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© dpa

Mehr Wachpersonal: Deutsche Bahn: Sicherer unterwegs?

Die Deutsche Bahn will mehr Wachpersonal in ihre Züge schicken – der Polizeigewerkschaft reicht das nicht im Kampf gegen Gewalt und Vandalismus.

Berlin - Die Deutsche Bahn stockt ihr Sicherheitspersonal in Zügen und auf Bahnhöfen auf. Um Gewalt und Vandalismus zu verhindern, will der Staatskonzern in den kommenden Wochen bundesweit 150 zusätzliche Kräfte auf Dauer einstellen. „Jeder Zwischenfall ist einer zu viel“, sagte der zuständige Vorstand Gerd Becht am Montag. Das Personal wird in Berlin, München, Sachsen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen sowie im Rhein-Main-Gebiet eingesetzt. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßte den Plan. Dies sei allerdings nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“, sagte ihr Bundesvorsitzender Konrad Freiberg dieser Zeitung.

In der Hauptstadt werden 20 zusätzliche Kräfte bei der S-Bahn eingestellt. Sie kommen aus dem internen Arbeitsmarkt des Konzerns und werden derzeit geschult. Damit seien bald 220 Beschäftigte als Sicherheitspersonal im Einsatz, sagte ein Sprecher. Bundesweit patrouillieren 3500 Bahn-Wachleute. Weitere 11 000 Serviceleute, Kundenbetreuer und Zugbegleiter sollen nun in Sachen Sicherheit geschult werden. Zudem lässt der Konzern erforschen, wie die Software zur Videoüberwachung verbessert werden kann. So sollen verdächtige Handlungen oder Gegenstände schneller zu erkennen sein. In den Zügen und an den gut 5700 Bahnhöfen hat der Konzern 6500 Kameras eingerichtet.

Im Bahnverkehr gibt es rund 30 „Rohheitsdelikte“, also Körperverletzung, am Tag. Die Zentrale des Unternehmens registriert pro Jahr rund 87 000 Straftaten – von der Sachbeschädigung bis zum Fahren ohne Ticket. Vorstand Becht befand gleichwohl, dass Fahrgäste bei der Bahn weitaus sicherer seien als an anderen öffentlichen Orten. In den vergangenen Jahren hatte es indes mehrere spektakuläre Straftaten bei der Eisenbahn gegeben. Im Juli 2006 waren im Kölner Raum zwei Bomben in Regionalzügen nur wegen Konstruktionsfehlern nicht explodiert. Im September 2009 hatten Jugendliche in München einen Fahrgast zu Tode geprügelt. Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatten auch als Reaktion darauf zuletzt wiederholt erklärt, dass das Unternehmen beim Thema Sicherheit besser werden müsse. Vorfälle gibt es meistens im Nah- und Regionalverkehr, im Fernverkehr ist dies nach Auskunft der Bahn sehr selten. Neben dem Bahn-Personal ist die Bundespolizei für die Sicherheit verantwortlich.

Von den Arbeitnehmern kam ein geteiltes Echo. Die Gewerkschaften Transnet und GDBA begrüßten den Schritt, verlangten aber von den Ländern, das Thema Sicherheit bei der Ausschreibung von Verkehrsverträgen zu berücksichtigen. Jeder zweite Zugbegleiter fühle sich bei der Arbeit nicht ausreichend sicher, habe eine Umfrage ergeben. 2008 seien rund 900 Beschäftigte Opfer von Körperverletzungen geworden – wobei man eine deutlich höhere Dunkelziffer vermutet.

Die Gewerkschaft der Polizei verlangt von der Bahn dagegen, mehr zu tun. „ Angesichts des ständigen Personalabbaus bei der Bahn gibt es immer mehr Bahnhöfe, die nicht mit Amtspersonal besetzt sind. Dort fürchten sich die Menschen“, sagte der GdP-Vorsitzende Freiberg dem Tagesspiegel. Dies ziehe auch Menschen an, „die Unsinn machen – das wiederum schreckt Fahrgäste ab“. So würden Regionalzüge besonders am Abend unattraktiv, so dass die Kunden lieber mit dem Auto führen.

„Es ist die heilige Pflicht des Betreibers, für die Sicherheit der Kunden zu sorgen – wer in ein Kaufhaus geht, erwartet ja auch, dass die Geschäftsleitung für die Sicherheit alles tut“, urteilte Freiberg weiter. Es gehe nicht immer nur um spektakuläre Gewaltstraftaten, sonder oft um Delikte wie Schmierereien, Trunkenheit, Vandalismus, Belästigung oder Nötigung. „Da ist jede zusätzliche Ordnungskraft wichtig, die das Hausrecht durchsetzt.“ Zusätzliche Videotechnik helfe nicht sonderlich, weil sie Straftaten nicht verhinderte, sagte der GdP-Chef.

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