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Wirtschaft: Der Kollaps droht im dritten Quartal

KUALA LUMPUR (mg/HB).Asiens Exportwirtschaft kämpft mit einem neuen Problem: Weil seit Monaten die Importe einbrechen und die Exporte in jüngster Zeit anziehen, herrscht in den großen Häfen der Region ein eklatanter Container-Mangel.

KUALA LUMPUR (mg/HB).Asiens Exportwirtschaft kämpft mit einem neuen Problem: Weil seit Monaten die Importe einbrechen und die Exporte in jüngster Zeit anziehen, herrscht in den großen Häfen der Region ein eklatanter Container-Mangel.Die Schiffe aus Asien sind schwer beladen, doch auf dem Rückweg nach Fernost herrscht an Deck gähnende Leere.In den Häfen mangelt es an Frachtbehältern.Spediteure, Rohstoffhändler und große Exportfirmen suchen händeringend Stauraum für ihre Ausfuhren.

Der Engpaß hat am 1.Juli - zum zweiten Mal in diesem Jahr- zu einer spürbaren Anhebung der Frachtraten geführt.Die Far Eastern Freight Conference, ein Zusammenschluß führender Schiffahrtslinien, die 70 Prozent der Seefracht zwischen Europa und Asien kontrollieren, hob die Preise für Transporte aus Indonesien, Thailand, Malaysia, Vietnam und Taiwan wegen der Container-Knappheit drastisch an.Der Preis für einen 20-Fuß-Container ab Thailand und Indonesien stieg um 300 Dollar.Schon hat die Vereinigung der Spediteure von Singapur, der National Shippers & Co Council zum Kampf gegen die hohen Frachtraten aufgerufen.

Deutsche Spediteure vor Ort berichten, daß selbst große asiatische Exporteure, die sonst nur mit den Reedern direkt verhandeln, um günstige Frachtraten auszuhandeln, jetzt auch bei den Transportfirmen anklopfen, weil sie verzweifelt nach Frachtraum suchen.Das treibt die Preise weiter.Einige Reeder verlangen mittlerweile sogar einen Aufpreis von 300 Dollar für die Beschaffung eines Containers.

Für die darniederliegende Exportindustrie in Indonesien, die ohnehin kaum ihre Ausfuhren finanzieren kann, ist das ein weiterer Rückschlag.In einigen Fällen übertreffen die Kosten für die Fahndung nach leeren Containern inzwischen den Preis für die spätere Fracht.Das führt dazu, daß auf den Strecken zwischen Asien und dem Westen einige Reeder Schiffe aus dem Verkehr gezogen haben, was wiederum den Mangel verschärft.Nach Angaben aus Industriekreisen haben die für Europa bestimmten Ausfuhren asiatischer Firmen seit Ausbruch der Krise um etwa 15 Prozent zugenommen, in umgekehrter Richtung wurde dagegen ein Einbruch von 15 Prozent gebucht.Ähnlich entwickelt sich das Frachtgeschäft zwischen Asien und den USA.Die Evergreen Marine Corp.in Taiwan registrierte in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres eine Zunahme der Asienexporte nach Amerika von 35 Prozent, während die Lieferungen der US-Exporteure nach Asien um 10 Prozent zurückgingen.

Erschwerend kommt nun auch noch der Frachtkollaps am neuen Flughafen von Hongkong hinzu: Immer mehr Güter werden vom Flugzeug auf den Seeweg verdrängt.Zahlreiche Reeder ziehen Schiffe und Container in Häfen an Chinas Südküste ab, um den Frachtberg vom Chek Lap Kok-Flughafen abzuarbeiten.Und schließlich strebt in Indonesien die Kaffee-Ernte ihrem Höhepunkt zu.Indonesien ist Asiens größter Kaffee-Exporteur.

Der Container-Kollaps kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn im August und September erreichen Asiens Exporte auch in normalen Zeiten ihren Höhepunkt im Kalenderjahr.Großhändler in Europa und den USA decken sich dann für das Weihnachtsgeschäft ein.Amerikas Konsumenten werden in diesem Jahr 30 Prozent mehr importierte Computer und 25 Prozent mehr Spielwaren aus Übersee kaufen.Immer schärfer konkurrieren Kaffeebohnen, T-Shirts, Computerspiele und Möbel um den knapper werdenden Frachtraum.Große Abnehmer in Europa und den USA klagen bereits über Verspätungen bei den Lieferungen aus Asien von bis zu zwei Wochen.Im dritten Quartal des Jahres, heißt es, könnte es zu einem Container-Kollaps kommen.

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