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Ein Airbus A380 des europäischen Flugzeugherstellers Airbus

© dpa/PA Wire/Andrew Matthews

Update

Europäischer Luftfahrtkonzern: Airbus verkündet Aus für weltgrößten Passagierjet A380

Airbus stellt die Produktion des Riesenfliegers A380 ein. Grund ist, dass der größte A380-Kunde Emirates seine Bestellung deutlich kürzt.

Airbus stellt die Produktion seines Riesenjets und Vorzeige-Flugzeugs A380 ein. Die letzte Auslieferung des weltgrößten Passagierjets sei für 2021 geplant, teilte der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern am Donnerstag in Toulouse mit. Grund für das Ende des Luftgiganten ist die schlechte Auftragslage - und eine Abbestellung der Großkundin Emirates. Auch in Deutschland werden Teile des Mega-Fliegers gefertigt. Das Aus für die Produktion hat Folgen für Beschäftigte hierzulande.

Der doppelstöckige Passagierjet hat Airbus schon länger große Sorgen bereitet. Zuletzt hatte kaum noch eine Fluglinie ein Modell geordert - im Gegenteil: Fluglinien stornierten ihre Bestellungen. Der Boeing-Rivale fuhr die Jahresproduktion zuletzt von zeitweise bis zu 30 Maschinen auf nur noch sechs Exemplare zurück.

Das Ende des Riesenjets trifft auch den Steuerzahler. In die Entwicklung des Flugzeugs flossen öffentliche Gelder - vor allem aus Frankreich, Deutschland und Spanien. Airbus versprach nun, dass das Projekt A380 nicht beendet sei - schließlich wolle man die vorhandene Flotte weiterhin unterstützen.

Die Entscheidung sei schmerzhaft, man habe viel Mühe, Geld und Schweiß in den weltweit größten Passagierjet gesteckt, sagte der scheidende Konzernchef Tom Enders bei der Bilanzvorlage in Toulouse, die gleichzeitig Enders Abschied nach sieben Jahren an der Spitze von Airbus markiert. „Aber im Geschäft dürfen wir unsere Entscheidung nicht auf Basis von Gefühlen oder Wünschen treffen, sondern basierend auf Fakten.“

Airbus kündigte an, in den nächsten Wochen Gespräche mit den Sozialpartnern bezüglich der 3000 bis 3500 Stellen weltweit aufzunehmen. Teile des Luftgiganten werden an Airbus-Standorten in Deutschland gefertigt - darunter vor allem Hamburg-Finkenwerder, aber auch etwa in Bremen und Stade. Auch Zulieferer wie die Augsburger Airbus-Tochter Premium Aerotec produzieren Bauteile. Montiert wird das Flugzeug dann im französischen Toulouse.

Wie viele Beschäftigte bundesweit von dem Produktionsstopp betroffen sind, konnte Airbus nicht sagen. Die meisten würden aber jetzt schon parallel an anderen Airbus-Jets arbeiten.

Was genau das Ende des A380 für die Beschäftigten bedeutet, ist noch unklar. Airbus gibt sich aber optimistisch. In der Vergangenheit habe es auch Umstrukturierungen gegeben und bis 2021 sei ja auch noch ein bisschen Zeit, erklärte Airbus-Kommunikationschef Rainer Ohler.

„Wir können heute natürlich noch nicht ausschließen, dass es mancherorts zu einschneidenden Maßnahmen kommt“, so Ohler. Das könne für manche Mitarbeiter auch einen Standortwechsel bedeuten. Zu den Zulieferern könne man jetzt noch nichts sagen.

Der Airbus-Betriebsrat und die IG Metall forderten den Erhalt aller Arbeitsplätze. Kündigungen, Standortschließungen oder ein Verkauf von Unternehmensteilen müssten tabu sein, forderte IG-Metall-Vorstand und Airbus-Aufsichtsrat Jürgen Kerner. Wie die geänderten Aufträge durch andere Flugzeugprogramme wie A350 oder A330 beschäftigungswirksam aufgefangen werden können, sei abzuwarten. „Die einzelnen Standorte sind sehr unterschiedlich betroffen“, sagte Kerner. Airbus müsse auch neue Projekte prüfen und ausgelagerte Arbeiten zurückholen.

Die britische Gewerkschaft Unite sprach von „einer bitteren Enttäuschung“ für die britische Luftfahrtindustrie. Man werde auf die Zusicherung von Airbus dringen, als Folge der Entscheidung keine Arbeitsplätze abzubauen.

An den Airbus-Standorten im Norden Deutschlands zeigte man sich zuversichtlich. Die Beschäftigten hätten dort durch die Modelle A320, A330 und A350 reichlich Arbeit, sagte Meinhard Geiken von der Hamburger IG Metall Küste. Auch aus Bremen und Stade kamen optimistische Töne.

Auch sinkende Nachfrage für Boeing747

Überraschend kommt das Ende des Prestigefliegers nicht. Vielen Airlines ist der Flieger zu groß, und er verbraucht zu viel Treibstoff - das ist nicht wirtschaftlich, vor allem wenn der Riesenjet nicht voll besetzt ist. Auch sind nicht alle Airports der Welt für den doppelstöckigen Flieger ausgerüstet.

Ausgelöst wurde das Ende für den Riesenjet von der arabischen Fluggesellschaft Emirates. Die mit Abstand größte A380-Kundin strich ihre Bestellung um 39 Maschinen zusammen. Nun wird Emirates bis 2021 noch 14 Jets in Empfang nehmen. Insgesamt will Airbus im laufenden Jahr acht, im nächsten Jahr sieben und im Jahr 2021 noch zwei A380 ausliefern.

Denn auch der Flugzeugfinanzierer Amedeo, der 20 A380 bestellt hatte, stornierte am Donnerstag seine gesamte Order. Und bei Airbus rechnet offenbar niemand mehr damit, dass die Auffanggesellschaft der russischen Fluglinie Transaero die einst bestellten drei A380 noch entgegennimmt.

Der A380 fasst bis zu 853 Passagiere, hat eine Reichweite von 15.200 Kilometern und ist gut 72 Meter lang. Seine Flügelspannweite liegt bei knapp 80 Metern. Die Planungen für den A380 begannen 1995, im Jahr 2000 fiel der offizielle Startschuss.

Den Erstflug absolvierte der Riesenvogel am 27. April 2005. Der kommerzielle Einsatz startete Ende Oktober 2007 mit einem Sonderflug zwischen Singapur und Sydney.

Das Aus für den A380 kommt nur wenige Tage nach dem 50. Geburtstag der Boeing 747. Der „Jumbo“ vom weltgrößten Flugzeugbauer Boeing revolutionierte damals die Luftfahrt und war viele Jahre das größte Passagierflugzeug der Welt, bis er vom A380 abgelöst wurde. Allerdings ist der „Jumbo“ mittlerweile auch ein Ladenhüter.

Wirtschaftlich steht Airbus aber trotz des Scheiterns seines Vorzeigefliegers gut da. Andere Flugzeuge sind sehr beliebt. Die kleineren Maschinen der A320-Familie sind vor allem in ihrer spritsparenden Neuauflage A320neo ein Kassenschlager. Im vergangenen Jahr konnte Airbus einen deutlichen Gewinnsprung erzielen. Unter dem Strich stand 2018 ein Gewinn von 3,05 Milliarden Euro - das waren 29 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. (dpa)

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