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Das Werk der Adam Opel AG, aufgenommen am 06.03.2017 in Eisenach (Thüringen). Der französische Autokonzern PSA hat sich mit dem Opel-Mutterkonzern auf eine Übernahme von Opel für rund 1,3 Milliarden Euro verständigt. (Hinweis: Die Kamera wurde während der Aufnahme gedreht)

© Candy Welz/Arifoto Ug/dpa-Zentralbild/dpa

Opel und Peugeot: Europa fährt autonom

Die Geschichte von Opel ist reich an Hoffnungen und Tragödien. Jetzt könnte ein neues Kapitel hinzu kommen. Vielleicht sogar ein positives. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Alfons Frese

Das war schön, in den 1990er Jahren, als die deutsch-amerikanische Freundschaft blühte und Bill Clinton zum Wohle seines Freundes Helmut Kohl das Opel-Werk in Eisenach besuchte. Eine tolle Sache, am traditionsreichen Automobilstandort unterhalb der Wartburg hatte die Opel-Mutter General Motors (GM) – auch mit Hilfe des deutschen Steuerzahlers – ein neues Autowerk gebaut, um sich am Aufbau Ost zu beteiligen.

Die Geschichte von Opel ist reich an solchen Kapiteln, die viel Zukunft verhießen, aber sie ist eben auch reich an Tragödien. Die jahrelange Auseinandersetzung um das Bochumer Werk haben auch die Eisenacher nicht vergessen. Bochum war das erste große Opfer einer missglückten Unternehmens- und Produktpolitik. Und immer mehr auch einer unglücklichen Mutter-Tochter-Beziehung. GM, einst der größte Autohersteller der Welt, war über viele Jahre ein schlecht geführter Konzern, der die europäische Tochter an der kurzen Leine führte und dabei selten eine Vorstellung hatte, wohin er Opel und die Schwestermarke Vauxhall führen sollte. Ständige Managerwechsel in Detroit und in Rüsselsheim haben dem Unternehmen nicht gut getan. Zuletzt wurden die Autos zwar immer besser und mit Jürgen Klopp ein Werbeträger engagiert, dessen Strahlemann-Image der Marke gut tat. Doch dann kam mit dem Brexit und der Pfundschwäche auch noch Pech dazu – und der Rückfall in die roten Zahlen. GM hat jede Lust verloren und zieht sich zurück. America first.

Die seit einigen Jahren stabil laufende Produktpartnerschaft von PSA und Opel findet nun einen naheliegenden Endpunkt, indem Opel eine Marke von PSA wird. Das kann funktionieren, von Rüsselsheim nach Paris sind die Wege kurz, kulturell passt vieles zusammen und gemeinsam sind die Herausforderungen der nächsten zehn Jahre besser zu stemmen: die Transformation vom Verbrennungsmotor zum Batterieantrieb, die Digitalisierung und autonomes Fahren. Der nun zweitgrößte Autohersteller Europas kann da Standards setzen, wenn es eine kluge Arbeits- und Marktaufteilung zwischen Opel und PSA gibt. Andernfalls hat Eisenach keine Zukunft.

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