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Volvo XC60: Läuft doch!
Der Oberklasse-SUV ist der absolute Bestseller der schwedischen Autobauer und kommt als neue Generation noch kompletter auf die Straße
Stand:
Er läuft und läuft und läuft – der Volvo XC60. Der Premium-SUV hat das legendäre Modell 240 überholt und ist jetzt der meistverkaufte Volvo: Seit dem Marktstart im Jahr 2008 fand der XC60 mehr als 2,7 Millionen Käufer*innen. Das Modell hat noch immer Zukunft – und weiterhin Erfolg. Im vergangenen Jahr war der XC60 in Europa der meistverkaufte Plug-in-Hybrid. Auch in Deutschland stand der Oberklasse-SUV mit einem Marktanteil von 6,8 Prozent bei den extern aufladbaren Hybridmodellen an der Spitze aller Volumen- und Premium-Herstellern.
Nicht verwunderlich also, dass die schwedischen Autobauer dem Erfolgsmodell eine Überarbeitung mit aufgefrischtem Design und neuem Infotainmentsystem verordnet haben – übrigens das dritte Update nach 2017 und 2021. Der XC60 soll mit seiner Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor weiterhin ein Angebot sein für jene, die noch nicht auf einen reinen Elektroantrieb umsteigen möchten.
Derzeit ist der XC60 jedenfalls - vor dem kleinen SUV XC40 und dem großen XC90 - immer noch der Bestseller der Modell-Palette. Eine Alternative wird es hausintern aber bald geben – im kommenden Jahr wird der vollelektrische EX60 auf den Markt kommen. Der Mittelklasse-SUV wird dann der fünfte vollelektrische Volvo sein – nach dem kleinen SUV EX30, von dem es jetzt eine off-road CrossCountry-Version gibt, dem EX40 und dem Coupe EC40, dem großen SUV EX90 und der bald zu kaufenden Limousine ES90.
Alle Modelle mindestens teilelektrifiziert
Bei Volvo kann man übrigens fast schon von einer institutionalisierten Doppelstruktur sprechen. Denn auch der große SUV XC90 wurde anders als einst geplant, wegen seiner beständig guten Verkäufe nicht eingestellt. Stattdessen gab es 2024 ein frisches Facelift für das Familienfahrzeug mit Benzinermotor, welches es auch teilelektrifiziert gibt. Es wird aber seit diesem Jahr flankiert vom komplett neuen vollelektrischen EX90. Mit ihrem durchaus unterschiedlichem Design und gebaut auf unterschiedlichen Plattformen, erreichen die beiden Fahrzeuge mit bis zu sieben Sitzen auch unterschiedliche Interessenten.
Und auch der vollelektrische EX40 findet sein Pendant im ebenfalls auf einer älteren Plattform montierten kleinen SUV XC40 als Benziner mit Mild-Hybrid-System. Damit sind alle Modelle zumindest teilelektrifiziert erhältlich. Nur vom Diesel hat sich Volvo schon vor Jahren komplett verabschiedet.

© Foto: Gerd Nowakowski
Der XC60 zeigt sich bei der Testfahrt in einer Qualität, die mit dem Facelift noch gereifter vorfährt – gut gerüstet bis zum endgültigen Ende des Verbrenner-Zeitalters bei Volvo. Die kräftige Front mit den schmalen LED-Scheinwerfern im ikonischen Thor-Hammers-Design trägt nun einen Kühlergrill mit diagonalen Lamellen und Volvo-Logo. Zudem gibt es bei der umfassend überarbeiteten zweiten Generation drei neue Außenfarben, nun abgedunkelte Rückleuchten und ein geändertes Felgendesign. Die wesentlichen Veränderungen der neuen Generation aber finden sich im Innenraum. Neben neuen hochwertigen und nachhaltigen Materialien für die Sitze und die Innenverkleidung des mit skandinavischer Klarheit gestalteten Kabine gibt es nun einen großen 11,2 Zoll großen Touchscreen.
Größerer Touchscreen
Der Bildschirm ist, anders als beim in das Armaturenbrett integrierten Vorgängerscreen, nun hervorgehoben und nimmt damit die Optik der neuesten Volvo-Modelle auf. Der größere Bildschirm erleichtert beim Fahren auch die Nutzung der diversen Funktionen des ansonsten weitgehend ohne haptische Schalter ausgestatteten Wagens. Direkt unter dem Touchscreen gibt es nun auf der veränderten Mittelkonsole eine induktive Ladeschale für Smartphones. Das Infotainment-System auf Android Automotive Basis ist intuitiver bedienbar und deutlich schneller, nämlich mit verdoppelter Rechenleistung durch die nun verwendeten Qualcomm Snapdragon Chips.
