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Erntereifer Weizen auf einem Feld in Nordsachsen.

© dpa/Sebastian Willnow

Gentechnik in Lebensmitteln : EU-Kommission plant deutliche Lockerung 

Gentechnisch veränderte Lebensmittel müssen nicht zwangsläufig gekennzeichnet sein. Das sieht ein Entwurf der EU-Kommission vor.

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Die EU-Kommission strebt eine Lockerung der Regeln für gentechnisch veränderte Pflanzen an. Nach einem Entwurf der Brüsseler Behörde müssen Lebensmittel nicht gesondert gekennzeichnet werden, wenn die verwendeten Pflanzen etwa nach Methoden der Crispr/Cas-Genschere gezüchtet wurden. Für Verbraucherinnen und Verbraucher wäre in diesem Fall eine gentechnische Veränderung auf dem Etikett nicht erkennbar.

Die EU-Kommission sieht Verfahren wie die Crispr/Cas-Genschere als einen Weg, um dem Klimawandel, den zunehmenden Dürren und der Verlust der Biodiversität zu begegnen. Das Verfahren, das auch als neue Gentechnik bezeichnet wird, ist in der Lage, Eingriffe in das Erbgut präzise durchzuführen. Dabei wird die DNA an einer bestimmten Stelle durchtrennt. Forscherinnen und Forscher können so Gene ausschalten oder an der Schnittstelle neue Abschnitte einfügen. 

Laut dem vorliegenden Entwurf unterliegen Methoden wie Crispr/Cas keinen EU-Gentechnikregeln, wenn die dadurch entstandene Sorten auch durch Verfahren wie Kreuzung oder Auslese hätten entstehen können. In Deutschland kommt die Gentechnik auf den Äckern, abgesehen von Versuchsfeldern, bislang nicht zum Einsatz. „Die Deregulierung hat für die Gesellschaft keinen Mehrwert, während wenige Großkonzerne davon profitieren“, sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Karl Bär dem Tagesspiegel.

Kritik an dem Entwurf der EU-Kommission kam auch vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das Papier sei unterm Strich desaströs für die mehr als 80 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher, „die keine Gentechnik auf ihrem Teller wollen“, sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt.

Eine durchgehende Kennzeichnung solle für den Großteil der gentechnisch veränderten Organismen ausgesetzt werden, kritisierte Bandt weiter. Freuen könne sich darüber „nur die Industrie, deren Forderungen fast vollständig eingeflossen sind“. Nach seinen Worten würden Fragen zur Koexistenz von gentechnisch veränderten Organismen und gentechnisch nicht veränderten Organismen an die Mitgliedsstaaten verwiesen. „Am Ende landen sie damit bei überforderten Bio- und konventionellen Betrieben, die keine Gentechnik einsetzen dürfen oder wollen“, erklärte der BUND-Vorsitzende.

Derweil ist die Bundesregierung in der Frage gespalten. Während die geplanten Lockerungen bei der Gentechnik bei den Grünen überwiegend auf Ablehnung stoßen, zeigen sich die Liberalen offen für den Einsatz von Techniken wie Crispr/Cas.

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