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Sonnenkönig vor dem Abschied: Wer Josef Ackermann 2012 auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank folgt, ist noch unklar.
© dapd

Spekulationen bei der Deutschen Bank: Ackermanns Erben

Im übernächsten Frühjahr ist für Josef Ackermann wahrscheinlich Schluss als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank. Die Wechselgerüchte um Bundesbankchef Axel Weber haben auch die Diskussion um Ackermanns Nachfolge angeregt.

Im übernächsten Frühjahr ist Schluss. Vermutlich. Mit einem herausragenden Ergebnis für das Geschäftsjahr 2011 könnte sich Josef Ackermann von den Aktionären feiern lassen und verabschieden. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben, denn in das abgelaufene Jahr 2010 sind alle möglichen Risiken und Belastungen gepackt worden – „so viel, wie technisch und rechtlich geht“, wie es in Bankkreisen heißt – damit Ackermann 2011 den angestrebten Gewinn von zehn Milliarden Euro erreicht. Zehn Milliarden zum Abschied. Wenn Ackermann, der gerade 63 geworden ist, einen Nachfolger findet. Bislang war die Suche zumindest in den eigenen Reihen nicht erfolgreich.

Sechs Männer bilden neben Ackermann den Vorstand der Deutschen Bank. Gewissermaßen der natürliche Kandidat ist Anshu Jain, Jahrgang 1963. In Frankfurt nennen sie ihn den „Geldmacher“. Denn Jain verantwortet das Investmentbanking, die mit Abstand profitabelste Sparte der Bank. Als wenn es nie eine Krise gegeben hätte, wird Jains Bereich in diesem Jahr etwa 6,5 Milliarden Euro zu den geplanten zehn Milliarden beitragen.

Fachlich wäre Anshu Jain, den Ackermann maßgeblich gefördert hat, die erste Wahl. Es gibt nur ein Problem: Jain ist Inder, arbeitet seit 15 Jahren in London und spricht kaum Deutsch. Der Chef der größten deutschen Bank aber ist nicht nur ein Banker, er ist auch der Chef-Lobbyist seines Unternehmens und muss den Kontakt mit der Politik pflegen. Daran zeigt Jain bislang wenig Interesse. Geld ist für ihn überhaupt kein Anreiz, er verdient jetzt schon mehr als Ackermann.

Jürgen Fitschen, 62 Jahre alt, verantwortlich für das Regionalmanagement, und Hermann-Josef Lamberti (IT) kommen wegen Alter und Ressortzuständigkeit nicht infrage. Hugo Bänziger, (Risikomanagement), ein Schweizer wie Ackermann, wird immer wieder genannt, gilt aber in Aufsichtsratskreisen als „komischer Vogel mit militärischen Umgangsformen“. Bleiben Stefan Krause (Finanzvorstand) und Rainer Neske (Privatkunden). „Krause macht einen guten Job“, heißt es im Aufsichtsrat, aber so richtig komme der 48-Jährige doch nicht in- frage. Eher schon Neske, mit 46 Jahren das jüngste Vorstandsmitglied. Neskes Bereich, sozusagen das klassische Filialgeschäft, zu dem inzwischen auch Postbank und Berliner Bank gehören, wird in diesem Jahr voraussichtlich einen Gewinn von 1,5 Milliarden Euro erzielen. Das ist nur ein Viertel des Investmentbankings, langfristig aber soll das bodenständige Kundengeschäft nach Ackermanns Willen noch stärker aufwerten.

Und ein externer Kandidat? Ein Chef namens Axel Weber wäre eine nahezu ideale Lösung, heißt es in Frankfurt. Und das, obwohl Weber kein gelernter Banker, sondern Wissenschaftler ist. Es stünde wieder ein Deutscher an der Spitze des Instituts, der zudem international einen hervorragenden Ruf genießt und bestens vernetzt ist. Allerdings hat er sich auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mehrfach kritisch über Ackermann geäußert, etwa über dessen Ruf nach staatlicher Unterstützung für die angeschlagene Branche. Privat sollen sich die beiden aber sehr gut verstehen.

Zeitlich passend käme der Wechsel jedenfalls: Josef Ackermanns Vertrag läuft noch bis zum Frühjahr 2013. Wenn Weber eine zweite Amtszeit bei der Bundesbank ablehnt, würde er dort spätestens im Frühjahr 2012 aufhören. Der Job wäre für Weber auch finanziell attraktiv: Sein derzeit vergleichsweise bescheidenes Jahresgehalt von rund 390 000 Euro bei der Bundesbank würde dann mindestens um das 30-fache steigen.

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