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Teure Hochtechnologie. Biotechfirmen sind auf externe Geldgeber für ihre Forschung angewiesen.

© Reuters

Zu wenig Unterstützung: Biotechfirmen sind enttäuscht von der Regierung

Die Zahl der Firmen und Mitarbeiter steigt. Trotzdem blickt die junge Branche skeptisch ins Jahr 2013 - auch wegen der anstehenden Bundestagswahl.

Berlin - Eigentlich geben die Zahlen keinen Anlass zu Pessimismus: Die Biotechbranche in Deutschland wächst seit Jahren kontinuierlich. Auch 2012, so schätzt der Branchenverband Bio Deutschland, sind es wieder mehr Unternehmen, Mitarbeiter und Umsatz geworden. Dennoch weist die Konjunkturumfrage für 2013 unter 143 Mitgliedsfirmen, die der Verband am Montag in Berlin vorstellte, nach unten. Nur noch 44 Prozent der Firmen schätzen die künftige Geschäftslage günstiger als die aktuelle ein, vier Prozentpunkte weniger als 2011. Auch die Beschäftigung dürfte demnach weniger stark steigen als im Vorjahr. Der Verband verweist auf die unsichere konjunkturelle Lage wegen der Schuldenkrise, aber auch auf Enttäuschung über die Politik. „Der Optimismus aus dem Wahljahr 2009 ist verflogen“, sagte Bio-Deutschland-Geschäftsführerin Viola Bronsema.

Denn, so kritisiert der Verband, die Bundesregierung habe ihre Versprechen nicht erfüllt, auf die besonders die vielen kleinen und mittleren Unternehmen gesetzt hätten. So gebe es noch immer keine steuerliche Forschungsförderung in Deutschland, auch eine Förderung der grünen Gentechnik habe nicht stattgefunden. „Die Absichten der Bundesregierung waren gut, sie sind aber nicht umgesetzt worden“, kritisierte Bronsema. Auch die Mitgliedsumfrage zeigt eine wachsende Unzufriedenheit mit der Regierung:18 Prozent der Firmen schätzen das politische Klima als schlecht ein, 2011 waren es noch 15 Prozent.

Zudem hatte es 2012 in der Branche, deren rund 550 Firmen etwa an Pflanzen (grüne Biotechnologie), medizinischen Produkten (rote Biotechnologie) und industriellen Stoffen (weiße Biotechnologie) forschen, einige Rückschläge gegeben. So verlegte der Chemiekonzern BASF seine Gentechnik-Sparte aus Deutschland in die USA. Bei drei Biotechfirmen stellten sich medizinische Substanzen als nicht wirksam heraus.

Dennoch wollen 54 Prozent der Firmen ihre Investitionen konstant lassen, 44 Prozent wollen sie erhöhen. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass sich 2012 die Finanzierungslage verbessert hat. Die Biotechunternehmen, die stark auf externe Geldgeber angewiesen sind, konnten im vergangenen Jahr 300 Millionen Euro einwerben – mehr als doppelt so viel wie 2011. Rund 100 Millionen wurden über die Börse generiert, der Rest über private Geldgeber wie etwa SAP-Gründer Dietmar Hopp. „Das Niveau von 2010 mit mehr als 650 Millionen Euro ist dennoch weit entfernt“, sagte Bio-Deutschland- Vorstand Peter Heinrich. In Berlin und Brandenburg, wo es 89 Biotechfirmen mit gut 2000 Beschäftigten gibt, konnten Mologen, Codon und Silence Therapeutics zusammen mehr als 35 Millionen Euro einwerben. Zudem gab es eine Übernahme: Der Pharmakonzern Merck kaufte die Berliner Biochrom AG.Jahel Mielke

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