
© FRAUEN100 via Getty Images/Franziska Krug
Treffen der Frauen100 im Kranzler in Berlin: Barbie, die Farbe Pink und der Kampf gegen Klischees
Beim Netzwerk-Treffen der Frauen100 ging es um weibliche Rollenmodelle. Anlass war der 65. Geburtstag der Barbie-Puppe, gefeiert wurde im früheren Café Kranzler.
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Das frühere Café Kranzler versinkt geradezu in den Farben Pink und Rot. Blumen, Kerzen, Servietten – sogar die Lollis auf den Tischen passen farblich ins Bild. Was aussieht wie ein lange für typisch gehaltener Mädchentraum, ist tatsächlich die Kulisse eines ernsthaften Gesprächs über weibliche Rollenmodelle, zu dem das Netzwerk Frauen100 am Donnerstagabend geladen hatte.
Anlass: der 65. Geburtstag der Barbie-Puppe, die es offenbar schon 1965 in der Astronautinnen-Variante gab, 13 Jahre bevor Frauen offiziell an den Raumfahrtprogrammen der Nasa teilnehmen durften. Daran kann sich Journalistin und Moderatorin Yara Hoffmann zwar sicher nicht aus eigener Erfahrung erinnern. Aber sie weiß, wie viele andere der jungen Generation: „Wir sind so viel mehr, als uns gespiegelt wird. Wir müssen uns nur trauen, denn eigentlich können wir alles sein.“ Um das zu verinnerlichen, müsse man früh schon mit Klischees aufräumen.
Schauspielerin Gizem Emre und Filmproduzentin Lena Schömann zeigen anhand des Films „Chantal im Märchenland“, wie das geht. Da wird mit alten Märchen-Klischees gespielt. Die Prinzessin muss nicht mehr warten, bis der Prinz sie wachküsst. Sie kann sich selbst retten. Was auch deshalb gut ist, weil im Zeitalter der Diversität die Prinzen getrost auch Männer lieben dürfen. Neue Botschaften braucht das Land.

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Auf die Frage, ob es Solidarität unter Frauen gibt, antwortet Gizem Emre mit einem langgezogenen „Äääähemmm!“ Und wünscht sich dann die nächste Frage. Sie plädiert für mehr Vertrauen, nennt später aber auch weibliche Vorbilder, wie die Kollegin Iris Berben, die mit ihrer Leichtigkeit am Set ausgesprochen inspirierend auf sie gewirkt habe.
Lena Schömann hat hingegen so viel Hilfe bei ihrem Versuch erfahren, Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen, dass sie an die weibliche Solidarität glaubt. Es geht dann im Gespräch auch um Mut, elterliche Unterstützung und auch die Berufswahl. So gebe es den Wunsch vieler Eltern, die Mädchen sollten doch bitte sichere und einträgliche Berufe, wie Anwältin oder Ärztin, ergreifen.
Wir sind so viel mehr, als uns gespiegelt wird.
Yara Hoffmann, Journalistin und Moderatorin, über weibliche Rollenmodelle
Von Mut machenden Erfahrungen erzählt die TV-Journalistin Katrin Eigendorf, die aus Krisen- und Kriegsgebieten wie Afghanistan, Irak und Syrien berichtet hat. Sie musste allerdings auch erleben, dass es einfacher sein kann, mit den Taliban zu sprechen, als deutsche Fernsehverantwortliche zu überzeugen, eine Frau dorthin zu schicken.
Die Strafverteidigerin Nicole Bédé, die sich für ihren Beruf offenbar eine dickere Haut zulegen musste, umschreibt das mit dem Sprichwort „Viel Feind, viel Ehr“. Boxerin Regina Halmich gesteht freimütig, dass sie durch einen Zufall zu ihrem Sport gekommen ist. Die Eltern hätten sie unterstützt, das Umfeld aber habe ihre Wahl schlimm gefunden. Doch mit 16 wusste sie: „Ich will mir meine Träume nicht mehr nehmen lassen.“ Sie wurde Weltmeisterin.
Es ist ein Abend der mutigen Frauen, die sich nie gescheut haben, unbequeme Wege zu gehen – und dennoch gute Erfahrungen damit gemacht haben, ihre Träume zu verfolgen.
Auch die Boxerin Zeina Nassar und die Autorin Yasmine M’Barek sind dabei. Die ehemalige Bahnradsportlerin und zweifache Olympiasiegerin Kristina Vogel, hat ihr Outfit gekonnt den Farben des Abends gewidmet. Die hier versammelten vorbildlich starken Frauen machen vor der pinken „Barbie“-Kulisse begeistert jede Menge Selfies. Rosa als Erfolgsfarbe. Man soll sich von Äußerlichkeiten eben niemals täuschen lassen.
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