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An den Sanktionen vorbei: Mit welchen Tricks russische Firmen deutsche Luxusautos ins Land holen
Will die russische Elite deutsche Luxuswagen fahren, dann kriegt sie die auch – trotz EU-Sanktionen. Eine Recherche zeigt, wie sich russische Superreiche und Autohändler an den Sanktionen vorbeimogeln.
Stand:
Wer in Russland einen schicken Luxuswagen fahren will, hat Pech. Denn wegen der Sanktionen der EU dürfen keine Neuwagen etwa aus Deutschland nach Russland verkauft werden. Eigentlich.
Recherchen des ZDF-Magazins „frontal“ und der NGO Forbidden Stories zeigen nun: Diese Sanktionen zu umgehen, ist allem Anschein nach ein Kinderspiel.
Auch deutsche Autos landen offenbar trotz der Sanktionen reihenweise bei russischen Superreichen. Mercedes, BMW, Porsche: Sie alle sind über russische Autohändler wie das Moskauer Unternehmen Berg Auto Premium in Russland erhältlich – und zwar auch in schicken Sonderanfertigungen. Das zeigt, dass die Wagen tatsächlich extra für die Käufer neu gefertigt werden und dann illegal ihren Weg nach Russland finden.
Der Trick, so wie ihn „frontal“ darstellt, ist folgender: Statt die Luxusautos direkt nach Russland zu liefern, werden sie vorerst in ein anderes Land bestellt, das von den Sanktionen nicht betroffen ist, und dann nach Russland überführt. Eine besonders große Rolle spielt hier offenbar Kirgisistan.
Die Autokratie in Zentralasien grenzt im Norden an Russlands Nachbarn Kasachstan. Guckt man sich die Importzahlen der vergangenen Jahre an, liegt nahe, dass Kirgisistan hier nicht nur für den eigenen Bedarf importiert.
Wert der Autoimporte in Kirgisistan laut „frontal“
- 2019-2021: 224 Millionen US-Dollar
- 2023: 2,8 Milliarden US-Dollar
Mit der Verschärfung der Sanktionen hat sich der Wert der importierten Autos aus den Jahren zuvor also mit einem Schlag vervielfacht. Noch dazu ist fraglich, ob die entsprechenden Autos überhaupt jemals in Kirgisistan waren. Das ZDF beruft sich auf einen Insider im kirgisischen Zoll, der angab, es würden einzig die Zolldokumente in Kirgisistan abgesegnet. Die Autos selbst würden ohne Umwege nach Russland verfrachtet.
Anscheinend ist das Ganze den deutschen Ermittlungsbehörden auch nicht neu. Der Zoll gibt „frontal“ gegenüber an, gegen Sanktionsverstöße vorzugehen. Auch gegen deutsche Autohändler wird nach ZDF-Informationen bereits ermittelt.
Um zu testen, wie einfach es ist, in Russland einen deutschen Luxusneuwagen zu bestellen, gab sich in der frontal-Recherche eine russische Journalistin im Telefonat mit dem Moskauer Autohändler Berg Auto Premium als potenzielle Käuferin aus. Dort versicherte man ihr, auch Sonderausstattungen und europäische Zertifikate seien kein Problem.
Porsche selbst gab an, man halte sich an die Sanktionsauflagen und habe keine Geschäftsbeziehungen zu dem russischen Autohändler. Die Autos müssten aus privaten Weiterverkäufen stammen. Auch die Bundesregierung habe schlicht erklärt: „Die Sanktionen gegen Russland sind wirksam.“
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