
© AFP/Aris Messinis
„Unmenschlich und entwürdigend“: Anti-Folter-Komitee der EU kritisiert erneut Griechenlands Migrationspolitik
Kakerlaken, Tuberkulose, unmenschliche Haftbedingungen und Pushbacks: Der Europarat übt scharfe Kritik an Griechenlands Umgang mit Menschen auf der Flucht. Athen spricht von „internationalen Standards“.
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Experten des Europarats fordern Griechenland erneut auf, seinen Umgang mit Migranten zu ändern. Das Land müsse die Bedingungen in den Unterkünften für Asylbewerber verbessern, hieß es in einem Bericht des Anti-Folter-Komitees mit Sitz in Straßburg.
Zudem müssen sogenannte Pushbacks – also die illegale Zurückweisung von Schutzsuchenden an den Außengrenzen – gestoppt werden. Solche Pushbacks in die Türkei finden nach Angaben des Gremiums immer noch statt, auch gegenüber unbegleiteten Kindern.
In der Nacht zum Freitag sind derweil vier Menschen auf der Flucht bei einer versuchten Überfahrt nach Großbritannien im Ärmelkanal ertrunken, teilten die französischen Behörden mit. Die Havarie des Bootes ereignete sich nahe der Küstenstadt Boulogne-sur-Mer. Mehrere weitere Passagiere, die ebenfalls ins Wasser gefallen waren, konnten demnach gerettet werden.
„Unmenschlich und erniedrigend“: EU-finanzierte Zentren
Anti-Folter-Komitee der EU hat sich unter anderem mit den Bedingungen in den griechischen Abschiebezentren befasst. Dort herrschten dem Bericht zufolge miserable Bedingungen, mangelnde Hygiene und ein Befall mit Kakerlaken und Bettwanzen. Infolgedessen habe sich in einem der Zentren eine offene Tuberkulose-Infektion ausgebreitet.
Auch die von der EU finanzierten Registrierungscamps auf den ägäischen Inseln sind laut dem Bericht teilweise „unmenschlich und entwürdigend“. In manchen seien bis zu acht Menschen auf zehn Quadratmetern untergebracht.
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Zudem kritisiert das Anti-Folter-Komitee die „übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen und unnötigen Stacheldrahtzäune“ um diese Zentren, die besonders für Kinder und bedürftige Menschen ungeeignet seien.
Griechenland: Alles entspricht den internationalen Standards
In einer Stellungnahme erklärten die griechischen Behörden, die Bedingungen in den Zentren entsprächen „internationalen Standards“. Es seien umfangreiche Renovierungsarbeiten geplant. Auch sollen die Aufnahmekapazitäten erhöht und die medizinische Versorgung in den Zentren mit kontrolliertem Zugang ausgebaut werden.
Vorwürfe über illegale Pushbacks bestritten die Behörden – alle Beamten handelten in voller Übereinstimmung mit ihren internationalen Verpflichtungen.
Bereits 2020 hatte der Europarat die Haftbedingungen für Migranten in Griechenland kritisiert. Das Land ist eines der Hauptziele von Flüchtlingen und Migranten, die in die EU gelangen wollen.
Der Europarat mit Sitz im französischen Straßburg ist gemeinsam mit seinem Gerichtshof für die Wahrung der Menschenrechte in den 47 Mitgliedstaaten zuständig. Er ist kein Organ der Europäischen Union. (dpa)
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