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Die Industrielle und Förderin Johanna Quandt 2014 in der Paulskirche in Frankfurt am Main.

© picture alliance / dpa

Großindustrielle: BMW-Erbin Johanna Quandt ist tot

Im Alter von 89 Jahren ist die gebürtige Berlinerin Johanna Quandt verstorben. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern hielt sie fast 47 Prozent der Anteile am Autokonzern BMW.

Eine der einflussreichsten und gleichzeitig unsichtbarsten Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft ist tot. Wie am Mittwoch bekannt wurde, verstarb am vergangenen Montag Johanna Quandt am Sitz der Familie in Bad Homburg. Die gebürtige Berlinerin wurde 89 Jahre alt. Vor allem als Aktionärin von BMW – gemeinsam mit ihren Kindern Susanne und Stefan hielt Johanna Quandt fast 47 Prozent der Anteile an dem Autohersteller – ist die Familie bekannt geworden. Doch auch als Stifterin eines Preises für herausragenden Wirtschaftsjournalismus und als Förderin der Berliner Charité machte sich Johanna Quandt einen Namen.

Ein Großvater der 1926 in Berlin geborenen Johanna Maria Bruhns hatte den Lehrstuhl für Hygiene am der Friedrich-Wilhelm-Universität von Robert Koch übernommen. Johanna begann eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin, die sie im Krieg abbrechen musste. Von Mitte der 1950er Jahre an arbeitete sie dann im Büro des Industriellen Herbert Quandt und wurde dessen persönliche Assistentin. 1960 heiratete sie den 16 Jahre älteren Quandt; es war dessen dritte Ehe.

Herbert Quandt gehörte einer Industriellenfamilie an, deren Anfänge zurückreichen in eine Pritzwalker Tuchfabrik in den 1880er Jahren, und die zeitweise an 200 Unternehmen beteiligt war. Zu Herbert Quandts Portfolio gehörten unter anderem Varta sowie Daimler-Benz und BMW. In die westdeutsche Wirtschaftsgeschichte ging Herbert Quandt ein, als er dem 1959 schwer angeschlagenen BMW-Konzern nicht nur treu blieb, sondern sogar seinen Anteil erhöhte. Eine Übernahme von BMW durch Daimler war damit vom Tisch. Und in den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Münchener Unternehmen zu einer profitablen Perle.

Allein in diesem Jahr wurden Johanna Quandt und ihren beiden Kinder für die BMW-Aktien eine Dividende von gut 800 Millionen Euro ausgezahlt. Nach Angaben des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ verfügen die drei inzwischen über ein phantastisches Vermögen: Susanne Klatten (geb. Quandt) wird in der Statistik mit 18,5 Milliarden Dollar „bewertet“, ihr Bruder Stefan kommt auf 16,4 Milliarden und die verstorbene Mutter auf 14,2 Milliarden Dollar.

Ebenso wie ihr Ehemann Herbert scheute Johanna Quandt die Öffentlichkeit. Herbert, der seit der Kindheit an einem schweren Augenleiden litt, und dem die Ehefrau deshalb vorlesen musste, starb 1982. Die Witwe übernahm die Mandate in diversen Aufsichtsräten der Beteiligungsunternehmen, aus denen sie sich 1997 zurückzog. Sie gründete die Johanna-Quandt-Stiftung, die alljährlich den „Herbert-Quandt-Medien-Preis“ vergibt, und die Stiftung Charité. Die Uniklinik in Frankfurt am Main förderte sie ebenso wie das Berliner Institut für Gesundheitsforschung. „Ihr bleibendes Verdienst ist die Gestaltung und Begleitung des Generationenübergangs in der 132-jährigen Geschichte der Familie Quandt“, hieß es in einer Mitteilung der Familienholding.

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