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Die Preise für Lebensmittel sind im Dezember um fast fünf Prozent gestiegen – der höchste Anstieg seit mehr als vier Jahren.

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Update

Konjunktur 2012: Aus dem Wachstum wird eine Nullnummer

Die Wirtschaft ist 2012 nur verhalten gewachsen, im laufenden Jahr wird es nicht besser werden. Doch die solide Basis nutzt dem Staat - wenn auch nicht auf Bundesebene.

Die deutsche Wirtschaft startet mit einem enormen Handicap ins neue Jahr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte in den letzten drei Monaten 2012 im Vergleich zum Vorquartal um 0,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Dies wäre das deutlichste Quartalsminus seit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise Anfang 2009 – vorerst ist es aber nur eine Schätzung der Statistiker. Doch eine echte Rezession, also ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung über ein gesamtes Halbjahr, wird es nach Ansicht von Fachleuten nicht geben. Gleichwohl wird das Plus nur minimal bleiben – die Bundesregierung rechnet in ihrem Jahreswirtschaftsbericht für 2013 mit einem Zuwachs von 0,4 Prozent.

Im gesamten Jahr 2012 expandierte die deutsche Wirtschaft um 0,7 Prozent. Das bedeutet einen stetigen Rückgang gegenüber den beiden Vorjahren. Die waren allerdings auch geprägt von den Aufholeffekten nach der Krise. Angesichts der Krise in den meisten Euro-Staaten habe sich das Land damit als „sehr widerstandsfähig“ erwiesen, urteilte Roderich Egeler, der Präsident des Statistischen Bundesamtes. Der private Konsum und vor allem der Export waren die stärksten Stützen. Dagegen schrumpften die Investitionen deutlich – die Unternehmen zögerten offenbar angesichts der Schuldenkrise mit der Anschaffung neuer Maschinen und Geräte. Der Wert der neu produzierten Waren und Dienstleistungen lag bei 2645 Milliarden Euro. Die Verbraucherpreise stiegen um 2,0 Prozent nach 2,3 Prozent ein Jahr zuvor.

Die vergleichsweise gute Wirtschaftslage sorgte dafür, dass der gesamte Staat erstmals seit fünf Jahren mehr einnahm, als er ausgab. Bei 0,1 Prozent lag der Überschuss von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialkassen. Damit bleibt Deutschland zum zweiten Mal in Folge unter der Defizitgrenze des Maastricht-Vertrags von drei Prozent des BIP. Dies geht vor allem auf die hohen Steuereinnahmen und die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt zurück: Arbeitslosen-, Renten-, Pflege- und Krankenversicherung kamen zusammen auf einen Überschuss von fast 18 Milliarden Euro.

Eine so gute Lage der öffentlichen Finanzen kann kein anderes westliches Industrieland aufweisen. Schweden kam 2012 auf einen ausgeglichenen Haushalt, im Schnitt der Eurozone lag das Defizit bei 3,3 Prozent. Japan kommt auf ein Minus von 8,3 Prozent, die USA auf 8,5 Prozent.

2013 dürfte aber noch ein bisschen schwieriger werden als 2012. Die Bundesregierung halbierte ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von bislang einem Prozent auf nur noch 0,4 Prozent. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) will die Berechnung an diesem Mittwoch vorstellen. Mit einer ähnlichen Größenordnung rechnet auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. „Die Saat der für Deutschland viel zu niedrigen Zinsen geht auf“, befand er. Schon zu Jahresbeginn werde die Konjunktur wieder Fahrt aufnehmen, darauf deuteten Frühindikatoren wie etwa das Ifo-Geschäftsklima hin.

Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält dieses Muster für plausibel. Seit Mitte 2012 ebbe die Unsicherheit über die Euro-Krise ab und die Weltkonjunktur ziehe allmählich an, sagte Konjunkturchef Ferdinand Fichtner.

Einen echten Aufschwung sagen die Forscher aber erst für 2014 voraus – die Commerzbank etwa geht dann von einer um 2,5 Prozent höheren Wirtschaftsleistung aus. Hier ist die Bundesregierung vorsichtiger – sie stellt nur 1,6 Prozent in Aussicht. Derart langfristige Prognosen gelten unter Ökonomen aber ohnehin als recht unzuverlässig.

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