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Catherine von Fürstenberg-Dussmann, Vorstandschef Wolfgang Häfele und Katzengras im Kulturkaufhaus.

© DAVIDS/Sven Darmer

Dussmann: Die Rakete hat noch nicht gezündet

Catherine von Fürstenberg-Dussmann stellt das Jahresergebnis des Dienstleistungskonzerns vor - das ist nicht so gut wie erwartet

Katzengras statt Rakete. Catherine von Fürstenberg-Dussmann ist bescheiden geworden. Die Mehrheitseigentümerin des Dienstleistungskonzerns stellte am Donnerstag gemeinsam mit Vorstandschef Wolfgang Häfele die Jahresbilanz 2017 vor. Die fiel nicht so gut aus, wie die Chefin sich das gewünscht hatte. „Ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft wie eine Rakete in die Zukunft gehen“, hatte Frau Dussmann vor einem Jahr gesagt, kurz nach dem Rausschmiss des Vorstandsvorsitzenden und des Finanzvorstands. Doch die Rakete zündet nicht. Deshalb das Katzengras. Ein paar Töpfchen von dem Grünzeug hatte Dussmann vor sich und Häfele platziert, „als Zeichen dafür, was wir gepflanzt haben“ – und in diesem Jahr womöglich ernten werden. Nach Angaben Häfeles sind nach den ersten vier Monaten bereits 90 Prozent des geplanten Jahresumsatzes gesichert.

Die Marge sinkt auf 4,8 Prozent

Mit einem Umsatzwachstum um 4,4 Prozent auf 2,22 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und einem Abrutschen der Bruttomarge von 5,8 auf 4,8 Prozent habe man „das Wachstumsziel annähernd erreicht“. Die Witwe des Unternehmensgründers Peter Dussmann hatte sich von ihren Führungskräften Dirk Brouwers (Vorstandschef) und Hans-Jürgen Meyer (Finanzen) getrennt, weil die Herren ihr zu zaghaft waren und vor Akquisitionen und Abenteuern – vor allem im Nahen und Mittleren Osten – zurückschreckten. Seit Jahren spricht Catherine Dussmann von Saudi-Arabien, am Donnerstag berichtete sie von einer Büroeröffnung und der Einstellung vieler Frauen – einen Auftrag hat es indes noch nicht gegeben von den Saudis, doch unverdrossen ist die Rede vom „besonders dynamischen Markt in Middle East“.

Das vergangene Jahr bezeichnete Dussmann als Übergangsjahr, in dem der neue Vorstand „erstmal den Stall reinigen musste“. Was genau sie damit meinte, blieb offen, weil man mit den ehemaligen Vorständen Stillschweigen vereinbart habe, sagte die Vorsitzende des Stiftungsrats. Auch in diesem Gremium gibt es Änderungen. Nachdem Dussmann bereits vor einem Jahr den früheren hessischen Ministerpräsidenten und Ex-Bilfinger- Chef Roland Koch (CDU) in das Gremium berufen hatte, folgt nun die Hotelmanagerin Doris Greif (zuletzt Jumeirah Gruppe). Aus dem Gremium ausgeschieden sind der ehemalige SPD-Politiker und Minister Wolfgang Clement sowie der Ex-Deutsche-Bank-Manager Tessen von Heydebreck. Dussmann begründete das mit dem Alter der beiden; Clement ist 78 und Heydebreck 73 Jahre alt.

Dussmann ärgert sich über Bürokratie

Die aus den USA stammende Dussmann, bekennende Republikanerin, äußerte sich auf Nachfrage auch zum schwer belasteten deutsch-amerikanischen Verhältnis und zu „Mister T“. Donald Trump helfe der Wirtschaft sehr viel, während man in Deutschland „die Wirtschaft eher straft“. Vor der Beschäftigung von Flüchtlingen beispielsweise, um die sich im Konzern ein eigenes Team kümmere, „gibt es so viele Blockaden, das macht mich crazy“, schimpfte Dussmann über „viel Bürokratie“.

Mehr Regulierung befürchtet Vorstandschef Häfele von der neuen Bundesregierung im Zusammenhang mit möglichen Einschränkungen bei der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen. Der Dienstleistungskonzern mit gut 64 000 Mitarbeitern, davon die Hälfte in Deutschland, stelle auch viele schlecht qualifizierte Menschen ein. „Wir möchten eine Job-Lokomotive sein“, sagte Häfele, dazu brauche man die Möglichkeit befristeter Verträge. In der Region Berlin-Brandenburg sei der Konzern mit rund 6000 Arbeitnehmern „das führende Familienunternehmen“.

Neue Strategie bis 2023

Vom 2,22 Milliarden Euro großen Konzernumsatz stammten 2017 knapp 1,5 Milliarden Euro aus dem Bereich Gebäudedienstleistungen und Catering. 408 Millionen erwirtschaften die Pflegeeinrichtungen (Kursana) sowie die acht Kindergärten. Die Erlöse des Kulturkaufhauses an der Friedrichstraße betragen seit Jahren rund 35 Millionen Euro.

Wie es sich für einen neuen Manager gehört, hat auch Häfele eine Strategie entwickelt. Unter dem Slogan „Dussmann Next Level“ sollen bis 2023 die „Optimierungspotenziale“ ausgeschöpft sowie mit Zukäufen (ambulante Pflegedienste sowie technische Gebäudedienstleistungen) das Wachstum „forciert“ werden. Rakete statt Katzengras also.

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