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Wirtschaft: Als Geschenk hat das Bügeleisen ausgedient

Berliner Händler berichten vom positiven Konsumklima zu Weihnachten – doch das ganze Handelsjahr ist damit nicht gerettet

Berlin - Die Kunden sind gekommen – und in diesem Jahr haben sie auch tatsächlich eingekauft. Von Euphorie will der Handelsverband BAG zwar nicht sprechen, „aber immerhin kann die Mehrheit der Einzelhändler im Vergleich zum Vorjahr erfreuliche Umsatzzuwächse verzeichnen“, sagte BAG-Hauptgeschäftsführer Johann Hellwege in Berlin. Da zum Fest immer mehr Geld und Gutscheine verschenkt werden, rechnet der Handel auch noch an den Tagen zwischen den Jahren mit starken Umsätzen. „Für den Einzelhandel sind diese viereinhalb Tage ein wichtiger Teil des Weihnachtsgeschäfts“, sagte der Sprecher des Hauptverbands des deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr. Zudem hofft der Einzelhandel, den Schwung aus dem Weihnachtsgeschäft mit ins neue Jahr nehmen zu können.

„Die Leute haben keine roten Preisschilder mehr in den Augen, wenn sie zum Einkaufen kommen“, hat Dirk Dzewas, Geschäftsführer bei Karstadt am Hermannplatz, beobachtet. Statt von den Preisen ließen sich die Kunden wieder von den Emotionen lenken. „Es wird nicht mehr gefragt, was kostet das, sondern was gibt es? Das Geschenk steht im Vordergrund, nicht mehr der Preis“, sagt Dzewas. Ergebnis: „Die Leute geben mehr Geld aus als im vergangenen Jahr – nicht für mehr, sondern für hochpreisige Artikel.“ Auffallend sei auch der Trend, paarweise oder gleich mit der ganzen Familie zu kommen, um sich gemeinsam etwas zu gönnen. So sei zum Beispiel die Nachfrage nach Fernsehern mit Flachbildschirm erstaunlich hoch – und das bei Preisen ab 2000 bis 2500 Euro aufwärts.

Sehr zufrieden ist Thomas Burmann, Filialleiter bei C&A am Kurfürstendamm. Auch er bemerkt einen Wandel im Konsumklima, „das Weihnachtsgeschäft liegt gut zehn Prozent über dem des Vorjahres“. Das stimmt ihn für 2005 „gedämpft optimistisch“.

„Wir werden das Weihnachtsgeschäft mit einem Plus abschließen“, sagt KaDeWe-Geschäftsführer Patrice Wagner. Das zweitgrößte Kaufhaus Europas hat erst vor wenigen Wochen im Erdgeschoss einen „Luxusboulevard“ mit Boutiquen von Louis Vuitton bis Bulgari eröffnet. „Mich freut vor allem, dass wir eine besonders gute Entwicklung bei den qualitativ hochwertigen Produkten haben“, sagte Wagner dem Tagesspiegel.

„Die Kunden lassen sich ausführlich beraten und greifen dann nicht nur bei den Sonderangeboten zu“, sagt eine Sprecherin vom Elektrodiscounter Makromarkt. Große Nachfrage herrschte bei digitalen Fotoapparaten und DVD-Playern. „Überrascht war ich vor allem, dass sich auch ältere Menschen für MP3-Player interessiert haben“, sagt die Sprecherin. MP3- Player sind kleine Musikspieler für die Hosentasche. Während Unterhaltungselektronik und Multimediageräte gefragt waren, blieben Elektrokleingeräte eher liegen. „Das Bügeleisen hat als Weihnachtsgeschenk ausgedient“, sagt die Sprecherin. Bei den Kleinen sind Ritter der Renner: „Alles was mit Rittern zu tun hat – Burgen, Pferde und Figuren – sind ein Selbstläufer“, berichtet Wolfgang Ehlers, Einkäufer bei Werken-Spielen-Schenken in der Steglitzer Schlossstraße. Doch der gute Jahresausklang wird den Handel in Deutschland auch in diesem Jahr nicht herausreißen. Unterm Strich rechnen die Verbände auch 2004 zum dritten Mal in Folge mit einem Umsatzminus im Vergleich zum Vorjahr. „Ende gut, alles gut, trifft für den Einzelhandel in diesem Jahr leider nicht zu“, sagte BAG-Hauptgeschäftsführer Hellwege. Der Umsatzrückgang werde bei nahezu einem Prozent liegen. „Wir hoffen, im nächsten Jahr einen Stillstand der Abwärtsbewegung zu erreichen.“

Ein gutes Weihnachtsgeschäft hat auch den Umsatzrückgang beim angeschlagenen Karstadt-Quelle-Konzern aufgefangen. „Die Lage ist ganz offenkundig günstiger als erwartet“, hieß es am Donnerstag aus Kreisen des Aufsichtsrats. Der Konzern habe sich dank guter Umsätze vor den Festtagen wieder „erholt“. Noch vor kurzem hatte Karstadt-Quelle mit einem Umsatzrückgang um sieben Prozent ein Wegbrechen der Verkaufszahlen in diesem Jahr befürchtet. Zahlen sollen aber erst am 11. Januar präsentiert werden.

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