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Umfrage: DGB: Junge Arbeitnehmer oft unzufrieden

Prekäre Beschäftigung und niedriger Lohn - so sieht die Job-Realität dem DGB zufolge für viele junge Arbeitnehmer aus. Die Arbeitgeber sehen die Lage ganz anders.

Die Jugend darf forsch sein, und die Gewerkschaftsjugend sowieso. Aber ist die Abschaffung der Minijobs wirklich richtig und realistisch? Und die Verkürzung der Arbeitszeit auf 30 Wochenstunden? Jedenfalls sind das einige Überlegungen der DGB-Jugend auf Basis der Ergebnisse einer Umfrage über die Arbeitsbedingungen junger Leute, die „in erhöhtem Maße von prekärer Beschäftigung betroffen sind“. Nur 28 Prozent der Arbeitnehmer unter 35 Jahren verdienen mehr als 2500 Euro brutto im Monat, aber 36 Prozent liegen unter 1500 Euro. Das reicht kaum für eine Wohnung, Familienplanung ist unter diesen Umständen auch schwierig.

Die Daten gehen zurück auf eine Umfrage im Jahr 2012, mit der die Arbeitsbedingungen von 5000 Beschäftigten ermittelt wurden, darunter 1100 unter 35 Jahren. Die Ergebnisse für diese Beschäftigtengruppe veröffentlichte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Sonntag. Alles in allem arbeiten junge Leute überproportional viel in Teilzeit, in einem befristeten Verhältnis, als Minijobber oder Leiharbeiter. „Besonders junge Menschen sind oft unfreiwillig Vorreiter einer neuen, flexibilisierten Arbeitswelt“, heißt es in der Studie. Lediglich acht Prozent der Befragten gaben an, zu guten Bedingungen zu arbeiten, 24 Prozent dagegen bewerteten ihr Arbeitsumfeld als schlecht bis sehr schlecht. Dabei gibt es durchaus Unterschiede zwischen Regionen, Branchen und Geschlechtern.

Grundsätzlich arbeiten mehr Frauen unter miesen Bedingungen

Grundsätzlich arbeiten mehr Frauen unter miesen Bedingungen, weil eben Frauen häufiger in Teilzeit oder als Minijobber beschäftigt sind. Anders ist das in Ostdeutschland: Wohl auch aufgrund der dort schon zu DDR-Zeiten hohen Erwerbstätigenquote arbeiten hier weniger Frauen in Teilzeit als im Westen.
Wenn es um persönliche Entwicklungsmöglichkeiten geht, dann äußern sich die Beschäftigtem im Erziehungs- und Gesundheitswesen überdurchschnittlich positiv, im Gastgewerbe aber auch in der Informations- und Kommunikationsbranche eher negativ. Über alle Branchen hinweg glaubt nur gut ein Drittel der jungen Leute an eine Aufstiegschance im Betrieb. Trotz des großen Einsatzes: Gut zwei Drittel der Jungen arbeiten länger als im Arbeitsvertrag vereinbart, und 39 Prozent gaben an, trotz Krankheit schon einmal zur Arbeit gegangen zu sein. „Generation Prekär – diesen Namen verdient die junge Generation leider immer noch“, schreibt der DGB.

DGB nennt Arbeitsbedingungen junger Menschen "alarmierend"

„Alarmierend“ sei dabei der Umstand, dass sich trotz einer guten Wirtschaftslage die Arbeitsbedingungen der Jungen nicht verbessert hätten. „Niedrige Einkommen, stark wechselnde Arbeitsbelastungen und allgemein unsichere Arbeit erschweren jungen Menschen die eigene Zukunfts- und Familienplanung. Gerade bei dem von den Unternehmen prophezeiten anstehenden Fachkräftemangel ist diese Entwicklung einfach nur unverständlich“, schreibt der DGB. Und hat ein paar Handlungsempfehlungen für die Politik parat, die zwar mit dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro zum 1. Januar kommenden Jahres eine Lohnuntergrenze ziehe, aber „den größten Teil der Probleme“ damit keineswegs löse. Dafür müsste der Arbeitsmarkt re-reguliert und die unter anderem von der rot-grünen Regierung eingeführten Instrumente zurückgenommen werden: Abschaffung der Minijobs, der Zeitarbeit und der sachgrundlosen Befristung. Dazu noch die Ausweitung der Mitbestimmung, ein gesetzlicher Urlaubsanspruch von „mindestens 30 Tagen“ und ein Mindestlohn auch für junge Leute unter 18 Jahren.

Arbeitgeber weisen die Kritik zurück

Für die Arbeitgeber ist das harter Tobak. „Die vom DGB diskreditierten flexiblen Beschäftigungsformen senken Einstiegshürden und bieten längerfristige Beschäftigungsmöglichkeiten“, reagierte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) am Sonntag. Fast drei Viertel der zunächst befristet Beschäftigten würden in ihrem Unternehmen eine Anschlussbeschäftigung bekommen, argumentiert die BDA, und der Anteil der Befristungen an allen Beschäftigungsverhältnissen liege seit Jahren stabil unter zehn Prozent und aktuell sogar nur noch bei acht Prozent.
Was die Zeit- oder Leiharbeit betrifft, so sei deren Anteil mit zwei Prozent der Erwerbstätigen vernachlässigbar. Im Übrigen erleichtere Zeitarbeit „Arbeitslosen die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt und Geringqualifizierten den Einstieg“. Zur Teilzeit meinen die Arbeitgeber, diese Form der geringfügigen Beschäftigung sei „meist gewollt“. Mehr als vier Fünftel der Teilzeitkräfte „gehen freiwillig keiner Vollzeittätigkeit nach, weil sie zum Beispiel familiären Aufgaben höhere Priorität einräumen“. Alles in allem, so resümiert die BDA die aktuelle Lage des Nachwuchses, habe Deutschland die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa, und die Jugend aufgrund des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels bessere Berufsaussichten als die Generationen vor ihnen.

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