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Ein ICE T der Deutschen Bahn fährt auf der ICE Trasse zwischen Hildesheim und Berlin.

© dpa/Julian Stratenschulte

Update

Kostensteigerungen, aber keine Kürzungen?: Deutsche Bahn weist Bericht zu Streichungsplänen im Osten zurück

Ein Bericht über die Streichung zahlreicher Fernverkehrsverbindungen im Osten sorgt für Unruhe. Die Bahn weist dies zurück. Allerdings prüfe man wegen drohender Kostensteigerungen das Fahrplangebot.

Stand:

Die Deutsche Bahn hat einen Medienbericht über eine drohende Streichung mehrerer Fernverkehrsverbindungen zurückgewiesen. „Es gibt aktuell keine konkreten Pläne zur Streichung der genannten Fernverkehrsverbindungen. Wir haben im April unsere Planungen für den Fahrplan 2025 abgeschlossen.

Dieser Fahrplan sieht derzeit keine der genannten Angebotskürzungen vor“, sagte Michael Peterson, im Bahn-Vorstand zuständig für den Fernverkehr, in einer Mitteilung. Die Bahn sei aber gezwungen, aufgrund drohender Kostensteigerungen durch höhere Trassenpreise den Umfang des Fahrplanangebots bundesweit zu überprüfen.

Der „Spiegel“ hatte zuvor über eine Liste an Fernverkehrsverbindungen berichtet, die ausgedünnt oder gestrichen werden könnten. Das Magazin bezog sich dabei auf ein Schreiben der Deutschen Bahn an die Bundesnetzagentur von Anfang Februar.

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Dem Bericht zufolge könnten die Intercity-Linien 61 (Karlsruhe - Stuttgart - Aalen - Crailsheim - Nürnberg - Leipzig), 51 (Gera - Weimar - Erfurt - Gotha - Kassel - Dortmund - Köln) und 34 (Norddeich Mole - Münster - Dortmund - Siegen - Frankfurt) komplett gestrichen werden.

Grund für die Maßnahmen wären demnach die Eigenkapitalerhöhung bei der Bahn, die die Infrastruktursparte zwingt, die Schienenmaut stark anzuheben. Dadurch sind einige Verbindungen nicht mehr rentabel.

Bei der Schienenmaut handelt es sich um eine Gebühr für die Nutzung des Schienennetzes. Bei diesen sogenannten Trassenpreisen handelt es sich um Gebühren, die von der DB-Infrastrukturgesellschaft InfraGo erhoben werden. Alle Unternehmen, die die Infrastruktur der Bahn nutzen, müssen sie zahlen, auch die Verkehrsunternehmen der Bahn selbst. Die Bundesnetzagentur genehmigte kürzlich eine deutliche Erhöhung der Trassenpreise für 2025 - im Durchschnitt um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Teure Maut sorgt für Herausforderungen

Die teure Maut stelle die Bahn „in der Tat vor erhebliche Herausforderungen und kann angesichts der derzeit herausfordernden wirtschaftlichen Lage nicht kompensiert werden“, sagte ein Bahn-Sprecher dem „Spiegel“.

Er schloss auch höhere Fahrpreise nicht aus: „Wenn die Erhöhung in der angekündigten Größenordnung, die deutlich über dem durchschnittlichen inflationsbedingten Kostenanstieg liegt, direkt an die DB Fernverkehr AG weitergegeben würde, dann sind Angebotsreduktionen und auch eine Erhöhung der Ticketpreise unumgänglich“, sagte der DB-Sprecher.

„Konkret bedeutet dies, dass für die DB Fernverkehr AG schlecht ausgelastete Züge nicht mehr tragbar wären und das Angebot entsprechend reduziert werden muss.“ Zu den einzelnen Verbindungen äußerte er sich nicht. „Vertrauliche Korrespondenz kommentieren wir grundsätzlich nicht“, sagte der Sprecher.

SPD-Verkehrsexperte forderte Rücktritt von Bahnchef Lutz 

Die Kritik an den möglichen Streichungen von Fernverkehrsverbindungen ließ nicht lange auf sich warten.„Die Bahn hat sehenden Auges die Schieneninfrastruktur verkommen lassen“, sagte SPD-Verkehrspolitiker Martin Kröber, Chef der Landesgruppe Sachsen-Anhalt, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

„Die andauernde Ignoranz und strategische Inkompetenz des aktuellen Bahnvorstandes halte ich für nicht länger tragbar. Für einen Neustart der Bahn müssen Teile des Vorstandes ausgewechselt werden - insbesondere der Vorstandsvorsitzende und der Vorstand für den Personenfernverkehr scheinen ihren Aufgaben nicht gewachsen zu sein.“

Kröber warnte vor den Folgen der Streichungen von Verbindungen. „Wir haben uns in den vergangenen zwei Jahren politisch für die Wirtschaftsansiedlungen in Ostdeutschland stark gemacht“, sagte Kröber weiter.

„Die Pläne der Bahn, dort nun Regionen vom Fernverkehr abzuhängen, sabotieren den wirtschaftlichen Aufschwung im Osten - und gefährden damit auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt in ganz Deutschland.“ 

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Ähnlich äußerte sich auch Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt: „Wer so an den Bedarfen der Menschen vorbei agiert, weil der Profit nicht stimmt, muss sich fragen lassen, ob er noch seine Grundaufgabe erfüllt. Ganze Regionen, gerade im Osten, abzuhängen ist unverantwortlich und fatal“, schreibt sie auf der Nachrichtenplattform X.

SPD-Politiker Kröber fügte seiner Kritik noch hinzu: „Es werden Unsummen für Beratungen, Vorstandspartys und Prestigeprojekte wie Stuttgart 21 rausgeschmissen, aber nun sollen Züge wegfallen, weil sie zu teuer sind - das ist Unfug, das ist Missmanagement, das ist eine Katastrophe!“ (AFP, dpa, Tsp)

Korrektur-Hinweis: In einer früheren Version, die sich auf einen Artikel des Spiegel bezieht, war von einer Einstellung der Intercity-Linie Norddeich Mole – Leipzig die Rede. Diese soll aber nicht eingestellt werden, sondern die Verbindung zwischen Norddeich Mole und Frankfurt.

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