zum Hauptinhalt
Mutter der Porzellankiste. Die Stiftung Warentest rät zur Vorsicht: Anleger sollten nicht mehr als zehn bis 15 Prozent ihres Depotvermögens in Fremdwährungen anlegen. Foto: dpa

© dpa

Wirtschaft: Anlagen verzweifelt gesucht

Fremdwährungen wie Schweizer Franken oder norwegische Kronen erscheinen besonders lukrativ

In diesem Jahr erlebte der Schweizer Franken einen Höhenflug. Wer zum Beispiel aus privaten Gründen oft in der Schweiz war, erlebte diesen Aufstieg mit Schrecken. Zu Beginn des Jahres war der Euro etwa 1,30 Franken wert, im Sommer deprimierende 1,03 Franken. Der Grund war das innige Verhältnis institutioneller und privater Anleger zur Schweizer Währung. Da großes Interesse auf ein nur begrenzt vorhandenes Produkt stieß, stieg der Preis in irreale Höhen. Anfang September hat die Schweizer Nationalbank reagiert und lässt den Kurs seitdem nicht mehr unter 1,20 Franken pro Euro fallen. Sie druckt Geld und nimmt eine steigende Inflation in Kauf.

Das ist weniger von Übel als Tausende Tonnen unverkaufter Appenzeller-Käse oder Touristen, die im Winter lieber über österreichische Pisten wedeln. Die Stabilisierung erwischte die Währungskäufer auf dem falschen Fuß. Der Euro verteuerte sich innerhalb von Sekunden um fast 10 Prozent. Aber so ist das nun einmal. Fremdwährungen im Portfolio haben ihre Tücken.

Das bekam auch Ungarn zu spüren. In den vergangenen Jahren haben viele Häuslebauer und Verbraucher in Osteuropa Kredite in ausländischen Währungen – vor allem in Schweizer Franken – aufgenommen, um von niedrigen Zinsen zu profitieren. Doch dies erwies sich als fatal: Allein in den vergangenen zwölf Monaten ist der Franken gegenüber dem ungarischen Forint um 20 Prozent gestiegen, was viele Kreditnehmer in Bedrängnis brachte. Ein neues Gesetz soll Bankkunden in Ungarn nun bis Jahresende eine Ablösung der Franken-Kredite zu deutlich günstigeren Wechselkursen ermöglichen – auf den Kursverlusten bleiben die Banken sitzen. Bedingung ist allerdings, dass die Schuldner die gesamte Kreditsumme auf einmal zurückzahlen.

Das Karussell dreht sich also weiter, und andere Währungen geraten in den Fokus. So die norwegische Krone. Anleger investieren bei steigenden Staatsschulden und schleichender Geldentwertung ihr Spielgeld natürlich eher in Währungen solventer und wachsender Volkswirtschaften. Und die Anleger schwenken um. Denn: „Die alten Hartwährungen Pfund, Dollar, Yen und Euro sind die neuen Weichwährungen“, so Währungsexperte Michael Ott von der Commerzbank.

Besonders attraktiv für Käufer von Fremdwährungen – in Form von Währungskonten oder Staatsanleihen – scheint also jetzt das öl- und gasreiche Norwegen zu sein. Das Land ist – wie die „Wirtschaftswoche“ noch 2010 titelte – „Ein sicherer Hafen“ und für den Krisenfall gut gerüstet: Der norwegische Staatsfonds verwaltet etwa 350 Milliarden Euro. Es gibt aber leider keine großen Margen. Das Bankhaus Metzler erwartete noch im letzten Jahr ein Zubrot von drei bis vier Prozent, die Commerzbank bis Ende 2011 einen Zugewinn von mehr als fünf Prozent. Das hat sich nicht bewahrheitet. Seit Januar 2011 stehen Euro und Krone fast unverändert zueinander bei 1 zu 7,8, und Staatsanleihen bringen kaum mehr Zinsen als in Deutschland. Aber wie gesagt: Norwegen ist vor den Wellenschlägen der Märkte geschützt. Und das ist ja auch etwas wert.

Prinzipiell wenden sich Anleger momentan Währungen rohstoffreicher Staaten zu: „Wenn die Preise steigen, profitieren deren Devisen“ meint der Devisenstratege Christian Apelt von der Hessischen Landesbank. Der australische Dollar ist eine solche Rohstoffwährung. Aber auch seine Stärke hängt an der weltweiten Konjunktur. Wird das Wachstum schwächer, ordern Industrien weniger Rohstoffe. Zwangsläufig fallen die Preise und der Dollarkurs sinkt. Das führt in Australien zu erheblichen Währungsschwankungen. Die Kurve der letzten zwölf Monate erinnert an eine Berg- und Talfahrt: 1,42 australische Dollar für einen Euro gab es vor genau einem Jahr, 1,30 zu Beginn des Jahres, aktuell steht der Kurs bei 1,35.

Bleibt ein kurzer Blick nach Asien: „Der Singapur-Dollar entwickelt sich zum Schweizer Franken Asiens“, sagt Apelt. Der Stadtstaat verbucht seit langem Leistungsbilanzüberschusse. Im Zuge der Krise in Europa und Amerika erwarten Fondsmanager noch stärkere Kapitalzuflüsse, was die Währung weiter stärken dürfte. Aber auch hier gibt es einen Wermutstropfen. Kein anderer asiatischer Staat ist so abhängig von der Entwicklung der Weltwirtschaft. Leidet sie, kränkelt auch der Singapur-Dollar.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Sicherheit und Rendite stehen oft konträr zueinander. Währungskonten sind ein dorniges Feld, sichere Staatsanleihen bringen keine hohe Rendite. Die Stiftung Warentest empfiehlt jedenfalls Anlegern, die nachts ruhig schlafen möchten, nicht mehr als zehn bis 15 Prozent ihres Depotvermögens in Fremdwährungen anzulegen. Frank Wendler (mit dpa)

Frank Wendler (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false