zum Hauptinhalt

Deutsche Bahn: Grube ist am Zug

Die Bahn-Gewerkschaften nicken den Daimler-Manager als neuen Chef der Bahn ab – unter Bedingungen.

Berlin - Der Weg für Rüdiger Grube an die Spitze der Deutschen Bahn ist frei. Die Gewerkschaften Transnet und GDBA beschlossen am Montag in Berlin, im Aufsichtsrat für die Berufung des Daimler-Managers zu stimmen. „Wir trauen Herrn Grube einen Neuanfang zu“, sagte GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel am Montag in Berlin. Grube will sich den Gewerkschaften zufolge per Vertrag verpflichten, die Struktur des Staatskonzerns nicht anzutasten. Auch einen Börsengang soll es auf absehbare Zeit nicht geben.

Der 57 Jahre alte Grube, derzeit Strategievorstand bei Daimler, hatte sich zuvor zwei Stunden lang den Führungsgremien der beiden Gewerkschaften vorgestellt. Das Treffen habe gezeigt, dass Grube „in vielen Punkten die Positionen von uns über die Zukunft und die Herausforderungen der Bahn teilt“, sagte der Transnet-Vorsitzende Alexander Kirchner. „Herr Grube hat die Bewerbung aus unserer Sicht bestanden“, befand GDBA-Chef Hommel. Grube selbst äußerte sich nicht. Mit dem Ja der Gewerkschaften ist die Mehrheit für ihn im Aufsichtsrat sicher. Die Arbeitnehmer stellen zehn der zwanzig Mitglieder des Kontrollgremiums. Bei der Lokführergewerkschaft GDL soll sich Grube nächste oder übernächste Woche präsentieren.

Das Votum der Gewerkschaften galt als entscheidend, weil sie traditionell über einen großen Einfluss verfügen. Wegen ihres Widerstandes muss Hartmut Mehdorn abtreten. Transnet und GDBA hatten dies verlangt, weil der Konzern wiederholt Daten und E-Mails von Mitarbeitern ohne deren Wissen hatte überprüfen lassen. Grube soll im Mai antreten, bis dahin führt Mehdorn die Bahn.

Die Gewerkschaften, Grube und Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) verständigten sich auf ein „Memorandum zur Zukunft und Ausrichtung der Deutschen Bahn AG“. Die Bahn müsse international tätig bleiben, sich aber auf den deutschen Markt konzentrieren – „mit einer kundenorientierten und nachhaltigen Investitions- und Angebotsleistung“, heißt es im Text. Auch der konzernweite Arbeitsmarkt, mit dem die Gewerkschaften Stellenabbau zu verhindern hoffen, soll fortbestehen. Ein Bekenntnis zum integrierten Konzern, mit dem Gleisnetz und dem Zugbetrieb in einer Hand, habe Grube zudem abgegeben, erklärten die Gewerkschaften.

Für Grube stehe ein Börsengang derzeit aber nicht mehr auf der Tagesordnung, sagte Kirchner. Er habe gesagt, dass er den Verkauf in dieser Form nicht weiterverfolgen werde. Dies sei „bestenfalls eine Option für die Zukunft“. Der Gewerkschaftschef plädierte daher dafür, die eigenständige Gesellschaft aus Personen- und Güterverkehr wieder aufzulösen. Diese war extra für den Börsengang gegründet worden, ein Viertel der als Mobility Logistics bezeichneten Sparte hatte am Kapitalmarkt verkauft werden sollen. Auch die SPD hatte sich zuletzt gegen einen Börsengang ausgesprochen.

Grube soll neben der strategischen Ausrichtung auch die Datenaffäre bei der Bahn weiter aufklären. Dies könne auch weitere personelle Konsequenzen bedeuten, sagte Kirchner. Ein Abschlussbericht der beauftragten Sonderermittler soll Mitte Mai vorliegen. mit AFP

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false