Zugriff haben die Nutzer bei der Navigation auf Google Maps mit Echtzeit-Verkehrsinformationen. Die Karten und Streckeninfos werden auch im digitalen 12,3 Zoll großen Fahrerdisplay eingeblendet. Apple CarPlay erlaubt zudem die Einbindung von iOs-Apps, auch der sprachbasierte Google Asisstent ist vorhanden. Kabellos können Smartphone-Inhalte genutzt werden. Mit regelmäßigen over-the-air-Updates werden die Fahrzeuge auf dem neuesten Stand gehalten. Das serienmäßig hochklassige Audiosystem High Performance mit zehn Lautsprechern wird noch übertroffen vom unglaublichen Hörerlebnis durch das aufpreispflichtige Premium Soundsystem von Bowers & Wilkens.
Batterie im Tunnel
Die langstrecken-tauglichen und bequemen, elektrisch verstellbaren Sitze tragen zur Wohlfühl-Atmosphäre bei. Auch auf der Rückbank des 4,71 Meter langen Fahrzeugs gibt es ausreichend Bein- und Kopffreiheit. Eingeschränkt ist nur der mittlere Sitz durch den Kardantunnel, in dem bei den Plug-in-Versionen die Lithium-Ionen-Batterie untergebracht ist. Der Kofferraum hinter den die prägnanten Rückleuchten bietet zwischen 483 und – bei umgelegter Rückbank – bis zu 1540 Liter Platz.

© Foto: Volvo
In der Basis kommt der serienmäßig mit einer achtgängigen Schaltautomatik und Allradantrieb ausgerüstete XC60 mit einem 184 kW (250 PS) starken Vierzylinder-Turobomotor mit zwei Liter Hubraum. Daneben gibt es zwei Plug-in-Hybridversionen T6 AWD und T8 AWD, die bis zu 335 kW (455 PS) auf die Straße bringen. Dann packt jeweils ein Elektromotor mit 107 kW (145 PS) an der Hinterachse an. Die rein elektrische Reichweite beträgt nach Volvo-Angaben bis zu 80 Kilometer; im bergigen und kurvigen Gelände bei der Testfahrt, zu der Volvo einlud, reichte es nur zu rund 60 Kilometer elektrischer Fahrt.
Die ausgezeichnete Dämmung des Innenraums sorgt dafür, dass im Hybrid-Fahrmodus, bei dem je nach Streckenprofil auch der Verbrennermotor anspringt, der Moduswechsel kaum hörbar ist. Der Benzinverbrauch des Hybrids betrug auf der Testfahrt 3,8 Liter auf 100 Kilometer. Abgeregelt wird die Höchstgeschwindigkeit, so die Volvo-Philosophie, jeweils bei Tempo 180.
Erstklassige Straßenlage
Auf der Straße sorgen die Doppelquerlenker-Vorderradaufhängung und Integral-Hinterachse für ein erstklassiges Fahrverhalten des rund zwei Tonnen schweren Fahrzeugs. Optional kann man sich für ein adaptives Luftfahrwerk mit aktiver Fahrwerksregelung entscheiden. Das komfortable Fahrvergnügen wird unterstützt durch den one-pedal-Drive-Modus, bei dem das Fahrzeug allein durch das loslassen des Beschleunigungspedals bis zum Stillstand abgebremst wird – angenehm vor allem im Stadtverkehr. Schade ist, dass die Batterie nur mit 16 Ampere geladen werden kann – was dann drei Stunden dauert. Das ist freilich für all jene kein Problem, die über Nacht mit einer Wallbox laden.
Aus Tradition sicher
Zur Volvo-DNA gehört der Anspruch, die sichersten Fahrzeuge zu bauen. Viele Erfindungen sind heute Standard oder gesetzlich vorgeschrieben. Der legendäre Volvo 240 etwa kam 1974 mit dem revolutionären Karosseriedesign mit Knautschzone hinten und vorne auf den Markt. Das patentierte Seitenaufprallschutzsystem Side-Impact-Protection System war bei dem bis 1993 gebauten 240 ebenso eine Weltneuheit wir die Einführung des Kindersitzes im Jahr 1978. Beim XC60 hatte 2008 City Safety, das weltweit erste serienmäßige automatische Notbremssystem seine Premiere. 2017 folgte dann die „oncoming Lane Mitigation“, die das Fahrzeug automatisch zurück in die Spur lenkt, wenn es in den Gegenverkehr gerät. Beim neuen Flaggschiff, dem rein elektrischen EX90, erkennt der im Dach eingebaute Lidar-Sensor mit bis zu 250 Meter Reichweite frühzeitig Gefahren auf der Strecke.

