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Drei Monate Pause: Oliver Welke macht die nächste "heute show" erst wieder im September.

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Sommerpause im Fernsehen: Drei Monate Ferien - und wir zahlen weiter

Der letzte Tatort, die letzte Anne-Will-Sendung für Monate: Was sich die Sender leisten, ist eine Unverschämtheit. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Es ist noch nicht einmal Sommer, aber das Fernsehen macht bereits Sommerpause. An diesem Sonntag läuft der letzte aktuelle Tatort, danach beginnt die lange Zeit der Konserven-Krimis. Die „heute-show“ hat sich schon am Freitag von ihren Zuschauern verabschiedet – und macht stolze drei Monate Pause. Genauso wie Anne Will, die an diesem Sonntag zum letzten Mal vor der Sommerpause talkt. Abschied nehmen müssen Freunde des Polittalks am Montag auch von „Hart aber fair“, allerdings ist die Unterbrechung hier nicht ganz so lang. Frank Plasberg und sein Team kehren bereits im August zurück. Bereits im August? In der TV-Welt sind die Maßstäbe verrückt. Hier verdient Plasberg ein Fleißkärtchen, in der normalen Arbeitswelt sind zwei Monate Sommerpause dagegen ein höchst seltener Luxus.

Die Sommerpause beginnt früher wegen der EM

Dass die Sommer-Auszeit in diesem Jahr früher beginnt, liegt am Sport. Am Freitag beginnt die Fußball-Europameisterschaft, danach kommen die Olympischen Spiele. Sport dominiert in den nächsten Wochen das Fernsehprogramm, dafür sparen sich die Sender Polittalks und Eigenproduktionen.

Für Menschen, die nicht auf Sport stehen, beginnt jetzt eine lange, langweilige TV-Zeit. Sportfans haben es in diesem Jahr besser, kennen das Dilemma aber auch. Im vergangenen Jahr gab es keine außergewöhnlichen Events, um die Pause zu überbrücken. Auch im nächsten Jahr ist tote Hose. Die Grundsatzfrage ist doch: Was, bitteschön, maßt sich das Fernsehen eigentlich an? Wie kann es sein, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender jedes Jahr im Sommer einen Winterschlaf einlegen? Warum stoppt niemand die Programmmacher, die mehrere Sommermonate lang die TV-Gemeinde mit Wiederholungen langweilen und quälen?

Arbeitnehmer haben 29 Tage Urlaub, das Fernsehen drei Monate

Rund 29 Tage Urlaub haben Arbeitnehmer im Schnitt, das Fernsehen gönnt sich locker drei Monate. Ja, es stimmt, dass im Sommer deutlich weniger Menschen vor der Mattscheibe sitzen als im November oder im Dezember. Doch entbindet das den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht davon, ein vernünftiges Programm zu machen. Zeitungen und Zeitschriften kommen doch auch nicht auf die Idee, im Sommer alte Artikel nachzudrucken, weil viele Leser verreist sind.

Wie wäre es mit einer Sommerpause für Beitragszahler?

Leistung und Gegenleistung stehen beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen in keinem vernünftigen Verhältnis. In allen anderen Lebensbereichen könnten Verbraucher, die sich schlecht bedient fühlen, reagieren. Ist die Wohnung nicht in Ordnung, mindert man die Miete. War der Urlaub Mist, holt man sich einen Teil des Reisepreises zurück. Nur beim Fernsehen geht das nicht. Hier wird jeden Monat der Rundfunkbeitrag fällig. 17,50 Euro, egal, ob man will oder nicht. Egal, ob man ein Radio- oder Fernsehgerät hat oder nicht. Egal, ob das Programm schlecht ist oder nicht. Wahrscheinlich müsste Fernsehdeutschland auch zahlen, wenn den ganzen Tag das Testbild liefe. Waffengleichheit sähe anders aus. Warum darf man nicht den Rundfunkbeitrag kürzen, wenn beim Programm gespart wird? Oder im Sommer ganz abschalten, wenn man das will? Sommerpause für Beitragszahler, das wäre doch mal was Neues.

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