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Die einmotorige Version des Polestar 3 verbindet Sportlichkeit mit extragroßer Reichweite.

© Polestar

Update

Unterm schwedischen Regenbogen: Der Polestar 3 Long Range Single Motor verspricht über 700 Kilometer Reichweite

Auch mit nur einem E-Motor fährt sich der Wagen sehr sportlich - und gegen Aufpreis gibt es eine Musikanlage mit dem „Abbey Road Studios Modus“

Stand:

Ist von den Abbey Road Studios die Rede, denkt man nicht gleich an Autos. Zwar nahmen die Beatles dort ihren Song „Drive my Car“ auf, doch darin geht es genau genommen nicht um ein Leihwagenangebot. Der Satz sei vielmehr, so verriet Paul McCartney, „ein alter Blues-Euphemismus für Sex“.

Vielleicht fällt bekennenden Fans dann noch das Coverfoto der in besagten Studios aufgenommenen LP „Abbey Road“ ein: Im Vordergrund die Fab Four im Gänsemarsch, im Hintergrund ein geparkter weißer VW Käfer. Mehr assoziative Verbindungen zwischen den Londoner Studios und der Autoindustrie gab das kollektive Bewusstsein bislang kaum her.

Aber nun heißt es hier umdenken. Man nehme nur in einem neuen Polestar 3 Platz, im vorliegenden Fall die reichweitenstärkste, durchs optionale Plus-Paket noch einmal veredelte Version „Long Range Single Motor“, und tippe sich auf dem vertikal postierten 14,5-Zoll-Center-Display zu dem im Soundsystem des Wagens schlummernden „Abbey Road Studios Modus“ vor: Schon die im Auto montierte Audioanlage des britischen Edel-Herstellers Bowers & Wilkens mit ihren 25 Lautsprechern, einer sogar unübersehbar in der Mitte des Armaturenbretts, ist ja nicht ohne. Aber unlängst wurde sie durch ein „Over-the-Air-Software-Update“ nochmals aufgerüstet. Sie biete nun, wie es erklärend heißt, ein Hörerlebnis „inspiriert von der klanglichen Signatur der Abbey Road Studios“.

Neben dem großen Kofferraum bietet der Polestar 3 weitere Staufläche unter der Fronthaube.

© Polestar

Die vier Voreinstellungen „Vertraut“, „Offen“, „Energievoll“ und „Ausweitend“ wurden demnach von den Toningenieuren der Studios abgestimmt. Zusätzlich gibt es den „Producer-Modus“. Damit können die Insassen den sie umflutenden Klang persönlichen Vorlieben anpassen, ein wenig an den Reglern herumspielen und sich dabei womöglich fühlen wie George Martin, der legendäre Tonmeister der Beatles.

Drehknopf für die Lautstärke

Überraschenderweise wird die Lautstärke über einen klassisch-analogen Drehknopf und nicht über das bei aller Multifunktionalität sehr übersichtliche Display gesteuert. Ansonsten muss man selbst zum Öffnen des Handschuhfachs auf das digitale Bedienfeld zurückgreifen.

Das Ergebnis der audiophilen Aufrüstung? Nun, es lässt sich hören, wie bei der Testfahrt eine kurze Klangprobe ergab, und dies sogar noch ohne eigenes Herumspielen an den Reglern. Man kann also angesichts solcher Klangfülle nur dankbar sein, dass es sich beim Polestar 3, wie gewohnt bei der schwedisch-chinesischen Marke, um einen geräuscharmen Elektro-SUV handelt und nicht um einen akustisch auftrumpfenden Verbrenner. Obwohl, die zum Plus-Paket gehörende „Aktive Straßengeräuschunterdrückung“ würde vielleicht sogar damit fertig werden.

