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Fusion geplatzt: Fiat Chrysler und Renault

© Reuters/Eric Gaillard

Update

Rom macht Paris für das Scheitern verantwortlich: Fiat Chrysler zieht Fusionsangebot für Renault zurück

Nach einer von Frankreichs Regierung geforderten Verschiebung der Gespräche, zeiht Fiat sein Angebot zurück.

Italien hat „politische Einmischung“ für das Scheitern der Fusion zwischen Fiat Chrysler und Renault verantwortlich gemacht. „Wenn die Politik versucht, in wirtschaftliche Vorgänge einzugreifen, verhält sie sich nicht immer korrekt. Mehr möchte ich dazu nicht sagen“, sagte der stellvertretende Regierungschef Luigi Di Maio am Donnerstag einem italienischen Radiosender.

Der US-italienische Autobauer hatte sein Fusionsangebot an den französischen Konkurrenten zuvor in der Nacht zum Donnerstag überraschend zurückgezogen. Fiat Chrysler erklärte, die „politischen Voraussetzungen“ seien in Frankreich derzeit nicht gegeben. Die Renault-Spitze hatte sich grundsätzlich offen für einen Zusammenschluss gezeigt. Frankreich als 15-prozentiger Anteilseigner von Renault pochte aber auf eine Beteiligung des japanischen Herstellers Nissan, der mit Renault seit rund 20 Jahren eng verflochten ist.

Der französische Autobauer Renault hat sich nach dem Scheitern der möglichen Fusion mit Fiat Chrysler (FCA) enttäuscht gezeigt. Die Offerte sei zeitgemäß und hätte ein „europäisches Kraftzentrum“ in der Automobilbranche geschaffen, teilte Renault am Donnerstag mit. Für Renault schien zudem ein Zusammenschluss mit FCA noch nicht vom Tisch. Es werde an die Attraktivität der Allianz geglaubt, hieß es in der Mitteilung. Weitere Angaben zu den Hintergründen machte Renault zunächst nicht.

Erneute Verschiebung von Fusionsgesprächen führte zum Rückzug von Fiat Chrysler

Renault hatte zuvor mitgeteilt, eine Entscheidung über förmliche Fusionsgespräche erneut zu verschieben. Der Verwaltungsrat hatte über die Fusionsofferte beraten, konnte aber keine Entscheidung mehr treffen, da Regierungsvertreter die Verschiebung beantragten, so Renault.

FCA hatte in der vergangenen Woche sein Ansinnen öffentlich gemacht, sich mit Renault zusammenzuschließen. Die Unternehmen hätten gemeinsam zum weltweit drittgrößten Autohersteller aufsteigen und die Marktführer Volkswagen und Toyota herausfordern können. Fiat Chrysler hatte vorgeschlagen, dass beide Unternehmensgruppen - also FCA und Renault - je die Hälfte an der neuen Gesellschaft halten. Zusammen würden sie auf 8,7 Millionen Fahrzeuge im Jahr kommen.

Renault reagiert bereits unmittelbar nach Veröffentlichung der Offerte des italienisch-amerikanischen Konzerns mit Interesse. Auch der französische Staat, der 15 Prozent an Renault hält, reagierte positiv. Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire warnte am Mittwoch jedoch vor zu viel Eile bei den Gesprächen. „Nehmen wir uns die Zeit, die Dinge richtig zu machen“, sagte Le Maire dem Fernsehsender BFMTV.

Affäre Ghosn belastet Renault zusätzlich

Der geplatzte Zusammenschluss mit FCA ist derzeit nicht die einzige schlechte Nachricht für Renault. Le Maire erklärte, in der Affäre um Ex-Spitzenmanager Carlos Ghosn werde Anzeige erstattet. Wenn der Staat Aktionär eines Unternehmens sei, müsse er sicherstellen, dass dessen Führung gut funktioniere. Die Justiz müsse dann in der Sache entscheiden, so der Minister zu BFMTV. Bis wann die Anzeige eingereicht werden soll, sagte Le Maire zunächst nicht.

Renault hatte bei einer Tochtergesellschaft in den Niederlanden zweifelhafte Ausgaben von zusammen rund elf Millionen Euro entdeckt. Wie der Renault-Verwaltungsrat am Dienstagabend mitteilte, geht es dabei unter anderem um Kosten für Flugreisen des früheren Konzernchefs Ghosn. Auch in den Niederlanden sollten rechtliche Schritte gegen Ghosn abgewogen werden.

Eine Überprüfung der gemeinsamen Tochtergesellschaft mit dem japanischen Partner Nissan bestätigte erste Hinweise, wonach es dort ebenfalls Mängel gab im Hinblick auf die finanzielle Transparenz und Verfahren zur Ausgabenkontrolle. Die Prüfung habe „problematische“ Ausgaben in einem Zeitraum innerhalb der vergangenen zehn Jahre ergeben, erklärte Nissan am Mittwoch in einer Stellungnahme. Es gehe unter anderem um Kosten für private Reisen sowie um Geschenke und Spenden deren Zweck unklar oder unangemessen gewesen sei, hieß es. Die Überprüfung dauere an, so Nissan.

Nach der Verhaftung Ghosns in Japan war das von ihm geschaffene und kontrollierte französisch-japanische Auto-Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi in eine schwere Krise geraten. Ghosn war ein Verstoß gegen Börsenauflagen in Japan vorgeworfen worden. (dpa, AFP)

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