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Wirtschaft: Größe allein reicht nicht

BERLIN .Die Wettbewerbsexperten vom Bundeskartellamt haben es leicht.

BERLIN .Die Wettbewerbsexperten vom Bundeskartellamt haben es leicht.Die geplante Fusion des größten deutschen Warenhauskonzerns, Karstadt, und der Nummer zwei auf dem deutschen Versandhausmarkt, Quelle, wird ihnen keine großen Mühen bereiten.Denn ihre Hausaufgaben haben die Wettbewerbshüter bereits im vergangenen Jahr erledigt.Damals stockte Quelle-Eignerin Schickedanz den Anteil ihrer Stimmrechte an Karstadt auf satte 48 Prozent auf und übernahm so faktisch die Kontrolle.Nach monatelangen Recherchen gab das Bundeskartellamt im August grünes Licht: Eine marktbeherrschende Stellung des neuen Handelsriesen vermochten die Wettbewerbshüter nicht zu erkennen.Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.Auch das neue Vorhaben der Handelshäuser, die Zusammenlegung von Karstadt und Quelle, dürfte daher wohl kaum am Einspruch der Wettbewerbsaufsicht scheitern.Und das, obwohl mit Quelle und Neckermann ein neuer Versandhausriese entsteht.Der Grund: In kaum einer Branche herrsche ein so intensiver Wettbewerb wie im Handel, sagen die Wettbewerbsschützer.

Die Großen halten sich gegenseitig in Schach und werden immer größer.Gemessen am Branchenprimus, der Metro (Umsatz 1997: 80,7 Mrd.DM), ist Quelle/Karstadt dabei mit einem gemeinsamen Umsatz von rund 33 Mrd.DM sogar noch ein kleiner Fisch."Der Wettbewerb ist sehr scharf", heißt es auch beim Einzelhandelsverband HDE."Die Fläche nimmt zu, die Umsätze stagnieren, die Preise gehen runter", sagt HDE-Sprecher Hubertus Pellengar.Das freut die Verbraucher, doch die Händler geraten immer weiter unter Druck."Die Rendite ist äußerst mager, der Verdrängungswettbewerb wächst", klagt der HDE.Denn: Wachsen können die Handelshäuser nur noch auf Kosten der Konkurrenz."60 Prozent der Waren haben so gut wie kein Wachstumspotential", beschreibt Eric Heymann von der DB Research das Dilemma.Während die Leute bereit seien, Geld für Urlaube oder Reisen auszugeben, hielten sie sich bei Bekleidung oder Haushaltswaren zurück.

Dennoch geht es nicht allen Handelshäusern gleich schlecht.Die schwedische Kette H & M etwa schafft es mit ihrem Konzept, preiswerte Mode mit Model-Glamour zu verbinden, auch in Deutschland gutes Geld zu verdienen.Und selbst auf dem heiß umkämpften Lebensmittelmarkt gibt es Newcomer.Der US-Konzern Wal-Mart glaubt fest daran, mit seiner Niedrigpreisstrategie den Platzhirschen Rewe, Tengelmann, Aldi und Edeka das Leben schwermachen zu können.

Doch ob die Elefantenhochzeit der Handelshäuser Karstadt und Quelle ein Happy-End finden wird, ist offen.Während die Strategen in Essen und Fürth von Synergien schwärmen, sprechen Kritiker von einer Fusion zweier Fußkranker.Karstadt repräsentiere den Prototyp des guten, alten Warenhauses, das es heute aber schwer habe.Und Quelle vertraue zu sehr dem überkommenen Konzept des Allround-Versandhandels.Größe allein sei keine Lösung, heißt es in der Branche.Dennoch müssen sich die Lieferanten des Brautpaares jetzt warm anziehen.Denn üblicherweise werden ihnen spezielle Hochzeits-Rabatte oder ähnliche Konzessionen abverlangt.Größe kann sich doch auszahlen.

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