie Blackmore.

© Live Nation
Noch immer spricht Trinity in Spandau grundsätzlich ein Publikum fortgeschritteneren Alters an, auch wenn die Auftretenden mittlerweile eine Gehaltsklasse höher angesiedelt sind. Neben Patti Smith kommen etliche weitere Bands, Solo-Musiker und -Musikerinnen, die bereits im vergangenen Jahrhundert eine große Nummer gewesen sind: von Alanis Morissette am 17. Juni (bereits ausverkauft) über Iggy Pop (19. Juni) bis zu den Smashing Pumpkins (6. August).
Ungestüme Post-Punk-Poesie
Dazwischen sprenkelt Trinity ein paar Kombos ein, die auch aktuell von Relevanz sind: So spielen die Australier:innen Amyl & The Sniffers am 25. Juni feministisch grundierten Siebziger-Revival-Punk, bevor die Iren von Fontaines D.C. am 5. August ihre ungestüme Post-Punk-Poesie zur Aufführung bringen.
Für die Grundfärbung des Festival-Sounds sind größtenteils Gitarren zuständig. Das ist am 1. Juli beim bluesfundierten Garagen-Rock der Black Keys genauso der Fall wie am 12. August, wenn die Queens of the Stone Age ihren unwetterschweren Wüsten-Rock in den Innenhof zwischen den vier Bastionen der Festung donnern.
Noch so eine Gruppe von Wiederholungstätern: Nach 2008, 2010 und 2013 spielen Josh Homme und seine Bandkollegen bereits zum vierten Mal beim Festival. Doch auch in Genre-Fragen schlägt das Programm durchaus Haken: So werden Massive Attack am 8. Juli ihren atmosphärisch dichten Trip-Hop in einer audiovisuellen Show auf die Zitadellen-Bühne bringen.

© Eitan Miskevich
Wie man so hört, soll in Spandau auch Gastsängerin Elizabeth Fraser mit von der Partie sein, die 1998 dem Hit „Teardrop“ ihre Stimme lieh. Direkt am Folgetag dann, dem 9. Juli, werden Cypress Hill mit dem für sie charakteristischen Latino-Einschlag davon rappen, wie „Insane In The Brain“ sie noch immer sind – auch nach mehr als 30 Jahren im Geschäft.
Gerade bei, nun ja, „rauschhafteren“ Auftritten wie diesen ist es immer ein bisschen schade, dass Open-Air-Gigs um 22 Uhr gedeckelt sind, um eine nächtliche Lärmbelästigung der Anwohnenden zu vermeiden. Die wiederum werden sich natürlich freuen, wenn ein Ende des Belagerungszustands an jedem Abend des Citadel Music Festivals abzusehen ist.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: