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Wirtschaft: Ein Garant für Stabilität verläßt Sachsen-Anhalt

MAGDEBURG .Auf Klaus Schuchts Nachfolger warten große Fußstapfen.

MAGDEBURG .Auf Klaus Schuchts Nachfolger warten große Fußstapfen."Und deshalb möchte ich auf keinen Fall in den Schuhen von Matthias Gabriel stecken", bekannte am Samstagabend einer von fast 1.000 Gästen beim Empfang der Landesregierung zum Abschied ihres Wirtschaftsministers.Einen langjährigen Ressortchef verabschiedete Ministerpräsident Reinhard Höppner in den selbstgewählten Ruhestand."Schmunzeln Sie nicht", rief der Regierungschef den Gästen zu."Seit der Wende hat niemand dieses Amt so lange bekleidet wie er." Tatsächlich hatte die von CDU und FDP gebildete Landtagsmehrheit der ersten Legislaturperiode mit mehreren Regierungswechseln und so auch mit zwei Wirtschaftsministern zu kämpfen, aber auch Höppner selbst hatte nach der Regierungsübernahme im Sommer 1994 so manches Problem, bis er im Februar 1995 mit Klaus Schucht einen Stabilität garantierenden Ressortchef gewinnen konnte.Der zunächst designierte Minister Volkhard Uhlig trat das Amt gar nicht erst an, Ersatzkandidat Jürgen Gramke warf nach wenigen Wochen das Handtuch.

Schucht schaffte es, daß ihm nach auf den Tag genau vierjähriger Amtszeit nicht nur Regierungschef Höppner, sondern Unternehmer, Verbandsvertreter und Gewerkschafter gleichermaßen mehr als nur eine Träne nachweinten.Zumindest symbolisch.Aber der scheidende Minister selbst machte deutlich, daß er zwar vieles an Sachsen-Anhalt vermissen werde, daß nun aber Schluß sein müsse.Er werde ja nicht nur im Februar 69 Jahre alt, er wolle mit seiner Frau im August auch das 40.Ehejubiläum begehen."Und zwar am Stück, nicht in viermal zehn Jahren", sagte er nicht ohne Seitenhieb auf andere prominente Sozialdemokraten.

Für ihn, so machte Schucht klar, war die Tätigkeit als Wirtschaftsminister in einem ostdeutschen Bundesland die logische Fortsetzung seiner vorherigen Tätigkeit als Treuhand-Vorstand, zuständig für Chemie, Bergbau und Energie.Beide Tätgigkeiten zusammen betrachte er unter der zentralen These der "schöpferischen Zerstörung" des österreichisch-amerikanischen Nationalökonomen Joseph Alois Schumpeter."Nach der russischen Revolution hat es keine extremere und radikalere Umsetzung dieser These in die Wirklichkeit mehr gegeben als die Arbeit der Treuhand-Anstalt", sagte Schucht.Den Anteil des Schöpferischen, so bekannte er, habe er während seines Wirkens als Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt allerdings nicht so weit vorantreiben können wie er sich das gewünscht hätte.Nach wie vor hat das Land die höchste Arbeitslosenquote aller deutschen Länder.

Seinem Nachfolger, dem bisherigen Staatssekretär Matthias Gabriel, hinterließ Schucht als Abschiedsgeschenk gewissermaßen ein Orakel.Zu einer Konferenz über notwendige Reformen der Wirtschaftspolitik, der Alterssicherung, der Lohnentwicklung und der Steuerpolitik hatten Schucht und sein Stab führende Vertreter sich diametral gegenüberstehender Theorien eingeladen.Ein falscher Feueralarm hätte Schuchts letzter Amtshandlung, der Leitung dieser Konferenz, fast ein vorzeitiges Ende bereitet.

EBERHARD LÖBLICH

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