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US-Präsident Donald Trump bei der Ankündigung weltweit geltender Strafzölle im Rosengarten des Weißen Hauses.

© AFP/BRENDAN SMIALOWSKI

Update

China kritisiert „typisch einseitige Art der Schikane“: Trump kündigt Zölle „für Länder in der ganzen Welt“ an

US-Präsident Trump verschärft seinen ohnehin schon drastischen Zollkurs. Handelspartnern macht er eine harte Ansage. Die EU bereitet Gegenmaßnahmen vor, China ist erbost.

Stand:

US-Präsident Donald Trump setzt seine aggressive Handelspolitik fort und bringt ein neues weitreichendes Zollpaket auf den Weg. Er werde ein System wechselseitiger Zölle „für Länder in der ganzen Welt“ einführen, sagte der Republikaner am Mittwoch im Rosengarten des Weißen Hauses.

„Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem die amerikanische Industrie wiedergeboren wurde, als der Tag, an dem Amerika sein Schicksal zurückerobert hat, und als der Tag, an dem wir begonnen haben, Amerika wieder reich zu machen“, sagte Trump. Dies sei einer der wichtigsten Tage in der US-Geschichte. Das „goldene Zeitalter“ der USA komme zurück.

Für Importe aus der EU gibt Trump Zölle in Höhe von 20 Prozent bekannt. Dies geht aus einer Tabelle hervor, die er bei der Ankündigung der Maßnahmen hochhält.

Ein Handelskrieg mit der Europäischen Union scheint nun unausweichlich – die neuen Strafabgaben dürften die Weltwirtschaft ins Wanken bringen, die EU bereitet bereits Gegenmaßnahmen vor.

„Wir finalisieren bereits das erste Maßnahmenpaket als Reaktion auf die Stahlzölle und bereiten nun weitere Maßnahmen vor, um unsere Interessen und Unternehmen zu schützen, falls die Verhandlungen scheitern“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Rande eines Gipfeltreffens mit Staats- und Regierungschefs zentralasiatischer Staaten in Usbekistan.

Zugleich betonte die deutsche Spitzenpolitikerin, es sei noch nicht zu spät für Verhandlungen und appellierte an die US-Seite, sich auf Gespräche einzulassen. Ziel müsse es sein, Handelshemmnisse abzubauen und nicht, sie zu erhöhen.

Drastische Strafabgaben für China

Besonders hart dürften die neuen Zölle China treffen - das Land, mit dem die USA das größte Handelsdefizit haben. China muss mit neuen Aufschlägen von 34 Prozent rechnen.

Diese Aufschläge gelten zusätzlich zu bereits erhobenen Zöllen: Seit dem 4. März gelten zusätzlich Zölle von 20 Prozent auf chinesische Importe in die USA. Der neue Zusatzzoll auf chinesische Importe beläuft sich damit auf insgesamt 54 Prozent.

Die wechselseitigen Zölle, die auf „subjektiven und einseitigen Einschätzungen der USA“ beruhten, stünden nicht im Einklang mit den internationalen Handelsregeln, kritisierte das chinesische Handelsministerium.

„Rechte und Interessen der betroffenen Parteien“ würden untergraben, es handele sich um eine „typisch einseitige Art der Schikane“. Die Behörde forderte die US-Regierung auf, ihre Zölle unverzüglich aufzuheben und Differenzen im Dialog zu lösen.

Goldpreis legt zu, Tech-Aktien geben nach

Der Goldpreis legt nach der Zollankündigung von US-Präsident Donald Trump zu. Der Preis für eine Feinunze steigt zunächst um 0,7 Prozent auf 3133,57 Dollar. „Die Vergeltungszölle sind deutlich aggressiver als erwartet“, sagt der unabhängige Metallhändler Tai Wong. „Die Aussichten für Gold sind hier hervorragend, mit 3200 Dollar als neuem kurzfristigen Ziel.“

US-Präsident Donald Trump hält eine Tabelle während einer Veranstaltung im Rosengarten mit dem Titel „Make America Wealthy Again“.

© AFP/BRENDAN SMIALOWSKI

Die Aktien großer Technologiekonzerne geben im nachbörslichen US-Handel zunächst deutlich nach. Apple fällt um 6,1 Prozent, Microsoft um zwei Prozent und Nvidia um 4,7 Prozent. Amazon gibt fünf Prozent nach, Meta fällt ebenfalls 4,7 Prozent und Tesla 5,9 Prozent. Für Alphabet geht es drei Prozent runter, für Alibaba 3,9 Prozent und für Netflix 2,8 Prozent.

„Tag der Befreiung“

Der Republikaner hatte den Tag der Verkündung vorab als „Tag der Befreiung“ angepriesen und die Verhängung wechselseitiger Zölle angekündigt. Das bedeutet im Prinzip, dass die USA überall dort ihre Zölle entsprechend im Verhältnis anheben, wo sie derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner.

Trump setzt seit dem Wiedereinzug ins Weiße Haus – ähnlich wie in seiner ersten Amtszeit – im großen Stil auf Zölle. Er verhängte bereits Strafabgaben auf alle Aluminium- und Stahlimporte, brachte Zölle in Höhe von 25 Prozent auf importierte Autos und Autoteile auf den Weg, führte erhöhte Zölle auf alle Waren aus China ein und nahm seine Nachbarn Kanada und Mexiko ins Visier. Gerade die Autozölle treffen Europa und den deutschen Markt schwer.

