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Hypoport AG

© Doris Spiekermann-Klaas

Senat und Hypoport: „Ein Berliner Possenspiel"

Aktionärsschützer kritisieren den Berliner Senat für Umgang mit dem Kreditvermittler Hypoport. Von einer „Arroganz der Macht“ ist die Rede.

Der Umgang des Berliner Senats mit dem Immobilienkreditvermittler Hypoport, einem der wenigen börsennotierten Unternehmen der Hauptstadt, bringt die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) auf die Palme. Der Verein, der – auch mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher – speziell die Interessen von Kleinaktionären vertritt, hat dem Fall Hypoport ein ganzes Kapitel in seinem „Schwarzbuch“ gewidmet, das der SdK am Donnerstag in München vorgestellt hat. Darin wirft der Verein der Finanzverwaltung unter Matthias Kollatz (SPD) eine „Arroganz der Macht“ vor. „Völlig konzeptlos“ sei das Vorgehen von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) in dieser Sache.

Der Anlass für den Ärger: Die Hypoport AG vermittelt unter anderem Immobilienkredite, ein gutes Geschäft in diesen Zeiten. Innerhalb von zwölf Jahren stieg die Mitarbeiterzahl von 300 auf aktuell 1200. Die Aktie des Unternehmens ist heute immerhin im S-Dax für kleinere Unternehmen gelistet und wird an der Börse mit einem Wert von rund einer Milliarde Euro bewertet. Eigentlich wollte Hypoport seine Unternehmenszentrale in der Klosterstraße in Berlin-Mitte kaufen – und ausbauen, da der Mietvertrag Ende 2019 ausläuft.

Autor spricht von einem "Possenspiel"

Die Pläne für den Schritt liefen seit vier Jahren und waren weit fortgeschritten. Für das Unternehmen völlig unerwartet und am letzten Tag der entsprechenden Frist übte das Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Finanzen, sein Vorkaufsrecht aus. Die Verwaltung, die direkt auf der anderen Straßenseite sitzt, will die Räume selbst nutzen. Hypoport beziffert den Schaden durch den gescheiterten Verkauf auf etwa eine halbe Million Euro und prüft den Komplettumzug nach Lübeck im hohen Norden Deutschlands. Auch Hamburg und Leipzig sind jetzt als Standorte im Gespräch, schreibt der SdK. Berlin wäre dann ein großes Unternehmen los.

Als Zwischenlösung kommt die Zentrale nach aktuellem Stand wohl in einer Immobilie in Nähe des Berliner Hauptbahnhofes unter. Der Verein der Anlegerschützer würdigt, dass Wirtschaftssenatorin Pop erklärte habe, dass sie sich für das Unternehmen einsetzen wolle, sich „anscheinend“ aber nicht habe durchsetzen können. Zudem habe die Verwaltung Hypoport nur „indiskutable Lagen am Stadtrand“ angeboten. Als Höhepunkt in diesem „Berliner Possenspiel“ bezeichnet der Autor, SdK-Mitglied Michael Kunert, in dem Schwarzbuch ein Interview mit Pop aus dem August. Darin habe sie erklärt, „dort gibt es eine Lösung mit dem Unternehmen. Wir können erreichen, dass Hypoport in Berlin bleibt“. Wie die Senatorin zu dieser Aussage gekommen sei, werde wohl ihr Geheimnis bleiben. Das Unternehmen wisse von nichts, habe ein Firmensprecher dem SdK mitgeteilt.

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