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In Fahrt. VW lieferte bisher inklusive MAN und Scania 7,5 Millionen Fahrzeuge aus.

© picture alliance / dpa

Volkswagen nicht profitabel genug: Der Preis des Erfolgs für VW

Der Volkswagen-Konzern ist gut unterwegs – doch die Kernmarke VW bremst trotz Erfolgs. Auch im brummenden China-Geschäft wachsen die Risiken.

Der VW Golf ist das beliebteste Auto der Deutschen. Mehr als 183 000 Golfe wurden in diesem Jahr bis Ende September in Deutschland zugelassen – kein anderes Modell schafft so viel. Für Volkswagen ist der Kompaktwagen in der siebten Generation ein verlässlicher Top-Seller. Dennoch hat der Wolfsburger Hersteller wenig Freude daran. Der Grund: Der Zwölf-Marken-Konzern verdient zu wenig am Golf und den anderen Modellen der Kernmarke VW. Im dritten Quartal lag die operative Rendite bei nur 2,8 Prozent, wie VW am Donnerstag mitteilte. VW-Chef Martin Winterkorn will deshalb bei der Hauptmarke jährlich fünf Milliarden Euro einsparen, um deren Renditeschwäche zu beheben. Von der für 2018 angepeilten Marge von mindestens sechs Prozent ist VW weit entfernt.

Porsche und Audi bringen den Gewinn

Dass die Stimmung in Europas größtem Autokonzern dennoch gut ist, liegt vor allem an Audi und Porsche. Die beiden Edelmarken tragen zwei Drittel des Konzerngewinns. Aber auch die tschechische Tochter Skoda glänzt mit einer operativen Rendite von 7,4 Prozent. Zum Vergleich: Mercedes schafft aktuell 7,8 Prozent. Zudem laufen die Geschäfte in China – wo Volkswagen Marktführer ist und fast jedes dritte seiner produzierten Auto verkauft – immer noch bestens.

Der Konzern steuert auf einen Rekordgewinn zu

Trotz des konjunkturellen Gegenwinds steuert der Dax-Konzern deshalb 2014 auf einen Rekordgewinn zu. Die Bestmarke des Vorjahres von 11,7 Milliarden Euro dürfte getoppt werden. Bereits nach neun Monaten lag der Betriebsgewinn bei 9,4 Milliarden Euro – bei einem Umsatz von 148 Milliarden Euro. Dennoch bleibt der Vorstand vorsichtig: Die Prognose für das Gesamtjahr wurde nicht angehoben – zu schwach ist die Erholung des europäischen Automarktes, zu groß die Unsicherheit, wie sich die Konjunktur entwickelt.

„Beim Ausblick hätt’s ein bisschen mehr sein dürfen“, kritisierte Autoanalyst Frank Schwope von der NordLB am Donnerstag. Er rechnet, wie sein Kollege Arndt Ellinghorst vom Analysehaus ISI, mit einem operativen Gewinn von mehr als zwölf Milliarden Euro. „Wir bleiben bei unseren Aussagen, weil wir glauben, dass das Umfeld nach wie vor sehr volatil ist“, sagte Konzernchef Winterkorn am Donnerstag bei einer „Handelsblatt“-Autokonferenz in München. Ein wenig Zuversicht ließ er aber doch durchblicken: Der Konzern werde wohl auch nach zwölf Monaten „ganz gut“ abschneiden.

Toyota dicht auf den Fersen

Weltweit lieferte der Konzern einschließlich der Lkw-Töchter MAN und Scania in diesem Jahr bereits 7,54 Millionen Fahrzeuge aus, plus fünf Prozent. Damit lagen die Wolfsburger nur noch gut 70 000 hinter Weltmarktführer Toyota, den sie bis 2018 überholen wollen. Großen Anteil am Absatzerfolg hat der chinesische Markt. In den ersten neun Monaten flossen aus der Volksrepublik knapp vier Milliarden Euro an Betriebsgewinn nach Wolfsburg. Doch Erfolg und Größe des deutschen Herstellers haben auch in China ihren Preis. Seit VW vor zwei Wochen eine Rückrufaktion für eine halbe Million Autos wegen Problemen mit der Hinterachse gestartet hat, geht unter Kunden die Angst um. Am vergangenen Wochenende protestierten in Schanghai, Shenzhen und einem weiteren Dutzend Metropolen hunderte Besitzer der betroffenen Modelle Sagitar – einer Jetta-Version – und Beetle vor VW-Händlern. Der Sturm überraschte den Autobauer, der umgehend eine Aufklärungskampagne startete, um besorgte VW-Fahrer zu beruhigen. mit rtr, dpa

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