Zölle haben Folgen für Verbraucher

Ein Importzoll funktioniert ähnlich wie eine Steuer. Sie muss vom importierenden Unternehmen gezahlt werden - in diesem Fall also von den Unternehmen in den USA. Es gilt als wahrscheinlich, dass die importierenden Firmen die höheren Kosten nicht einfach selbst übernehmen.

Sie dürften sie an die Verbraucher weitergeben – die Preise steigen so, und die Inflation könnte wieder angeheizt werden.

Trumps Ziel ist, US-Unternehmen davon abzuhalten, Produkte aus dem Ausland einzuführen. Das soll langfristig den Produktionsstandort USA fördern.

Da mit Gegenzöllen gerechnet wird und auf die exportierenden Unternehmen Umsatzeinbußen zukommen dürften, könnte dies zu einem Rückgang der Produktion und möglichen Stellenstreichungen führen, was die Wirtschaft insgesamt belasten kann.

Ein eskalierender Handelskonflikt zwischen den USA und der EU wird daher auch für deutsche Verbraucher deutlich spürbare Auswirkungen haben.

Außenhandelspräsident: „Das werden wir spüren“

Außenhandelspräsident Dirk Jandura erwartet negative Folgen für die deutsche Wirtschaft. „Ich sage es ganz offen: Das werden wir spüren“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) am Mittwochabend der Nachrichtenagentur Reuters.

„Die Zölle werden wir in Preissteigerungen umsetzen müssen, und das bedeutet in vielen Fällen einen Umsatzrückgang.“ Bei kleineren Unternehmen, die schon geschwächt aus den letzten schwierigen Jahren gekommen seien, könne das auch das Aus bedeuten. Damit treffe es dann auch deren Arbeitnehmer.

EU-Handelspolitiker: Wir werden nicht klein beigeben

Der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament erwartet ebenfalls schwerwiegende negative Konsequenzen, gibt sich aber kämpferisch. „Diese ungerechtfertigten, illegalen und unverhältnismäßigen Maßnahmen können nur zu einer weiteren Eskalation und einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale für die USA und die Welt insgesamt führen“, sagte der deutsche SPD-Politiker Bernd Lange.

Trump möge von einem Tag „Tag der Befreiung“ sprechen, aus der Sicht des Normalbürgers sei es allerdings eher ein „Tag der Inflation“.

Diese ungerechtfertigten, illegalen und unverhältnismäßigen Maßnahmen können nur zu einer weiteren Eskalation führen.

Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im EU-Parlament

Mit Blick auf die möglichen Antworten auf die Zoll-Politik von Trump sagte Lange: „Alle betroffenen Länder müssen geschlossen reagieren und eine klare Botschaft an die USA senden, um diesem Zollwahnsinn ein Ende zu setzen.“ Als EU werde man nun prüfen, welche Instrumente im Werkzeugkasten am besten geeignet seien.

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bezeichnet die US-Zölle als „falsch“. Sie hoffe vielmehr auf eine Zusammenarbeit der USA und Europas, um einen Handelskrieg zu vermeiden, sagt sie. Dieser würde den Westen schwächen.

Verband der Chemischen Industrie warnt vor Eskalation

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) warnt indessen vor einer Eskalation. „Wir bedauern die Entscheidung der US-Regierung“, erklärte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup am Mittwochabend. „Jetzt gilt es für alle Beteiligten, einen kühlen Kopf zu bewahren. Eine Eskalationsspirale würde den Schaden nur vergrößern.“

Deutschland dürfe „nicht zum Spielball eines ausufernden Handelskrieges werden“, fuhr der VCI-Hauptgeschäftsführer fort. Die Europäische Union müsse in ihrer Reaktion „flexibel und im engen Dialog mit Washington“ bleiben.

Die Bundesregierung müsse auch dazu beitragen, dass Brüssel mit einer Stimme für die EU spreche. „Europa braucht ein starkes Mandat, auch im Interesse der deutschen Industrie.“ Das Ziel müsse eine „beidseitig faire Lösung“ für Europa und die USA sein.

Britischer Minister: Bleiben „ruhig und entschlossen“

Großbritannien wird Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds zufolge angesichts der US-Zölle „ruhig und entschlossen“ bleiben, ein Wirtschaftsabkommen mit den USA anzustreben. „Wir haben eine Reihe von Instrumenten zur Verfügung und werden nicht zögern zu handeln“, heißt es in einer Erklärung.

Darin weist Reynolds auch darauf hin, dass die USA der engste Verbündete des Königreichs seien. Die USA haben für Großbritannien Zölle von zehn Prozent vorgesehen.

Australien wird Ministerpräsident Anthony Albanese zufolge auf Vergeltungszölle verzichten. „Wir werden weiterhin mit Nachdruck dafür eintreten, dass diese ungerechtfertigten Zölle für unsere Exporteure aufgehoben werden“, sagte er.

Die von den USA angekündigten Aufschläge seien „nicht die Tat eines Freundes“. Die Maßnahme werde die Kosten für amerikanische Haushalte in die Höhe treiben. (dpa, Reuters, AFP)

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