© Foto: Volvo
Volvo erfand einst auch den Sicherheitsgurt – und forscht daran weiter. Erst kürzlich wurde der weltweit erste multi-adaptive Sicherheitsgurt präsentiert, der erstmalig im neuen vollelektrischen EX60 eingebaut wird. Der Clou dabei ist eine individuelle Anpassung der Gurtkraft mittels verschiedener Sensoren. Bei größeren und schwereren Insassen wird die Gurtkraft bei einem schweren Unfall erhöht, und das Risiko von Kopfverletzungen zu verringern. Bei kleineren Insassen oder Kindern wird die Gurtkraft dagegen so gesteuert, dass das Risiko von Rippenbrüchen minimiert wird.
Automatisches Nothaltesystem verfügbar
Auch der neue XC60 kommt mit vielen Sicherheitssystemen zu den Händlern. Serienmäßig gibt es – unter anderem - ein automatisches Notbremssystem mit Lenkunterstützung zur Kollisionsvermeidung mit Fußgängern, Radlern, Tieren oder anderen Fahrzeugen. Ein Kreuzungs-Bremsassistent, eine Run-off-Road-Protection gegen das Abkommen von der Fahrbahn und einen aktiven Spurhalteassistent mit Lenkeingriff. Für ein komfortables Fahren hat der Wagen auch ein Fahrer-Assistenzsystem Pilot Assist für Geschwindigkeiten bis Tempo130. Optional ist das automatische Nothaltesystem Emergency Stop zu haben, das etwa bei Schwächeanfällen des Fahrers den Wagen selbstständig zum Halten bringt.
Trotz Rekordjahr fliegt der Chef
Für Volvo war 2024 insgesamt ein Rekordjahr. Die mehr als 760.000 verkauften Fahrzeugen bedeuten einen Rekord in der Geschichte des Unternehmens. Dazu beigetragen hat auch der kleine und preiswerte Elektro-SUV EX30, der vor allem ein junges Publikum anspricht. Aber Verkaufszahlen sind nicht alles, auch die Rendite muss stimmen. Und die sackte im ersten Quartal 2025 auf 2,3 Prozent ab – zu wenig für den Mutterkonzern, das chinesische Unternehmen Geely. Im März 2025 musste deshalb der Volvo-CEO Jim Rowan gehen - auch wenn dieser für eine erfolgreiche Überarbeitung der Modellpalette gesorgt hat. Nun hat Rowans Vorgänger Hakan Samuelsson, der 2022 Jahren in Rente ging, wieder den Job übernommen.
Die elektrische Transformation wird auch für den 74 Jahre alten Senior-CEO die zentrale Herausforderung bleiben. Volvo hat bereits das sehr ambitionierte Ziel kassiert, bis 2030 nur noch vollelektrische Fahrzeuge zu verkaufen und gibt sich nun dafür mehr Zeit. Die weit höheren Kosten für Entwicklung und Fertigung von batterieelektrischen Fahrzeugen schmälern aber die Renditen. Die Transformationsepoche, in der sprichwörtlich auf Sicht gefahren wird und Innovationen immer unverhofft auftauchen, erfordert viel Kapitaleinsatz. Mehr Geld ist eben immer noch mit Verbrenner-Fahrzeugen zu verdienen.
Wie sehr der Markt mit technischen Innovationen in Bewegung ist, und damit ganz neue Entwicklungen ermöglicht, zeigt Volvo selber. Der speziell für den chinesischen Markt konzipierte XC70 präsentiert sich als Plug-in-Hybrid mit einer rein elektrischen Reichweite von 200 Kilometern. Wann diese Technik bei den in Europa angebotenen Hybrid-Modellen XC60 und XC90 zum Einsatz kommt, ist noch offen, heißt es aus dem Unternehmen. Der rein elektrische SUV EX60, der auf der neuen SPA3-Plattform montiert wird, bekommt eine 800 Volt-Ladearchitektur, mit der extrem schnell geladen werden kann – wie schon im EX90 vorhanden.
Als nächstes kommt der ES90
Diese Technologie könnte sich als Gamechanger für eine massenkompatible Elektromobilität erweisen, falls sie irgendwann so preiswert wird, dass sie auch für billige Automobile in Frage kommt. Exklusiv für den chinesischen Markt produziert Volvo übrigens eine vollelektrische Großraum-Limousine EM90, für die es keinerlei Hinweise gibt, dass sie irgendwann auch im Rest der Welt verkauft werden soll. In Europa präsentiert Volvo dafür die vollelektrische Limousine ES90. Nach den eingestellten S60 und S90 gibt es derzeit bei den Stufenheck-Modellen eine Vakanz, und auch die Hybrid-Kombis V60 und V90 sind reif für eine neue, dann vollelektrische Generation.
Die ausgereifte neue Generation des XC60, von dem es vier Ausstattungslinien gibt, hat seinen Preis. Die Basisversion mit Benziner startet bei 57.390 Euro, als Plug-in-Hybrid T6 Twin Engine geht es los mit 67.990 Euro. Den XC60 T8 Twin Engine gibt es ab 78.690 Euro.
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