So ein Polestar 3 ist ein E-Mobil von beruhigend großer Reichweite, besonders in der auf einem Rundkurs durch die Lüneburger Heide ausprobierten Version „Longe Range Single Motor“. Ihr Heckantrieb verbraucht nun mal weniger Strom als die auch möglichen, zweimotorigen Allradvarianten, erzielt damit aber bei gleicher 111-kWh-Batterie eine höhere, mit bis zu 706 Kilometern angegebene Reichweite. Das geht ein wenig auf Kosten der sogenannten Performance, aber der Wagen reagiert dennoch weiterhin ausgesprochen sportlich und mit überaus zufriedenstellender Beschleunigung.

In der Farbgebung ist der Polestar 3 sehr zurückhaltend, wie üblich bei der schwedisch-chinesischen Marke.

© Andreas Conrad TSP

Zwar verbietet sich rund um Lüneburg das Rasen schon wegen der vielen Blitzer und überhaupt, auch will man am Wegesrand womöglich friedlich grasende Heidschnucken nicht verschrecken. Aber auf freier Strecke verlockte der Wagen schon mal zum beherzten Tritt aufs Pedal. Von 0 auf 100 in 7,8 Sekunden? Auch ohne Stoppuhr: Gefühlt kommt das hin.

Bremssättel wahlweise in „Schwedengold“

Gut ist es da zu wissen, dass der Polestar 3 in allen Versionen mit Hochleistungsbremsen des italienischen, Rennsport-erfahrenen Herstellers Brembo ausgestattet ist. Die Bremssättel in der Version „Longe Range Dual Motor mit Performance-Paket“ sind sogar in „Schwedengold“ erhältlich. Damit lässt sich der, sagen wir mal, sehr zurückhaltenden Farbgebung des Wagens doch noch ein individueller Akzent hinzufügen. Firmenintern hat man über die angebotenen Lackierungen schon geulkt, dies seien die Farben des schwedischen Regenbogens, aber ein Polestar in knalligem Ferrari-Rot wäre nun wirklich ein Stilbruch.

Das Gestaltungsprinzip der Marke, außen wie innen, heißt nun mal „skandinavischer Minimalismus“. Da schlagen die 18 Prozent, mit denen Volvo noch am Unternehmen beteiligt ist, weiterhin zu 100 Prozent durch.

Skandinavischer Minimalismus

Sogar die aerodynamischen Anbauten oben am Heck und ungewohnterweise auch vor der Fronthaube fügen sich in das elegant-dezente Außenbild des Polestar 3 ohne weiteres ein. Früher sprach man da von Spoilern, heute sind es sprachlich veredelte „Aero Wings“, die wie die beiden „Aero Blades“ am unteren Heck den Luftstrom lenken, Fahrverhalten und Energieeffizienz verbessern und auf diese Weise zur höheren Reichweite beitragen.

„Aero Blades“ vorne und hinten lenken beim Polestar 3 den Luftstrom.

© Andreas Conrad TSP

So leisten auch sie ihren Beitrag zur Sicherheit des Fahrzeugs, das diesbezüglich ohnehin sehr üppig ausgestattet ist: Zahlreiche Assistenzsysteme, zwölf Ultraschallsensoren, ein Frontradar, zwei Infrarot-Innenkameras, um die Augen des Fahrers zu verfolgen und bei Anzeichen von Müdigkeit zu warnen, schließlich fünf Außenkameras, die Rückfahrkamera sogar mit automatischer Reinigungsfunktion.

Vor der ersten Fahrt, der ersten Entscheidung, ob es nun vorwärts oder rückwärts gehen soll, ist allerdings eine kleine Irritation nicht ganz ausgeschlossen: Wo ist eigentlich der Wählhebel? Bei dessen Gestaltung zeigen die modernen Fahrzeughersteller viel Fantasie. Da gibt es den klassischen, zum Zupacken einladenden Schaltknauf oder mit ein, zwei Fingern zu bedienende Schalterchen, auch verspielte Drehknöpfe – und es gibt die Lösung im Polestar 3: ein Hebel rechts an der Lenksäule, dort wo bei anderen Herstellern meist der Schalter des Scheibenwischers sitzt. Eine überraschende Reminiszenz an die gute alte Lenkradschaltung.

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