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ICE-Werk Berlin-Rummelsburg.

© imago/Christian Ditsch

Update

ARD-Magazin "Kontraste": 80 Prozent der ICE nicht "voll funktionsfähig"

Kaputte Züge und fehlendes Personal: Das Magazin "Kontraste" berichtet über massive Mängel bei der Bahn. Das Unternehmen will Störungen künftig schneller beheben.

Nur jeder fünfte ICE-Zug fährt voll funktionsfähig durch Deutschland. Das geht aus internen Unterlagen der Deutschen Bahn vom Juni hervor, die dem ARD-Politikmagazin "Kontraste" vorliegen. Grund dafür ist, dass die Züge zu spät in die Werkstätten kommen. Dann bleibe oft nur Zeit für die sicherheitsrelevanten Reparaturen. Defekte Toiletten, nicht funktionierende Kaffeemaschinen und ausgefallene Klimaanlagen blieben dann zunächst kaputt.

Zugbegleiter bestätigen dem Magazin, dass Züge teilweise Wochen oder Monate mit denselben Mängeln unterwegs seien. „Ein System, das über Jahrzehnte auf Sparen getrimmt worden ist kollabiert nun“, kommentiert der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky.

Zusätzlich fehlen der Bahn aktuell rund 5.800 Mitarbeiter im „betriebskritischen Bereich“. Diese sind direkt für den Zugverkehr zuständig. Laut dem Papier fehlt es dem Konzern unter anderem an Lokführern, Instandhaltungskräften und IT-Spezialisten.

Bahn will Störungen schneller beheben

Ein Bahn-Sprecher erklärte, das Unternehmen wolle Wartung und Instandhaltung der Züge möglichst schnell verbessern. Dem Aufsichtsrat des Konzerns seien dazu „detaillierte und umfassende Vorschläge vorgelegt“ worden, teilte der Sprecher am Donnerstag mit. Das Kontrollgremium des Konzerns wollte am Nachmittag in Berlin zu einer zweitägigen Klausurtagung zusammenkommen. Über Ergebnisse soll am Freitag informiert werden. Interne Unterlagen kommentiere man „grundsätzlich nicht“, sagte der Sprecher. Er fügte hinzu, ein Zug gehe schon dann als „nicht fehlerfrei“ in die Statistik ein, wenn eine Wagentür defekt sei oder eine Kaffeemaschine nicht funktioniere. Klar sei aber auch: „Mit dem aktuellen Stand der Fehlerbeseitigung in unserer Zugflotte sind wir selbst nicht zufrieden.“ Deshalb wolle man „kurzfristig zusätzliche Ressourcen für die Wartung und Instandhaltung der Züge aufbauen“.

Pünktlichkeitsziel verfehlt

Auch sein selbst gestecktes Pünktlichkeitsziel hat der Bahn-Konzern gerissen: Für Oktober war ein Pünktlichkeitswert im Fernverkehr von 82 Prozent geplant - tatsächlich ist der Wert jetzt mit 73 angegeben. Das ursprüngliche Ziel hat der DB Konzern nun auf das Jahr 2025 verlegt.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) erwartet von der Bahn in diesem Bereich schon bald Besserung: „Ich möchte, dass es Fortschritte gibt schon im ersten Halbjahr 2019“, sagte er schon am Dienstag, bevor der Bericht veröffentlicht wurde. Auch im Schienengüterverkehr müsse es viel besser laufen: „Ich verstehe nicht, dass wir in wirtschaftlich prosperierenden Zeiten an manchen Stellen so viel Defizit einfahren.“

Über zusätzliche Investitionszuschüsse des Bundes an die Bahn ist nach Worten Scheuers noch nicht entschieden. „Erst werden wir Ziele und Maßnahmen formulieren, dann reden wir übers Geld“, sagte der Minister. An diesem Donnerstag und Freitag berät der Bahn-Aufsichtsrat über diese Themen.

DB-Chef Richard Lutz räumte diese Woche "Wachstumsschmerzen" durch Kapazitätsengpässe, ein erhöhtes Fahrgastaufkommen und zusätzlichen Güterverkehr auf den Strecken ein. Er will nun Tausende neuer Mitarbeiter einstellen. (tsp, dpa)

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