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VW und Tesla liefern sich einen Wettlauf um die meisten E-Auto-Zulassungen in Deutschland.

© dpa/Ronald Bonß;Patrick Seeger

„Der Preiskrieg verlagert sich“: E-Autos könnten in Deutschland deutlich günstiger werden

Im deutschen Elektroautomarkt ringen VW und Tesla um die Vorherrschaft. Zusammen mit Druck aus China könnte das hierzulande für kräftige Rabatte sorgen.

Im Kampf um den Spitzenplatz im deutschen Elektroautomarkt hat Tesla im ersten Halbjahr zwar erneut die Nase vorn, doch der Vorsprung auf VW schmilzt. Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes wurden von Januar bis Juni 36.400 Teslas und 34.400 reine E-Autos von VW neu zugelassen. Im zweiten Halbjahr könne sich der Kampf weiter verschärfen und die Fahrzeuge deutlich billiger machen, sagt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Tesla hatte VW im zweiten Halbjahr 2022 die deutsche Elektroautokrone abgejagt. Nun verteidigte das Unternehmen von Elon Musk den Spitzenplatz. Der Vorsprung schrumpfte allerdings von 7400 auf 2000 Autos. Die Marktanteile der Marken lagen dabei bei 16,5 und 15,6 Prozent der insgesamt 220.200 in Deutschland neu zugelassenen Elektroautos. Hinter den beiden Spitzenreitern klafft eine deutliche Lücke. Dann folgen Mercedes mit 16.900, Audi mit 14.400 sowie BMW mit 12.800 Elektroautos im ersten Halbjahr und Marktanteilen zwischen 7,7 und 5,8 Prozent.

Der deutsche Elektroautomarkt sei schwächer als es scheine, betont Dudenhöffer. „Die Zulassungszahlen, die wir im Moment sehen, zeigen die Realität von gestern.“ Die aktuellen Auslieferungen kämen vor allem aus dem Auftragsbestand. „Der Auftragseingang ist dagegen deutlich niedriger als 2022.“ Zentraler Grund sei die gesunkene staatliche Förderung.

Bei Tesla könnten die Preise um weitere 5 bis 10 Prozent sinken.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer

Die Elektroauto-Zulassungszahlen sind bei den fünf führenden Marken im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 dennoch gestiegen. Gemessen am zweiten Halbjahr 2022 steht bei allen außer Mercedes, das von der elektrischen E-Klasse profitiert, ein Minus. Dabei spielen auch Vorzieheffekte wegen der zum Jahreswechsel gesunkenen Prämie eine Rolle, die für einen extremen Endspurt im Dezember und einen Einbruch im Januar gesorgt hatten.

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Und so manch anderer Marke geht es noch schlechter: „Bei Marken mit vielen Kleinwagen und unterer Mittelklasse ist der Absatz teils kräftig gesunken, weil sich dort die niedrigere Prämie besonders deutlich bemerkbar macht“, erläutert Dudenhöffer. Das zeigt sich auch in den KBA-Zahlen: Renault, Opel, Fiat und ein wenig auch Hyundai, die vor einem Jahr noch starke Zahlen zeigten, haben Federn gelassen.

Rabatte von VW waren nur der Anfang

Dass VW dem Einbruch entgangen ist, führt Dudenhöffer auch darauf zurück, dass die Wolfsburger zuletzt mehr Rabatte gegeben hätten. Und das könnte erst der Anfang gewesen sein: „Ich erwarte einen heftigen Preiskampf bei Elektroautos in Europa“, sagte der Branchenexperte der Deutschen Presse-Agentur. „Tesla hat in den letzten 15 Monaten deutlich mehr Fahrzeuge produziert als verkauft, und in China kann der Hersteller seine Autos nicht mehr mit Rabatten auf den Markt werfen. Dadurch verlagert sich der Preiskrieg nach Europa.“

Dieser Effekt treffe hierzulande auf einen ohnehin schon schwächelnden Markt. „Bei Tesla könnten die Preise dadurch um weitere 5 bis 10 Prozent sinken“, erwartet Dudenhöffer. Wie weit die anderen Marken mitgingen, bleibe aber abzuwarten. „Für die Verbraucher mag das eine gute Nachricht sein, bei den Herstellern wird es aber für die ein oder andere schlaflose Nacht sorgen.“

Dazu passt auch, dass Ende Juni bekannt wurde, dass VW die E-Auto-Produktion in seinem Werk in Emden vorübergehend drosselt, unter anderem durch längere Werksferien und den Wegfall einer Spätschicht.

Zumindest auf Konzernebene muss VW sich aber absehbar keine Sorgen um seine Spitzenposition auf dem deutschen Elektroautomarkt machen. Zählt man die Neuzulassungen der anderen Konzernmarken mit - 14 400 bei Audi, 7800 bei Skoda, 5900 bei Seat und 2700 bei Porsche – kommen die Wolfsburger im ersten Halbjahr auf fast doppelt so viele reine E-Autos wie Tesla und einen Marktanteil von knapp 30 Prozent. Doch auch darin steckt Potenzial für Sorge: Denn im Vergleich zum Marktanteil, den VW über alle Antriebsarten hinweg erreicht, klafft eine Lücke von fast 10 Prozentpunkten. (dpa)

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