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Kunde vor einer Filiale des US-Motorradherstellers Harley-Davidson in New York City.

© AFP/Getty Images/Drew Angerer/Archiv

Update

Bourbon-Whiskey, Jeans und Motorräder betroffen: So will die EU Trump im Zollstreit zum Einlenken bewegen

Unmittelbar nach Inkrafttreten der von US-Präsident Trump verhängten Zölle setzt die EU eine Reihe von Gegenmaßnahmen in Gang. Es ist der faktische Beginn eines weltweiten Handelskonflikts.

Stand:

Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 Prozent sind in Kraft getreten. Auch bisher geltende Ausnahmen für Waren aus Ländern der Europäischen Union und anderen Staaten werden laut einer Anordnung des Republikaners von Februar, die nun gilt, ausgesetzt.

Die EU kündigte kurz nach Inkrafttreten der Zölle eine entschiedene Reaktion an. Wie die zuständige Europäische Kommission am Morgen mitteilte, sollen in einem ersten Schritt von April an wieder EU-Extrazölle auf die Einfuhr amerikanische Produkte wie Whiskey, Motorräder und Boote fällig werden.

Ab dem 1. April würden „starke, aber verhältnismäßige“ Zölle auf eine Reihe von US-Produkten erhoben, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie nannte die von den USA verhängten Zölle von 25 Prozent „schlecht für das Geschäft und noch schlechter für die Verbraucher“.

Von der Leyen zeigte sich bereit zu Verhandlungen mit den USA, um die Handelsstreitigkeiten auszuräumen: „Wir sind bereit, einen sinnvollen Dialog zu führen. Ich habe Handelskommissar Maros Sefcovic damit beauftragt, seine Gespräche wieder aufzunehmen, um bessere Lösungen mit den USA zu finden.“

Rund 10 Prozent aller Stahl- und 15 Prozent aller Aluminiumimporte in die USA kommen jüngsten Daten zufolge aus der EU. Beim Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl hieß es, die USA seien der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie.

Stahlzölle treffen auch Deutschland

Jüngsten Daten zufolge wird rund ein Viertel des von der Industrie in den USA verwendeten Stahls importiert. Bei Aluminium liegt der Wert bei mehr als 40 Prozent. Bei Sekundäraluminium, das aus recyceltem Material stammt, ist der Wert noch einmal deutlich höher. 

Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute für das Jahr 2024 vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko.

Verzinkte und aufgewickelte Metallbänder, sogenannte Coils, beim Stahlkonzern ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt.

© dpa/Kay Nietfeld/Archiv

Auch Deutschland und China rangieren demnach in den Top 10 der Herkunftsländer von Stahlimporten. Zudem stammt das meiste Aluminium, das in die USA importiert wird, aus Kanada.

Zuvor hatte Trump noch für Unruhe gesorgt, indem er Kanada mit einer Verdoppelung des Satzes auf 50 Prozent drohte, nachdem Ontario einen Aufschlag auf Stromexporte an die USA angekündigt hatte.

Der Ministerpräsident von Ontario, Doug Ford, stimmte jedoch nach Verhandlungen mit US-Handelsminister Howard Lutnick zu, das auszusetzen. Trump machte daraufhin einen Rückzieher.

Kanada und die USA legen Stromstreit vorerst bei

Trump hatte bereits vergangene Woche pauschale Zölle in Höhe von 25 Prozent für Waren aus Kanada und Mexiko verhängt. Kurz nach ihrem Inkrafttreten gewährte er jedoch einen einmonatigen Aufschub für bestimmte Produkte.

US-Präsident Donald Trump betreibt eine rigorose Zollpolitik.

© REUTERS/LEAH MILLIS

Konkret geht es dabei um Waren, die unter das nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen. Stahl und Aluminium fallen eigentlich unter bestimmten Bedingungen auch unter dieses Abkommen.

Es ist offen, wie sich das nun konkret in der Praxis gestalten wird. US-Medien zufolge herrscht auch bei den betroffenen Firmen große Unsicherheit. 

Trump argumentiert, exzessive Stahl- und Aluminiumimporte bedrohten die nationale Sicherheit der USA. Außerdem wirft er China vor, den weltweiten Markt mit billigem Metall zu fluten. 

Die neuen Zölle wecken böse Erinnerung an einen Handelskonflikt zwischen der EU und den USA während Trumps erster Amtszeit. Als Trump damals Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt hatte, reagierte die EU mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter. Während der Amtszeit von Joe Biden wurde ein Stillhalteabkommen geschlossen, das die Zölle entschärfte.

Die nun von der US-Regierung eingeführten Stahl- und Aluminiumzölle sind die ersten in Kraft tretenden Strafmaßnahmen seit dem Beginn von Trumps zweiter Amtszeit, die die EU direkt ins Visier nehmen.

Trumps eigentlicher Zoll-Rundumschlag gegen die europäischen Partner soll aber erst am 2. April folgen. Dann will der Republikaner seine sogenannten wechselseitigen Zölle vorstellen. Das bedeutet im Prinzip, dass die USA überall dort Zölle anheben werden, wo sie derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner. (dpa, Reuters, AFP)

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