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Energieversorger: Gasag will grüner werden
Der Berliner Versorger verkauft weniger Gas, dafür viel mehr Strom. Der neue Chef sieht Potenzial bei der Mobilität. Was er vorhat.
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Der Berliner Energieversorger Gasag hat im vergangenen Jahr weniger Gas verkauft, dafür fast doppelt so viel Strom wie 2016. Unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Gerhard Holtmeier will das Unternehmen noch stärker in Richtung Dekarbonisierung, also Reduzierung des CO2-Ausstoßes, gehen. „Wie kriegen wir das Erdgas grün?“, formulierte Holtmeier die aus seiner Sicht zentrale Frage bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für 2017 am Donnerstag.
Holtmeier, der sein Amt erst am 1. April von Vera Gäde-Butzlaff übernommen hatte, musste zu seinem Start direkt verkünden, dass der Umsatz der Gasag 2017 gegenüber dem Vorjahr leicht von 1,2 auf 1,1 Milliarden Euro gesunken ist. Der wichtigste Grund dafür: Das Unternehmen verkaufte mit 18,4 Terawattstunden Gas vier Prozent weniger als 2016. Finanzvorstand Michael Kamsteeg räumte ein, dass die Gasag einige Großkunden verloren habe. Der Preisdruck sei so stark, dass sich das Geschäft in einigen Fällen nicht mehr gerechnet habe. Der Transport von Gas in den Netzen stieg dagegen um sieben Prozent, was vor allem daran lag, dass das letzte größere Berliner Heizkraftwerk von Braunkohle auf Erdgas umgestellt wurde.
Stromabsatz fast verdoppelt
Ein starkes Wachstum konnte Kamsteeg dagegen beim Strom vorweisen, den die Gasag erst seit 2014 anbietet. Hier verdoppelte sich der Absatz 2017 fast. Ende des vergangenen Jahres bekamen 183 000 Kunden ihren Strom von der Gasag, Ende 2018 sollen es 240 000 sein. Vertriebsvorstand Matthias Trunk sagte, das wichtigste Verkaufsargument für Gasag-Strom sei, „dass er von hier kommt“. So stammt der Strom für den Tarif „Regionalstrom“ zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien aus Berlin und Brandenburg. 2017 gingen in Brandenburg vier große Photovoltaikanlagen mit rund 26 Megawatt elektrischer Leistung ans Netz. In diesem Jahr sollen zwei weitere Anlagen mit rund zehn Megawatt folgen.
Außerdem hat die Gasag-Gruppe mehrere Biogasanlagen in Brandenburg und einen Windpark westlich von Cottbus. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen 2017 durch seine erneuerbaren Energien 2017 rund 56 000 Tonnen CO2 eingespart. Die Gasag hat sich 1998 gegenüber dem Land Berlin verpflichtet, bis 2020 insgesamt zwei Millionen Tonnen CO2 zu vermeiden.2015 stand sie bei 1,4 Millionen Tonnen. Die Einsparungen werden vom Tüv überprüft.
Ein wichtiger Hebel für den Klimaschutz sind sogenannte Quartierslösungen. So baut die Gasag im Maximiliansquartier vier Blockheizkraftwerke, die Strom und Wärme für die Mieter produzieren. Außerdem gibt es Ladepunkte für E-Autos an 250 Stellplätzen. In der Stresemannstraße wird ein neues Bürogebäude über Geothermie beheizt. 32 Erdsonden werden 99 Meter tief in den Boden getrieben. Auf der Mierendorff-Insel in Charlottenburg soll ein nachhaltiges Energiekonzept umgesetzt werden. „Das ist beispielhaft für den Umbau einer ganzen Stadt“, sagte Holtmeier.

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Gasag setzt auf Mobilität
Zu einem noch wichtigeren Geschäftsfeld will der neue Vorstandschef die Mobilität machen. In Berlin gebe es bisher nur 4000 Erdgasfahrzeuge, das sollten noch mehr werden. „Gerade in der Diesel- und Feinstaubkrise ist das eine sehr sinnvolle Ergänzung“ sagte Holtmeier. Die 24 Berliner Erdgastankstellen, davon elf der Gasag, könnten sofort 10 000 zusätzliche Fahrzeuge versorgen. In Madrid und Brüssel seien die Flotten der Busse und Müllwagen auf Erdgas und Biogas umgestellt worden, was Lärm und Feinstaub deutlich reduziert habe. Im Bereich E-Mobilität kooperiert die Gasag unter anderem mit Smart. Gasag-Ökostromkunden können den Kleinwagen für 79 Euro im Monat leasen.
Das gesamte Geschäftsergebnis der Gasag litt 2017 unter der Stilllegung des Berliner Gasspeichers. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank gegenüber dem Vorjahr von 117 Millionen Euro auf 82 Millionen Euro. Der Speicher war unter anderem wegen der Importe von verflüssigtem Erdgas aus dem Ausland nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben, wie Holtmeier sagte. Mit EU-Förderung könnte der Speicher aber möglicherweise eine Funktion für die Energiewende übernehmen.
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