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Der Optimismus kehrt zurück: DIW-Ökonomen korrigieren Prognose nach oben
Investitionspläne der Regierung und sinkende Zinsen versprechen 1,7 Prozent Wachstum im kommenden Jahr, sagt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. Die US-Politik macht weiter Sorgen.
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Die Stimmung in der Wirtschaft wird deutlich besser. In diesem Jahr endet die mehrjährige Wirtschaftsflaute, und 2026 könnte es ein Wachstum um 1,7 Prozent geben. Belastungen durch die erratische US-Handelspolitik sind in den neuesten Prognosezahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bereits berücksichtigt.
Die entscheidende Frage sei jetzt, „ob Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine neue Stimmung des Vertrauens und der Zuversicht schaffen können“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher bei der Vorlage der Sommerprognose des Instituts. „Gelingt es der Bundesregierung, ihr Investitionspaket überzeugend umzusetzen, könnte Deutschland 2026 und 2027 eine beachtliche wirtschaftliche Erholung erfahren.“
Das DIW stellte am Freitag seine nach oben korrigierte Prognose vor. Danach dürfte die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 0,3 Prozent zulegen, das sind 0,2 Prozent mehr als noch vor einigen Monaten angenommen. Die Erwartung für 2026 liegt sogar um 0,6 Prozentpunkte über der Frühjahrsprognose.
„Nach einem schwungvollen Start ins Jahr 2025 wird die deutsche Wirtschaft – nach einer kleinen Wachstumsdelle – dank des Investitionspakets ab Ende des Jahres wohl Fahrt aufnehmen“, teilte das Berliner Institut mit.
Das erste Quartal war aufgrund des privaten Konsums und starker Exporte gut ausgefallen. „Letztere waren den Vorzieheffekten als Reaktion auf die anstehenden US-Zölle geschuldet“, so das DIW.
Im zweiten Halbjahr kühle die Konjunktur „wohl zunächst etwas ab“. Die Unsicherheiten durch die Politik des US-Präsidenten, strukturelle Probleme der deutschen Wirtschaft und Angst vor Arbeitsplatzverlust dürften durchschlagen. Die Außenwirtschaft bleibe voraussichtlich eher schwach, „doch die in diesem Jahr beschlossenen umfangreichen finanzpolitischen Maßnahmen entfalten langsam Wirkung“.
Das Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen in Höhe von 500 Milliarden Euro über zwölf Jahre und die Aussetzung der Schuldenbremse für Militärausgaben „dürften die wirtschaftspolitische Verunsicherung zumindest zeitweise reduzieren“, schreibt das DIW.
Im kommenden Jahr rechnen die Berliner Ökonomen mit finanzpolitischen Impulsen von rund 25 Milliarden Euro, die das Bruttoinlandsprodukt um 0,8 Prozentpunkte steigern dürften. Dies werde zu einer höheren Inflationsrate beitragen, die das DIW im nächsten Jahr bei 2,2 Prozent sieht, nach voraussichtlich 2,1 Prozent in diesem Jahr.
Die Arbeitslosenquote dürfte im Prognosezeitraum leicht steigen, das sollte sich aber im Verlauf von 2026 ändern, zumal „die finanzpolitischen Impulse und die niedrigen Zinsen zunehmend die Investitionslaune verbessern“. DIW-Chef Fratzscher hält weitere Zinssenkungen für möglich.
Zur US-Zollpolitik meint das DIW, sie werde „am meisten die USA selbst treffen“, deren Wirtschaft nach 2,8 Prozent 2024 wohl nur noch um 1,4 in diesem Jahr und 1,6 Prozent im kommenden Jahr wachsen dürfte. „Trumps angekündigte Steuererleichterungen könnten die Staatsverschuldung in den USA gefährlich erhöhen und Turbulenzen an den globalen Kapitalmärkten auslösen“, meint das DIW.
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