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Wirtschaft: Die Wirtschaft investiert wieder

Umfrage: Firmen planen 2005 Modernisierung ihrer Fabriken – das könnte die Binnennachfrage anregen

Berlin - Die deutschen Unternehmen planen für das kommende Jahr mit einer steigenden Produktion, anziehendem Export und höheren Investitionen. Das ist das Ergebnis der Herbst-Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). „Der Aufschwung gewinnt an Breite, 2005 ist ein Wachstum von bis zu zwei Prozent möglich“, sagte Michael Hüther, Direktor des IW, am Montag in Berlin. Die Deutsche Bundesbank und die Privatbanken erwarten dagegen eine leichte Verlangsamung bei der Wirtschaftsleistung.

„Die Betriebe nehmen den derzeitigen Schwung ins kommende Jahr mit“, prognostizierte Hüther. Die Vorhersage des arbeitgebernahen IW liegt damit deutlich über den Erwartungen anderer Forscher. Die sechs Wirtschaftsinstitute hatten das Wachstum für 2005 auf 1,4 Prozent taxiert, der Rat der Wirtschaftsweisen auf 1,5 und die Bundesregierung auf 1,7 Prozent. Wegen des starken Euro-Wechselkurses und des unverändert teuren Rohöls hatte sich das Wachstum zwischen Juli und Ende August auf nur noch 0,1 Prozent im Vergleich zu den drei Vormonaten abgeschwächt. Fachleute hatten daher befürchtet, der Aufschwung könne bereits wieder zu Ende sein.

Es gebe keinen Grund, die Prognosen nun nach unten zu korrigieren, sagte dagegen Hüther. Der IW-Umfrage unter rund 1500 Unternehmen zufolge rechnen knapp 39 Prozent mit einer Zunahme der Produktion, nur 17 Prozent nehmen eine Abnahme an. Einen weiter steigenden Export erwarten sogar fast 41 Prozent, Einbußen sehen dagegen nur zehn Prozent. Erstmals gab die Wirtschaft zudem an, im kommenden Jahr mehr investieren zu wollen. 27 Prozent gaben an, neue Maschinen anschaffen zu wollen, gut 23 Prozent haben dagegen nicht vor, Geld in ihre Produktion zu stecken. Analog dazu gehen die Hersteller von Investitionsgütern von einem besseren Absatz aus. Dies deute auf eine „Festigung des Aufschwungs“ und auf eine allmählich kräftigere Binnennachfrage hin, resümierte IW-Chef Hüther. Bislang hing das Wirtschaftswachstum nahezu ausschließlich von der Ausfuhr ab, während der Konsum und die Investitionen stagnierten. Ein weiter steigender Euro-Dollar-Kurs sei für die Wirtschaft weniger gravierend als gemeinhin angenommen. Zum einen „wird sich die Europäische Zentralbank einen weiteren Euro-Anstieg nicht tatenlos ansehen“. Zum anderen hätten sich die Unternehmen bereits auf die Belastung eingestellt.

Für den Arbeitsmarkt deutet sich indes noch keine Entlastung an. Nur 18 von hundert befragten Unternehmen wollen 2005 ihren Personalbestand aufstocken, dagegen rechnen 30 von hundert mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahl. Allerdings sehe es in der Industrie besser aus als noch auf dem Bau, besonders im Investitionsgüterbereich gebe es „Lichtblicke“.

Höhere Investitionen sagen auch die Ökonomen der Deutschen Bundesbank voraus. Es gebe Anzeichen für eine Belebung, heißt es im Monatsbericht für November. Damit würde die wirtschaftliche Erholung auf eine breitere Basis gestellt, nachdem der Außenhandel zuletzt an Schwung verloren hat.

Die Bundesbank-Volkswirte zeigten sich überzeugt, dass die Abschwächung des Wirtschaftswachstums im dritten Quartal lediglich eine Delle in der Erholung darstellt. Der Erholungsprozess sei „nicht abgebrochen“, schreiben die Forscher. Allerdings vollziehe sich die Entwicklung insgesamt „zäher als erwartet“. Im vierten Quartal werde die Ausgabebereitschaft der privaten Haushalte gering bleiben, weil Heizölkäufe viel Kaufkraft binden und Kürzungen von Weihnachtsgeld oder anderen Lohnbestandteilen spürbar würden. „Eine Auflösung der Ausgabenzurückhaltung ist erst dann zu erwarten, wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt nennenswert bessert“, stellt die Bundesbank fest.

Den verhaltensten Ausblick präsentierte der Bankenverband BdB. 2005 werde es nur ein Plus von 1,25 Prozent geben, heißt es im Ausblick. Die deutsche Wirtschaft werde ohne großen Schwung in das kommende Jahr starten.

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