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Fulminantes Comeback des Raumtrenners: Aus einem Zimmer viele machen
Ob Loft oder geräumiger Altbau: Flexible Raumteiler lassen individuelle Bereiche entstehen. Und je nach Geschmack oder Lebenssituation ist jedes Zimmer schnell umgestaltet.
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Mit aufgeschlagenem Buch sitzt Emile Zola da, vor ihm auf dem Tisch ein Sammelsurium von Gegenständen. So malte Edouard Manet den Dichter 1868 in dessen Wohnung. Ob hinter ihm aufgeräumt war, sieht man nicht. Das verdeckt ein Paravent.
Die auch Spanische Wände genannten Raumteiler waren keine europäische Erfindung. Ihren Ursprung hatten sie in China, bereits rund 200 Jahre vor Christus, zu Zeiten der Han-Dynastie. In Japan dann wurde die Idee des Wandschirms zuerst aufgegriffen und landestypisch designt. Transparente Papiere und rot-schwarze Bemalungen setzten Akzente auf den luftigen Raumteilern.

© Jens Boesenberg
Bald erreichte die Idee der pfiffigen Raumteiler Europa, vor allem in französischen Adelskreisen waren sie vom 18. Jahrhundert an en vogue. Ursprünglich sollten die mit Scharnieren verbundenen Rahmen, mit Stoff oder Papier verkleidet, nur vor Wind schützen. Dass sie unerwünschte Blicke fernhielten, wurde schnell zum beliebten Nebeneffekt.
Objekte von Kunst und Design
Nun feiern Raumteiler ein fulminantes Comeback. Ausstellungen in Mailand oder Frankfurt am Main präsentierten sie jüngst als Objekte von Kunst und Design. Dafür steht etwa der Raumteiler Veo von Sebastian Herkner. Für das bosnische Unternehmen Zanat hat er ihn aus runden, organisch geformten Massivholzelementen in einem Rahmen entworfen. Dabei leitet sich der Name Veo vom bosnischen Wort für Schleier ab. Er lässt sich erweitern und ist in unterschiedlichen Höhen verfügbar.
Doppelt nützlich ist der Raumteiler von Philippe Nigro. Denn in sein Modell Marechiaro hat der Designer für Ligne Roset ein Regal integriert. Das System besteht aus drei Modulen, die sich frei kombinieren lassen. Ein Segment ist gerade, ein weiteres konkav und das dritte konvex geformt. Miteinander verbunden, steht das Regal schwungvoll im Raum. Während auf der einen Seite Bücher und andere Dinge verstaut werden können, ist die Rückseite mit Holzlamellen verkleidet.
Räume geschickt zu teilen, das ist auch eine Spezialität der Berliner Architektin Ester Bruzkus. In ihrer Privatwohnung trennt ein aus fünf einzelnen Holzelementen bestehendes Schiebeelement das Schlaf- vom Wohnzimmer. In ihrem Büro folgt eine halbtransparente Trennwand einem auffällig gemusterten Polsterrondell, eine Installation, die sie ursprünglich für eine Ausstellung über den Architekten Harry Rosenthal entwickelt hat. Die Rückseite der Trennwand dient als Regal für Bücher, Vasen und Kunstfiguren.

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„Objekte, mit denen Räume unterteilt werden, müssen von allen Seiten gut aussehen“, stellt Ester Bruzkus klar. So hat sie ein raumhohes Regal entworfen, das sowohl vor einer Wand stehen kann als auch als Raumteiler funktioniert. Die Gliederung eines Raumes macht den Unterschied. „Durch eine mobile Trennwand, Vorhänge, ein frei stehendes Regal oder ein halbhohes Element bleibt die Großzügigkeit des Raumes erhalten, trotzdem sind die Bereiche getrennt“, sagt die Architektin.
Zusätzlicher Rückzugsraum
Wenn eine Wohnung zu klein wird für ihre Bewohner, ist Sabine Stiller die Rettung in der Not. Die Hamburger Inneneinrichterin hat sich auf Familien mit Platzproblemen spezialisiert. Mit Einbauten und Unterteilungen schafft sie zusätzlichen Rückzugs- und Stauraum. Nicht umsonst hat sie ihrem Büro und ihrem Buch mit allerhand praktischen Lösungen den Namen „4 Zimmer 6 Räume“ (Prestel Verlag) gegeben.

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„Gerne teile ich Zimmer mit Regalen“, sagt sie. „Diese können dann ohne Rückwand etwas transparenter wirken und lassen einen Lichtaustausch zu. Dies kann vor allem sinnvoll sein, wenn ich ein Zimmer parallel zum einzigen Fenster teilen möchte.“
Wenn der rückwärtige Raumteil kein Tageslicht benötigt, weil darin zum Beispiel geschlafen wird, arbeitet sie auch mit frei stehenden Kleiderschränken. Mit einem schönen Anstrich oder einer Tapete wirkt die Rückseite wie eine Wand. Wer einen vollständig abgetrennten Bereich wünscht, kann als Durchgang eine platzsparende Schiebetür einbauen.
Immer flexibel bleiben
Derart flexible Lösungen sind vor allem für Mieter interessant, die keine baulichen Veränderungen vornehmen dürfen. Zudem erfordern Trockenbauwände oft weitreichende Eingriffe in die Elektrik, indem zum Beispiel neue Steckdosen oder Leitungen für Leuchten verlegt werden müssen. Ein weiteres Argument gegen Wände könnte der Stuck in Altbauten sein, den die Bewohner nicht unterteilen möchten.

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Bewährt haben sich in der Arbeit von Sabine Stiller praktische Kuben, die einen Raum im Raum erzeugen. Der Vorteil: Ein solches Konstrukt lässt sich einfach später wieder abbauen, kann monochrom zur Wand gestrichen werden oder aus naturbelassenem Sperrholz bestehen. Zudem gliedert es den Raum nicht unbedingt von Wand zu Wand.
„Ich setze Kuben gern in Bereichen fürs elterliche Schlafen, aber auch als Rückzugsorte für Kinder in einem gemeinsamen großen Zimmer ein“, erklärt die Inneneinrichterin. „Je nach Raumhöhe können hier zwei Ebenen nutzbar gemacht werden, das bedeutet also eine Verdoppelung der Wohnfläche.“
Mit Lamellentüren oder einem Vorhang lässt sich der Lichteinfall steuern. Während ein transparenter Stoff eine offene Atmosphäre kreiert, wirken schwere Textilien auch akustisch und dämpfen Geräusche.
Mit diesen rückbaubaren Lösungen bleiben Sabine Stillers Kunden beweglich. „Viele wissen nicht, wie es in den nächsten sieben Jahren weitergeht, oft verändert sich das Leben in einer Familie“, berichtet die Raumplanerin, die auch viele Bauherren in Berlin betreut.
Ihre flexiblen Raumlösungen tragen auch dem Wunsch ihrer Kunden in puncto Nachhaltigkeit Rechnung. Das Raumteilerregal oder den Kubus kann man in der nächsten Wohnung wieder nutzen.
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