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Schippern durch Berlin. Das Abion verfügt über eine eigene Yacht und einen öffentlichen Bootsanschluss.

© promo

Hotelkolumne: In fremden Federn: Urlaubsgefühle am Helgoländer Ufer

Als Touristin in der eigenen Stadt in Moabit: Mit dem Schiff zur Arbeit fahren, davon hat man immer geträumt. Im Hotel Abion geht das.

Einer dieser Abende, an denen man Berlin fast alles verzeiht. Arrogante Kellner, grantige Busfahrer, meckernde Mitbewohner, Schienenersatzverkehr lässt man hinter sich, guckt nur nach vorn, auf die im Sonnenlicht schaukelnde Spree, das frische Grün am Uferrand, die platten Bärenfiguren auf der Brücke, die juchzenden Kinder im Fischerdorf, wie der neue Spielplatz am Spreebogen heißt. Am Helgoländer Ufer stellen sich Urlaubsgefühle ganz von allein ein. Fehlen nur die Hummerklippen. Ein kleines Mädchen radelt mit glitzernden Engelsflügeln vorbei, zwei alte Damen tragen Blümchen im Haar. Mäuse flitzen.

In Moabit wird der Feierabend an diesem Abend richtig gefeiert: Bier trinkender, rauchender, joggender, promenierender, tanzender, kinderwagenschiebender, picknickender, hängemattenschaukelnder, lächelnder Weise. Als gäb’s die böse Welt nicht mehr, nur noch das Hier, Jetzt und Himmelblau.

Und innen drin: petrol. Das Abion auf dem früheren Bolle-Gelände wurde gerade frisch gestrichen, Lobby und Zimmer wurden überholt – Vintage Industrial Chic, passend zur eigenen Geschichte. Am Spreebogen hatte der alte Bolle seine Meierei, ein Unternehmer mit Sinn für Marketing. Die Buchstaben seines gemütlichen Namens stapelte er zum Bimmel-Bolle-Männchen hoch, dem Milchmann mit der Glocke in der Hand. Genial. Auf den Fluren hängen Fotos der Pferdekutschen und Austräger, von denen einige noch Kinder waren. Das Zimmer, mit Holz, Eisen und Industrielampen verblüffend elegant möbliert, hält sich angenehm zurück. Keine scheußliche Kunst an der Wand, der Ausblick reicht. Das Fenster zur Spree lässt sich öffnen.

Bloß nicht zurück in die Welt

Wer mehr als den Feierabend feiern will, kann das in den Festsälen der alten Meierei tun, unter Kronleuchtern aus Milchflaschen. Eine Kuh, lebensgroß, steht vor der LPG auf dem Gelände, wo einen das Angebot an Milchersatz erschlägt: Kokos, Soja, Mandel, Hafer, Reis. Zum Frühstück im Hotel, unter historischem Backsteingewölbe, lieber ein Glas echte Buttermilch.

Die Gäste mögen sich nicht trennen, haben die Koffer schon gepackt und rausgerollt, da klammern sie sich noch mal am Geländer und am Ausblick fest. Bloß nicht zurück in die Welt.

Oder doch? Mit dem Schiff zur Arbeit fahren, davon hat man immer geträumt. Das Abion ist ein Hotel mit eigener Yacht und öffentlichem Bootsanschluss. Friedrichstraße? Der Schaffner lacht. Die kurze Strecke ist auf dem Ausflugsdampfer nicht vorgesehen, „das kann ich nicht abrechnen“. Und nu? „Gehen Sie hoch, suchen Sie sich ein schönes Plätzchen.“ Ach, Berlin. Es lebe die Unbürokratie.

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