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Immobileinentwickler Christoph Gröner fotografiert am 11.05.2023 in der Zentrale der Gröner Group in der Wilmersdorferstraße 39, Berlin.

© Tagesspiegel/Lydia Hesse

Einen Tag nach Razzia in Büros: Christoph Gröner ist offenbar privatinsolvent

Das Amtsgericht hat ein Insolvenzverfahren gegen den Bauunternehmer eröffnet. Schon seit Ende Oktober läuft ein Verfahren gegen eine seiner Firmen. Nun soll Gröners Vermögen gesichert werden.

Stand:

Einen Tag nach der Razzia in den Leipziger Büros seiner Unternehmensgruppe wegen Verdachts auf Insolvenzverschleppung ist der Bauunternehmer Christoph Gröner offenbar privatinsolvent. Das Amtsgericht Leipzig hat am Donnerstag um 11:20 Uhr „zur Sicherung der künftigen Insolvenzmasse“ ein Insolvenzverfahren gegen den Karlsruher eröffnet (Aktenzeichen 405 IN 2287/24). Zunächst hatte „Business Insider“ darüber berichtet.

Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Philipp Hackländer von der Kanzlei White & Case bestimmt. Er ist auch Verwalter der Gröner Group GmbH, gegen die seit Ende Oktober ein Insolvenzverfahren angemeldet läuft. Über diese Firma hatte der Bauunternehmer seine Immobilienprojekte finanziert. Hackländer hat nun die Aufgabe, das Vermögen Gröners im Interesse der Gläubiger zu sichern und zu erhalten.

„Verfügungen des Schuldners über Gegenstände seines Vermögens sind nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam“, heißt es in dem Beschluss des Amtsgerichts. Nach eigener Aussage belief sich Gröners Vermögen vor wenigen Jahren noch auf schätzungsweise 80 Millionen Euro.

Ein Anwalt des Immobilienunternehmers teilte auf Anfrage des „Spiegel“ mit, dass Gröner selbst keinen Insolvenzantrag gestellt, sondern davon aus den Medien erfahren habe. Er sei von der Mitteilung des Amtsgerichts überrascht worden, hieß es. Gröner bleibe dabei, dass es keinen Grund für eine Privatinsolvenz gebe.

Firmeninsolvenz kam nicht überraschend

Sein Immobilienimperium steckt wie die ganze Branche seit Monaten in der Krise. Gegen mehrere seiner Firmen laufen wegen Zahlungsschwierigkeiten Insolvenzverfahren. Er selbst zeigte sich trotzdem lange zuversichtlich. „Insolvenz ist für mich keine Option“, ließ er sich vor wenigen Monaten noch zitieren.

Auch in einem Tagesspiegel-Interview wehrte sich der Entwickler von Großprojekten wie dem Berliner „Steglitzer Kreisel“ und mehreren tausend Wohnungen in Leipzig, München oder Berlin vehement gegen entsprechende Gerüchte. „Ja, es ist eng, es ist schwierig, mit großer Kraftanstrengung und riesigem finanziellen Aufwand verbunden. Ich weiß nicht, wie das ausgeht“, sagte Gröner noch im September.

Für Branchenbeobachter kam schon die Insolvenz der Gröner Group allerdings nicht überraschend. Ein Kapitalgeber forderte 83 Millionen Euro zurück, die Gröners Firma nicht mehr bedienen konnte. Immer wieder musste der Unternehmer über sein Vermögen und das seiner Familie Darlehen beisteuern, um Mitarbeitende oder Subunternehmer bezahlen könnte.

Am Mittwoch waren in der Leipziger Niederlassung von Gröners Unternehmensgruppe über 100 Beamte von Polizei und Staatsanwaltschaft im Einsatz, um Büroräume und Wohnungen von Verantwortlichen zu durchsuchen. Die Strafverfolger verdächtigen Gröner der Insolvenzverschleppung sowie der Veruntreuung von Arbeitsentgelt. Um den genauen Zeitpunkt einer möglichen Zahlungsunfähigkeit festzustellen, suchten die Beamten vor allem nach Geschäfts- und Buchhaltungsunterlagen. 

Hinweis: In einer ersten Version des Textes hieß es, Gröner habe am Donnerstag einen Antrag auf Privatinsolvenz gestellt. Allerdings wurde nur seitens des Amtsgerichts ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. Er selbst sieht keinen Grund für eine Privatinsolvenz. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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