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Stromleitungen in Bayern.

© Foto: dpa/Nicolas Armer

Update

Angespannte Lage bei Energieversorgung: Bundesamt für Katastrophenschutz rechnet mit Stromausfällen im Winter

Regional kann es Experten zufolge im Januar und Februar zu kurzen Blackouts kommen. Viele Kommunen seien darauf nicht ausreichend vorbereitet.

Wegen der angespannten Lage bei der Energieversorgung wird es nach Einschätzung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in den kommenden Monaten zu Stromausfällen in Deutschland kommen, die über das bisherige Maß hinausgehen.

„Wir müssen davon ausgehen, dass es im Winter Blackouts geben wird“, sagte BBK-Chef Ralph Tiesler der „Welt am Sonntag“. „Damit meine ich eine regional und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung.“

Die Ursache sei dann allerdings nicht nur Energieknappheit, sondern auch das gezielte, zeitweise Abschalten der Netze durch die Betreiber, um die Netze zu schützen und die Gesamtversorgung nicht zu gefährden.

„Das Risiko dafür steigt ab Januar und Februar, so dass wir davon ausgehen, dass es von da an stellenweise für eine gewisse Zeit zu Unterbrechungen der Stromversorgung kommt“, sagte Tiesler.

Kommunen nicht ausreichend vorbereitet

Der BBK-Präsident kritisierte in diesem Zusammenhang, dass staatliche Stellen nicht immer ausreichend für Krisenlagen wie Stromausfälle gewappnet seien.

Ein Teil der Kommunen und Behörden sei „wirklich mustergültig“ aufgestellt, mit genauen Plänen und einer Sicherstellung der Stromversorgung durch Notstromaggregate vor Ort. „Andere stehen deutlich schlechter da, die sind nicht ausreichend vorbereitet. Das ist ganz unterschiedlich“, erklärte der Behördenchef.

Bundesnetzagentur: Erzwungene Abschaltungen unwahrscheinlich

Fiete Wulff, der Sprecher der Bundesnetzagentur, erklärte derweil, dass Deutschland „über eines der weltweit zuverlässigsten Stromversorgungssysteme“ verfüge. „Es gibt zahlreiche Mechanismen und Reserven zur Stabilisierung des Stromnetzes in angespannten Situationen“, sagte Wulff dem Tagesspiegel. „Die Bundesnetzagentur hält die Wahrscheinlichkeit für gering, dass erzwungene Abschaltungen im kommenden Winter erforderlich werden“, sagte er weiter.

Stadtwerke kritisieren Strompreisbremse aufgrund komplexer Umsetzung

Die Energiebranche hält unterdessen die von der Bundesregierung geplante Einführung der Strompreisbremse zum Januar weiter für nicht machbar. Der Stadtwerkeverband VKU bekräftigte in der „Bild“-Zeitung, die Preisbremse werde nicht früher als zum März starten können.

Grund sei die komplizierte technische Umstellung. „Wir kennen Stand heute noch keine Vorschriften, wir kennen die Regeln, die wir umsetzen sollen, noch nicht“, sagte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing.

„Für die Umsetzung der Strom- und Gaspreisbremse müssen wir massiv in komplexe IT-Abläufe eingreifen und brauchen dafür freie Kapazitäten bei spezialisierten IT-Dienstleistern.“

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Die Bundesregierung plant, dass für Strom für Haushalte wie bei der Gaspreisbremse ein Grundkontingent von 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs für einen Brutto-Preis von 40 Cent je Kilowattstunde bereitgestellt werden soll.

Zur Mitfinanzierung der Strompreisbremse sollen „Zufallsgewinne“ von Unternehmen auf dem Strommarkt rückwirkend ab 1. September abgeschöpft werden. Das betrifft etwa Produzenten von Ökostrom aus Wind und Sonne, die zuletzt von hohen Preisen an der Börse profitiert haben.

Verbraucherschützer warnen trotz Preisbremse vor Mehrkosten

Verbraucherschützer erwarten eine begrenzte Wirkung der Preisbremsen und fordern angesichts starker Preiserhöhungen der Versorger zusätzliche Hilfe für Bedürftige. „Gas wird trotz Bremse etwa doppelt so teuer bleiben wie in 2021“, sagte Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes vzbv, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Ramona Pop, Vorstandsvorsitzende der Verbraucherzentrale des Bundesverbandes (vzbv), spricht in einem dpa-Interview.
Ramona Pop, Vorstandsvorsitzende der Verbraucherzentrale des Bundesverbandes (vzbv), spricht in einem dpa-Interview.

© Foto: dpa/ Britta Pedersen

Ebenso warnen die Experten vor „Abzocke“ von Fernwärme-Kunden und fordern eine strengere Regulierung des Sektors. „Viele Fernwärmeanbieter sind maximal intransparent bei ihren Preisen und Preiserhöhungen“, sagte Ramona Pop, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) vom Samstag.

„Die Kartellbehörden müssen das unbedingt schärfer in den Blick nehmen, um Abzocke zu verhindern.“ Auch der Gesetzgeber sei gefordert, „den Fernwärmesektor viel verbraucherfreundlicher zu regulieren“.

Die vzbv-Chefin beklagte, es gebe schlicht keine genauen Vorgaben, welche Preissteigerungen bei der Fernwärme zulässig seien und welche nicht und wie die Kunden darüber informiert werden müssten. „Das ist ein echtes Dunkelfeld, und das entwickelt sich zu einem enormen Problem, gerade in Ballungsgebieten“, sagte sie.

Die Verbraucherschützerin plädierte zudem für preiswerteren Strom für Wärmepumpen. „Wenn das Heizen mit Gas, Öl oder Pellets am Ende des Tages erschwinglicher ist, wird die Beschaffung der sinnvollen, aber teuren Wärmepumpen natürlich abgewürgt“, sagte sie.

„Daher fordern wir eine Obergrenze für Wärmestrom-Tarife.“ Den Preis für „normalen“ Strom will die Ampel auf 40 Cent je Kilowattstunde deckeln. „Für Strom zum Heizen braucht es einen Deckel bei 30 Cent“, forderte Pop. (ame, AFP, dpa)

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