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Rekord von über 24.230 Punkten: Rüstungs-Rally verhilft Dax zu neuem Allzeithoch
Anleger deutscher Toptitel profitieren derzeit kräftig. Insbesondere Rüstungswerte bescheren dem Dax ein Kursplus. Auch das geplante staatliche Investitionspaket sorgt für Zuversicht.
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Der Dax hat am Dienstag erneut einen Rekord aufgestellt. In der Spitze kletterte er bis auf 24.230,77 Punkte. Ungeachtet aller Unsicherheiten weist der deutsche Leitindex im laufenden Jahr schon ein Plus von rund 21 Prozent auf, während die US-Börsen im Minus liegen.
Der EuroStoxx50 legte in der Spitze um gut ein halbes Prozent auf rund 5429 Zähler zu. Die Aktien von Rheinmetall, Hensoldt und Renk stiegen um bis zu vier Prozent und trieben den europäischen Sektorindex um fast zwei Prozent nach oben. Nach Einschätzung von Daniela Hathorn von Capital.com betrachten Anleger den Rüstungssektor derzeit als neuen „sicheren Hafen“.
Anleger blicken erwartungsvoll auf die US-Aktienmärkte, die am Vorabend feiertagsbedingt geschlossen waren. Indikationen lassen auch in New York Kursgewinne erwarten. Sie würden damit die Erleichterung nachvollziehen, dass US-Präsident Donald Trump den Europäern nach seiner jüngsten Zoll-Drohung Aufschub gewährte.
Weiter im Fokus blieb auch, dass im Ukraine-Krieg keine Friedenslösung in Sicht ist. Zudem kündigte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die Aufhebung der Beschränkungen für den Einsatz deutscher Waffen gegen russisches Territorium an.
Während unter den Nato-Staaten die Ausweitung der Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts diskutiert wird, ging die Rekordrally bei Rüstungswerten weiter.
Mit Rheinmetall, Renk und Hensoldt setzten die drei bekannten deutschen Rüstungswerte ihren guten Lauf mit Bestmarken fort. Sie legten um bis zu vier Prozent zu, was dem deutschen Leitindex zu einem Kursplus von 0,6 Prozent verhalf.
Rheinmetall wurden im frühen Handel bei bis zu 1883 Euro gehandelt. Mittlerweile haben sie sich 2025 schon mehr als verdreifacht – ergänzend zur Rally, die schon 2022 mit dem russischen Überfall auf das Nachbarland begonnen hatte. Davon ausgehend sind sie schon mehr als das 20-fache wert.
Geplantes Schuldenpaket weckt Hoffnung
Der jüngste Börsenaufschwung fußt aus Sicht von Analysten auf einer Mischung aus nachlassenden geopolitischen Spannungen – insbesondere im Zollkontext –, soliden Quartalsberichten und einem Hauch von Entspannung bei den Inflationsdaten.
In Deutschland sorgt außerdem das geplante staatliche Investitionspaket für Zuversicht unter Börsianern. Ein schuldenfinanzierter Topf von bis zu 500 Milliarden Euro soll für Infrastruktur und Klimaschutz bereitgestellt werden.
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, den zwei größten Volkswirtschaften der Welt, hatte die Finanzmärkte über Wochen belastet. Die Sorge vor einer globalen Rezession war groß. Experten warnen jedoch vor verfrühtem Optimismus. Denn nach wie vor ist offen, ob sich der Handel zwischen den USA und China normalisiert.
Warten auf sinkende Zinsen in der Eurozone
Die Rally an den Börsen steht in starkem Gegensatz zur Wirtschaftskrise in Deutschland. Die Blicke der Investoren richten sich oft aber nicht auf die aktuelle Lage, sondern auf künftige Gewinne. Zudem sind die 40 im Dax geführten Konzerne international aufgestellt und machen den Großteil ihrer Umsätze im Ausland.
In Europa sind Aktien seit Jahresbeginn deutlich stärker gestiegen als in den USA – dank vielfach guter Unternehmenszahlen, der weiter aktienfreundlichen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der im Vergleich zu US-Aktien niedrigen Bewertungen.
Die Börse wird auch von der Erwartung auf sinkende Zinsen in der Eurozone angetrieben, mit der die EZB die schwache Konjunktur ankurbeln will. Die Inflationssorgen haben zuletzt abgenommen, viele Ökonomen rechnen mit niedrigeren Leitzinsen in den kommenden Monaten.
Für Aktienanleger sind Aussichten auf sinkende Zinsen gute Nachrichten. Aktien werden dann gegenüber festverzinslichen Papieren attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können sich deshalb leichter finanzieren und Hausbauer kommen günstiger an Darlehen. Investitionen werden insgesamt erschwinglicher, das stützt die Konjunktur. (dpa/Reuters)
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