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Ein indischer Sicherheitsbeamter beim Untersuchen des Tatorts.

© AFP

Gruppenvergewaltigung in Indien: Täter überfielen Schweizer Paar im Zelt

Eine schweizer Touristin ist in Indien von bis zu acht Männern vergewaltigt worden, während ihr Ehemann gefesselt zusehen musste. Und sie ist dabei nur das jüngste Opfer einer ganzen Welle von Gewalt gegen Frauen in dem Land.

Es sollte eine Abenteuerreise durch das fremde Indien werden. Doch der Tripp endete in einem Albtraum. Im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh wurde am Freitag eine Schweizer Touristin von bis zu acht Männern vergewaltigt. Ihr gefesselter Ehemann musste das Gewaltverbrechen hilflos mitansehen. Laut Polizei wurden inzwischen 20 Verdächtige festgenommen und verhört.

Die 39-jährige Frau wird in einem Krankenhaus in der Stadt Gwalior, etwa 320 Kilometer südlich der Hauptstadt Delhi, behandelt. Den Angaben zufolge war sie Samstag bei Bewusststein, Mediziner bestätigten die Gruppenvergewaltigung.

Das Schweizer Paar, das seit drei Monaten durch Indien reiste, war mit dem Fahrrad unterwegs von der Tempelstadt Orchha ins 250 Kilometer entfernte Agra, der Heimat des legendären Taj Mahals. Freitag machten sie laut Medien im Bezirk Datia nahe des Dorfes Jharia an einem Wald halt, um dort in einem Zelt zu übernachten, als sich der brutale Überfall ereignete.

Gegen neun Uhr abends soll sich eine Gruppe Männer ihrem Zelt genähert haben. Nach Aussage des Mannes begannen die Männer mit Stöcken auf ihn einzuschlagen. Die Angreifer “fesselten den Mann und vergewaltigten die Frau vor seinen Augen”, sagte der lokale Polizeibeamte S.M. Afzal laut Medien. Danach raubten die Täter ihre Handys, einen Laptop sowie Bargeld. Laut Polizei wurde das indische Außenministerium und die Schweizer Botschaft eingeschaltet.

Die Schweizerin ist nur das jüngste Opfer einer ganzen Welle von Gewalt gegen Frauen. Vor drei Monaten war eine 23-jährige Studentin von sechs Männern in einem Bus mitten in der Hauptstadt Delhi vergewaltigt und so furchtbar gefoltert worden, dass sie später ihren schweren inneren Verletzungen erlag. Die Männer hatten sie nach der Tat einfach wie Müll auf die Straße geworfen.

Die Bestialität des Verbrechens hatte weltweites Entsetzen ausgelöst. In Indien kam es über Wochen zu Massenprotesten sowie einer beispiellosen Debatte über Gewalt gegen Frauen. Die Regierung hat inzwischen einen Gesetzentwurf erarbeitet, der schärfere Strafen für Vergewaltigungen und andere Delikte gegen Frauen vorsieht. Dennoch scheint die Vergewaltigungswelle ungebremst weiterzugehen.

Die allermeisten Opfer sind Inderinnen

Die allermeisten Opfer sind Inderinnen. Aber auch Ausländerinnen werden immer wieder Opfer von sexueller Gewalt. Bereits im Oktober 2003 war eine Schweizer Diplomatin auf dem belebten Parkplatz eines bekannten Theaters im noblen Süd-Delhi von zwei Männern in einem Auto verschleppt worden. Die beiden Täter vergewaltigten die 36-jährige, während sie ihr in Englisch einen Vortrag hielten, wie sich eine anständige Frau zu benehmen habe.

Im Mai 2005 war eine 47-jährige deutsche Managerin in Udaipur im Wüstenstaat Rajasthan von einem Rikschafahrer und seinem Komplizen entführt und vergewaltigt worden. Im Mai 2006 wurde eine deutsche Studentin von einem Studienkollegen bei einer Reise nach Alwar in ihrem Hotelzimmer überfallen und sexuell missbraucht.

Im Dezember 2007 vergewaltigte ein Hotelmanager eine 32-jährige britische Journalistin, die in seiner Herberge in Udaipur wohnte. Im September 2008 wurde eine deutsche Studentin in Chandigarh von fünf Männern vergewaltigt. Die junge Frau hatte sich mit Freunden in einem Nobelhotel getroffen und auf dem Parkplatz draußen eine Zigarette geraucht, als die Männer sie ins Auto zerrten.

Vielen Touristen ist nicht bewusst, wie gespalten Indiens Gesellschaft ist. Einerseits findet man Frauen in höchsten und allerhöchsten Positionen. Bereits lange vor Deutschland hatte Indien mit Indira Gandhi eine Regierungschefin. Andererseits pflegen Teile der Gesellschaft ein Frauenbild, das an Rückständigkeit dem der Taliban kaum nachsteht. In vielen ländlichen Gebieten ist es bis heute Sitte, dass sich Frauen auf der Straße verschleiern und das Haus nicht ohne Mann verlassen. Zwangs- und Kinderehen, Mitgift- und “Ehren”-morde sind Alltag.

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