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Wirtschaft: Gewerkschaft Transnet bat Bahn um Datenabgleich

Die größte Eisenbahnergewerkschaft Transnet hat mindestens zwei Mal ihre Mitgliedsdaten mit denen der Bahn abgleichen lassen, um festzustellen, ob die diese ihre Mitgliedsbeiträge in korrekter Höhe zahlen. Das war legal, sagt Transnet. Trotzdem hagelt es Kritik: Aus den kleineren Gewerkschaften GDBA und GDL - und aus der Politik.

Berlin - Alexander Kirchner, Chef der Eisenbahnergewerkschaft Transnet, hat am Samstag „moralische und wirtschaftliche Wiedergutmachung“ für die von der Datenaffäre betroffenen Mitarbeiter gefordert, heißt es heute in der „Welt am Sonntag“. Derweil stellt sich heraus: Auch seine Gewerkschaft hat mindestens zwei Mal die Daten ihrer Mitglieder mit den Personaldaten der Bahn abgeglichen. Damit wollte die Transnet abklären, ob die Gewerkschaftsmitglieder auch satzungsgemäß ihre Mitgliedsbeiträge in der festgelegten Höhe von ihrem jeweiligen Einkommen entrichtet haben, berichtet der „Spiegel“.

Transnet-Sprecher Michael Klein bestätigte dem Tagesspiegel am Sonntag, dass es derartige Abgleiche 1994 und 1998 gab. Damals war Rudi Schäfer Transnet-Chef. Und zehn Jahre später, im Sommer 2008, habe sein Nachfolger Lothar Krauß die Bahn-Führung erneut um einen Abgleich der Daten gebeten. Klein erklärte, dass jedes Mitglied mit seinem Aufnahmeantrag einen Passus unterschrieben habe, der die Gewerkschaft zum Abgleich ermächtigt. Zudem sei das damalige Vorgehen mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten abgestimmt gewesen. Allerdings sei dieser Abschnitt Anfang 2009 aus den Aufnahmeanträgen gestrichen worden.

Auch Mitglieder der konkurrierenden Gewerkschaft GDBA haben nach Informationen dieser Zeitung eine ähnliche Klausel unterschrieben. „Allerdings haben wir davon nie Gebrauch gemacht, weil wir auf die Beitragsehrlichkeit unserer Mitglieder vertrauen“, sagte GDBASprecher Uwe Reitz.

Die kleinere Lokführergewerkschaft GDL kritisierte die Praktiken der Transnet scharf: „Das ist Bahn-Filz vom Feinsten. Das passiert eben, wenn ein Konzern mit ehemaligen Funktionären einer speziellen Gewerkschaft durchzogen ist“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky dem Tagesspiegel am Sonntag. Er nannte es einen „bemerkenswerten Vorgang“, dass eine Gewerkschaft offenbar bereit gewesen ist, dem Arbeitgeber eine komplette Mitgliederliste zu überlassen, um Daten abzugleichen – selbst wenn diese verschlüsselt waren, wie Transnet behauptet.

Dirk Fischer (CDU), seit 1989 verkehrspolitischer Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, nennt die Vorgänge zwischen Transnet und Bahn „ein weiteres Element in diesem Gesamtskandal“. Jetzt müsse man prüfen, wer genau wem die Daten zum Abgleich überlassen hat: die Bahn der Gewerkschaft oder umgekehrt. „Falls sich sogar herausstellen sollte, dass die Bahn die Mitarbeiterdaten an eine private Gesellschaft herausgegeben hat, ist das illegal. Dann muss das rechtliche Konsequenzen haben“, sagte Fischer dieser Zeitung.Kevin P. Hoffmann

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