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Noch kann Apples Kartendienst nicht mit Google mithalten

© afp

Goliath gegen Goliath: Apple plant nächsten Schlag gegen Google

Im Kampf um die digitale Vorherrschaft hat Apple nicht nur Youtube und Google Maps von seinen Geräten verbannt - auch Googles Suchmaschine soll verschwinden. Es könnte funktionieren, den Kampf auf diese Art zu gewinnen - aber das wäre sehr beunruhigend.

Apple macht Ernst: Google Maps und Youtube sind rausgeflogen aus dem neuen iOS 6 für iPhone und iPad – und bald ist die Suchmaschine dran. Mehr als 100 Millionen Handynutzer haben das neue System bereits heruntergeladen. Ein Schlag gegen Google, der über Jahre vorbereitet worden ist.

Dieser Schritt passe in Apples Strategie, sagt Markus Beckedahl, Netzaktivist und Mitglied im Medienrat des Berliner Abgeordnetenhauses. Der Trend sei beunruhigend: „Wir haben einen Verteilungskampf in einem Markt, wo sich wenige Player global aufstellen und alle am liebsten ihr eigenes unabhängiges Ökosystem aufbauen wollen.“ Google gibt sich bislang unbeeindruckt, man habe noch immer das beste Produkt auf dem Markt, sagt eine Sprecherin.

Doch Apple hat schon in der Vergangenheit seine Marktmacht eindrucksvoll bewiesen. Der Konzern hatte den Standard für Internetvideos, Flash, auf Smartphones im Alleingang beerdigt. Als der damalige Apple-Chef Steve Jobs 2010 den Verzicht von Flash für Apple bekannt gab, kam aus Fachkreisen nur Spott. Apple würde ohne Flash keine Smartphones verkaufen können. Die Kunden aber kauften trotzdem.

Ein Jahr später gab der Flash-Hersteller Adobe dann bekannt, dass Flash auf mobilen Geräten nicht mehr weiterentwickelt würde und im August dieses Jahres war dann sogar auf Googles Android-Handys Schluss. Und das, obwohl Android mit einen weltweiten Marktanteil von fast 60 Prozent, weit vor Apple mit knapp 20 Prozent liegt.

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Kann Apple nun Google mit den gleichen Mitteln bekämpfen wie Adobe? „Wir kommentieren unsere Strategien grundsätzlich nicht“, heißt es bei Apple lapidar. Doch Spuren haben sie hinterlassen: Schon vor drei Jahren deutete sich an, dass Apple einen eigenen Kartendienst aufbauen will. Das Unternehmen ging auf Einkaufstour und verleibte sich im Laufe der Zeit unter anderem C3 Technologies ein, die auf 3-D-Karten spezialisiert sind und warb einige Experten für digitale Karten von kleineren Unternehmen ab. Im Juni verkündete der Marktführer bei Navigationsprogrammen, TomTom, man habe einen weltweit gültigen Vertrag mit Apple geschlossen. Damit stand die Apple-Allianz gegen Googles Kartendienst.

Langfristig plant Apple offenbar noch mehr: der ganzen Suchmaschine Google soll es an den Kragen gehen. In China ist Baidu unangefochten Marktführer und in Russland ist die Suchmaschine Yandex die meistgenutzte. Bei den mobilen Apple-Produkten ist Baidu in China als Standard-Suchmaschine bereits voreingestellt. Auch in Russland wird Google wohl seinen Platz auf den iPhones und iPads verlieren und Yandex Platz machen.

In einer Vorabversion des iPhone-Betriebssystems für Softwareentwickler fanden sich Hinweise auf die russische Suchmaschine in Apples eigener Karten-App. Yandex stellt unter anderem Informationen über Straßen, Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants zur Verfügung. Und die Russen haben auch den deutschen Markt im Visier: Seit Juni arbeiten sie mit der deutschen Suchmaschine Metager zusammen.

„Es ist ein Wirtschaftskrieg, der zwischen Apple und Google stattfindet“, sagt der Metager-Sprecher Nikolaus Huss. In einer Koalition mit anderen Firmen könne Apple die Marktmacht Googles brechen. Ein möglicher Partner wäre Microsoft, da sie mit ihrer Suchmaschine „Bing“ das nötige Know-how mitbrächten. Microsoft lieferte auch schon Material für Apples Kartendienst und hat auf dem US-Suchmaschinenmarkt mittlerweile einen Anteil von fast einem Drittel. Dagegen ist Deutschland eindeutig noch Google-Land, Huss erwartet in naher Zukunft hierzulande keine großen Bewegungen.

Als der Start von Apples Kartendienst vergangene Woche schiefging und Nutzer über falsche Straßennahmen und Fehldarstellungen klagten, haben sie bei Google jedenfalls aufgeatmet: Nach Tagesspiegel-Informationen wird dort fieberhaft an einer neuen Karten-App für das iPhone gearbeitet. Apple bittet unterdessen um Geduld, man werde bald nachbessern – und auf die Geduld seiner Fans konnte Apple sich immer verlassen.

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