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Wirtschaft: Askania macht den Abflug am BER

Die Uhrenmanufaktur sieht ihre Existenz bedroht.

Berlin - Die Berliner Uhrenmanufaktur Askania hat ihre zwei Juweliergeschäfte am zukünftigen Hauptstadtflughafen BER sowie die Askania-Lounge am Flughafen Tegel verkauft. Das Unternehmen zog damit die Konsequenzen aus dem noch immer unklaren Eröffnungstermin des neuen Hauptstadtflughafens. „Unsere Investitionen, Personalkosten und Umsatzausfälle belaufen sich zusammen auf eine Million Euro“, sagt Leonard R. Müller, der Vorstandsvorsitzende der Aktiengesellschaft. „Weiter zu warten, hätte die Existenz von Askania akut gefährdet.“ Müller fühlt sich von der Flughafen-Betreibergesellschaft im Stich gelassen.

Zwar hat die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH einen Zwischenhändler aufgetan, der nun zunächst in Tegel und bald am BER die Uhren von Askania verkaufen wird. Durch die handelsüblichen Abschläge bei einer solchen Lösung wird Askania allerdings laut Müller am Ende rund zwei Drittel weniger Umsatz machen als geplant. Außerdem konnte Müller durch den Verkauf nur etwa die Hälfte seiner Kosten ausgleichen.

Jetzt, da es kein Geschäftsverhältnis zwischen Askania und dem Flughafen mehr gibt, will Müller rechtlich gegen den Flughafen vorgehen, um den Rest seines Geldes zurückzufordern. „Ich habe es sehr lange gut gemeint und auf ein gutes Ende gehofft“, betont der Uhrenfabrikant. Kleine Unternehmen wie Askania, die leicht austauschbar seien, lasse der Flughafen über die Klinge springen.

In Flughafenkreisen heißt es, dass die Flughafen-Betreibergesellschaft indes mit zwei größeren Dienstleistern still und heimlich Schadensersatzverträge abgeschlossen hätte. Flughafensprecher Ralf Kunkel widerspricht dieser Behauptung und lässt lediglich wissen: „Wir befinden uns mit allen Beteiligten in Gesprächen und werden unserer Verantwortung gerecht.“ Forderungen nach einem Hilfsfonds, wie ihn in der Vergangenheit bereits einige Händler gefordert hatten, weist Kunkel zurück: „Es gibt ja nicht einmal eine Klage gegen uns.“

Das will Askania bald ändern. Rechtsanwalt Ralf Leinemann, der eine Reihe von geschädigten Unternehmen am BER vertritt, bezweifelt allerdings, dass seine Mandanten am Ende 100 Prozent ihrer Schäden ersetzt bekommen. „Aber der Flughafen wird sich auch nicht ganz der Verantwortung seiner Zahlungspflicht entziehen können.“ Arne Bensiek

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