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Wirtschaft: Bahner fordern sieben Prozent mehr Geld

Der Konzern weist das als „absolut unrealistisch“ zurück, beschließt aber eine Erfolgsbeteiligung. Streiks wären im Sommer möglich

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Berlin - Der Milliardengewinn der Deutschen Bahn soll sich auch für die Mitarbeiter auszahlen. Die beiden größten Eisenbahnergewerkschaften Transnet und GDBA verlangen eine Anhebung der Gehälter um sieben Prozent. Das ist die höchste Forderung, die von einer Gewerkschaft bei einer der aktuellen Tarifrunden bisher gestellt wurde. Alexander Kirchner, Vorsitzender der Tarifgemeinschaft der beiden Gewerkschaften, sagte am Freitag in Berlin, die Beschäftigten hätten entscheidend zum Unternehmenserfolg beigetragen. Sie hätten in den vergangenen Jahren auf Einkommen und Urlaubstage für den Beschäftigungspakt verzichtet, der bis 2010 gilt. „Nun ist es an der Zeit, ihre Vorleistungen auch entsprechend zu honorieren“, sagte Kirchner.

Werner Bayreuther, Chef des bahninternen Arbeitgeberverbandes AG Move, nannte die Forderung eindeutig zu hoch. „Das würde unsere Wettbewerbsfähigkeit ernsthaft gefährden und könnte Arbeitsplätze kosten.“

Bahnchef Mehdorn hatte am Donnerstag eine Rekordbilanz des Konzerns vorgestellt. Vor Steuern und Zinsen verdiente das Unternehmen 2,5 Milliarden Euro. Selbst wenn einmalige Einnahmen herausgerechnet werden, bleiben 2,1 Milliarden Euro. Die Vorstandsmitglieder erhielten wegen der guten Entwicklung hohe Erfolgsprämien.

Der aktuelle Tarifvertrag für 134 000 tarifliche Bahnmitarbeiter läuft am 30. Juni aus. Bis dahin gilt auch die Friedenspflicht – das heißt, Arbeitskampfmaßnahmen wie Streiks sind ausgeschlossen. Der neue Tarifvertrag soll nach dem Willen der Gewerkschaft vor allem den niedrigeren Lohngruppen helfen – durch eine Mindestanhebung der Monatsgehälter um 150 Euro. Der Vertrag soll eine Laufzeit von zwölf Monaten haben. Das würde allerdings bedeuten, dass die Verhandlungen im kommenden Jahr genau in die Hochphase des von der Bahn angestrebten Börsengangs fallen würden. Das sei aber kein Problem der Tarifpolitiker, sagte Kirchner. „Derzeit besteht eher keine Bereitschaft für eine lange Laufzeit.“

Neben Transnet und GDBA will auch die Lokführergewerkschaft GDL einen Tarifvertrag für das Zugpersonal aushandeln. Dagegen wehrt sich allerdings derzeit die Bahn vor Gericht. Und auch die beiden großen Gewerkschaften lehnen das ab. Die GDL hatte zuletzt Gehaltserhöhungen von gut 30 Prozent gefordert.

Bahn-Vertreter Bayreuther kritisierte die Gewerkschaften. Zusammen mit dem Sockelbetrag liege die Forderung für die unteren Lohngruppen bei knapp neun Prozent. Schon die jüngste Forderung der Lokführer-Gewerkschaft GDL würde bei Einbeziehung der Forderungen zur Arbeitszeit einen Kostenanstieg von 40 Prozent bedeuten. „Das ist absolut unrealistisch, darüber verhandeln wir nicht“, sagte Bayreuther. Bei den Bahn-Konkurrenten seien die Lohnkosten um bis zu 25 Prozent geringer, zudem seien hier nur Lohnsteigerungen von zwei bis drei Prozent ausgehandelt worden. Bayreuther kündigte an, in den kommenden Wochen ein eigenes Angebot vorzulegen – „deutlich“ unter der Forderung der Gewerkschaften.

Bereits freuen können sich die Bahnbeschäftigten auf eine Erfolgsbeteiligung. Wie der Tagesspiegel aus Bahnkreisen erfuhr, liegt sie bei 200 Euro. Transnet-Chef Norbert Hansen hatte Mitte der Woche im Tagesspiegel-Gespräch gesagt, er gehe von dieser Größenordnung aus. Die Beteiligung habe der Vorstand beschlossen, obwohl einer Vereinbarung mit den Gewerkschaften zufolge nur 100 Euro fällig gewesen wären, hieß es in den Kreisen. Verwenden die Beschäftigten die Prämie komplett für die Altersvorsorge, fließen 220 Euro.

Ende des Jahres läuft außerdem der Tarifvertrag aus, den Transnet und GDBA für 15 000 Beschäftigte bei privaten Eisenbahnen abgeschlossen haben. Kirchner kündigte an: „Wir werden uns dort daran orientieren, was bei der Bahn herausgeholt werden kann.“

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