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Kataris in Doha inspizieren ein Stadtmodell. In Deutschland suchte Katar bisher vor allem Baufirmen. Das ändert sich.

© Marco Urban

Berlin Forum: Den Mittelstand im Blick

Das Emirat wünscht sich langfristige Zusammenarbeit und hat sich an deutschen Konzernen beteiligt

Von Muhamad Abdi

Das Emirat Katar will kräftig in Deutschland investieren. Von einer steuerfreien Zone in Katar bis Investitionen in kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland reichen die Themen des Berliner Forums am kommenden Freitag. Rund 1000 Teilnehmer erwartet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) bei der hochkarätig besetzten "Deutsch-Katarischen Wirtschafts- und Investitionskonferenz" in Berlin. Die Veranstaltung, die der DIHK gemeinsam mit der Qatari Business Association im Maritim Hotel organisiert, eröffnen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Katars Emir Tamim bin Hamad Al-Thani.

"Digitalisierung, Nahrungsmittelindustrie, Recycling, und die Energiewirtschaft. Das alles interessiert uns. Wir werden in allen Bereichen in mittelständische Unternehmen investieren", sagte Saoud bin Abdulrahman Al Thani, Botschafter Katars in Deutschland, am Dienstag bei der Vorstellung des Programms. "Wir wollen mit diesen Firmen nicht nur eine Partnerschaft und Gewinn machen, sondern wir wollen auch von ihnen lernen", sagte der Botschafter und betonte die Langfristigkeit der Beziehungen. Ein Abkommen für die Regulierung und Sicherheit der Eisenbahnen wird zwischen der Deutschen Bahn und dem Verkehrsministerium in Katar unterzeichnet werden.

Katar, der weltgrößte Exporteur von verflüssigtem Erdgas, ist schon an zahlreichen deutschen Unternehmen beteiligt – zum Beispiel an Volkswagen, der Deutschen Bank, Siemens und Hochtief. Das Ziel des Forums ist aber vor allem die Zusammenarbeit mit kleineren Firmen.

Der katarische Premier und sein Kabinett werden eine rund 400-köpfige Delegation aus dem Emirat anführen. Im Rahmen der ganztägigen Konferenz stellen sie die wirtschaftliche Entwicklung des Staates und die damit verbundenen Investitionsvorhaben sowie Großprojekte vor. Wegen der politische Krise in der Region hätten manche deutsche Unternehmen allerdings Angst vor einem Investment in Katar, sagte Volker Treier aus der Hauptgeschäftsführung des DIHK. Doch viele Unternehmen gingen vor Ort ohne Probleme ihren Geschäften nach, "deswegen sagen wir, die Arbeit da ist sicher", sagte Treier auf der Pressekonferenz.

Das Emirat stellt auf dem Katar-Deutschland Business and Investment Forum in Berlin zudem das Konzept der Qatari Free vor. Diese Freihandelszone ermöglichst es internationalen Unternehmen, steuerfrei Töchterfirmen in Katar zu eröffnen. Treier sprach von einem "neuen Marathon", der mit dem Hamad Hafen und der Freihandelszone gestartet worden sei. "Es ist ein neues Geschäftsmodell in der Region".

Das Forum findet in diesem Jahr zum neunten Mal statt und fand zuvor in London, Paris und New York statt. Bereits 2013 gab es die Veranstaltung in Berlin. Die Bundesrepublik ist einer der wichtigsten Geschäftspartner Katars.

Die Handelsaktivitäten zwischen beiden Ländern lagen im Jahr 2017 bei rund 1,9 Milliarden Euro. Die Investitionen von Katar in Deutschland summierten sich im gleichen Jahr auf 22 Milliarden Euro. Es wird erwartet, dass das diesjährige Forum die Zusammenarbeit zwischen den Ländern vertiefen wird. Insbesondere im Hinblick auf die wirtschaftliche Diversifizierung Katars und die Vorbereitungen für die Fifa-Weltmeisterschaft 2022 werden Themen wie wirtschaftliche Sicherheit, Projektfinanzierung und Investitionssicherheit besprochen. Katar wird seit Jahren von Menschrechtsorganisationen wegen der Arbeitsbedingungen auf Baustellen, insbesondere auch in Fußballstadien, scharf kritisiert.

Neben wirtschaftlichen Themen soll es bei dem Forum auch um Bildung gehen.  So will Katar zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München in den nächsten zwei Jahren eine Hochschule in der Hauptstadt Doha aufbauen.

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