zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Fondsmanagern in Asien fehlt noch das Vertrauen

Investmentkomitees drängen aber zur Rückkehr an die BörsenVON MARKUS GÄRTNER (HB)Noch immer halten sich die großen Fondsmanager in Asien stark zurück.Doch der Druck auf sie wächst.

Investmentkomitees drängen aber zur Rückkehr an die BörsenVON MARKUS GÄRTNER (HB)Noch immer halten sich die großen Fondsmanager in Asien stark zurück.Doch der Druck auf sie wächst.Im Februar hievte ein rasanter Aufschwung die Kurse zwischen Seoul und Singapur um teilweise über 30 Prozent in die Höhe.Allein in der ersten Februarwoche sauste Malaysias Composite Index um 28 Prozent nach oben. Viele Fondsmanager sahen in dem erstaunlichen Höhenflug eine schlichte Gegenreaktion in einem zuvor völlig ausgebombten Markt.Doch eine Korrektur des Februarsturms an den Schwellenbörsen Asiens bleibt derzeit aus.Und das, obwohl die Serie enttäuschender Firmenbilanzen für 1997 nicht abreißt.Argumente zum Verkauf gäbe es also genug.Doch es scheint, als seien die Anleger langsam immun gegen die vielen schlechten Nachrichten.Und das setzt die milliardenschweren Geldverwalter massiv unter Druck.Sie fürchten weitere Rückschläge an den Schwellenbörsen, doch ihre Investmentkomitees sitzen ihnen im Nacken und drängen zum Einstieg in Fernost.Der Zwang zur Performance, der Druck, wenigstens die Indizes zu schlagen, ist ohnehin schon groß genug."Je länger diese Situation anhält", sagt ein auf Anonymität drängender Aktienanalyst in einem britischen Investmenthaus in Hongkong, "desto schwieriger wird es, dem Einstieg in Asien zu widerstehen." Für die, die viel Cash in der Kasse haben, heißt es in der Branche, werde es nun langsam brenzlig.Wer im Februar den Fahrstuhl nach oben verpaßt hat, sieht sowieso schon alt aus. Doch bisher haben die zögerlichen Fondsmanager gute Argumente auf ihrer Seite.Schließlich gibt es Dutzende von Fragezeichen.Wie stark wird sich die Finanzkrise auf die reale Wirtschaft auswirken? Wie schlimm sind die Zahlen, die kaum ein Krisenland vollständig preisgibt, wirklich? Haben der fulminante Kursanstieg im Februar, die jüngst stabilisierten Wechselkurse und die vielen Lobesworte des IWF für Thailand, Korea und Malaysia vielleicht die Motivation für weitere Wirtschaftsreformen geschwächt? Und kann China tatsächlich seine Wirtschaft stabil halten? Die lange Liste von Fragen verunsichert die bedrängten Fondsmanager.John Calverly, der Chefvolkswirt der American Express Bank, ist sicher, "die schmerzhafte Restrukturierung der Wirtschaft wird die asiatischen Börsen für den Rest des Jahres im Zaum halten.Wir werden eine Seitwärtsbewegung, vielleicht sogar einen Rückschlag haben." Calverlys Favoriten für eine baldige Erholung sind Südkorea und Hongkong. Peter Lord, der Vorsitzende der Investment Fonds-Vereinigung von Hongkong, schätzt die Lage ähnlich ein: "Unserer Ansicht nach wird es noch einige Monate lang unruhig bleiben.In diesem Jahr erwarten wir keinen massiven Zufluß von frischem Geld mehr." Roland Haas, Präsident der Lippo Investment Management in Jakarta, rät verwegenen Börsianern, mit mindestens einem Jahr zu rechnen, bevor jetzt getätigte Käufe einen Gewinn abwerfen.Wer mit einer noch schwächeren Rupie rechnet, dem empfiehlt der Experte Firmen mit einem hohen Anteil an Dollarerlösen wie den Zinnminenbetreiber PT Tambang Timah oder den Telekomriesen PT Indosat."Auf kurze Sicht", sagt Haas, "drohen Gewinnmitnahmen, doch ich würde die Aktien auf lange Sicht halten." - "Wait and see" lautet das Motto der Stunde in Asien.Die Kommentare der Fondsmanager verraten, daß trotz Zuversicht beim langfristigen Ausblick derzeit noch erhebliche Zweifel bestehen.

MARKUS GÄRTNER (HB)

Zur Startseite