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Mixer und Schrauber. Vor zwei Jahren bauten Christian Komm (links) und Robert Thomalla auf der Insel Eiswerder im Spandauer See die ersten Exemplare des Pokketmixers zusammen.

© Maris Hubschmid

Pokketmixer: Hits in der Hosentasche

Ein Berliner Start-up hat ein Mischpult im Handyformat entwickelt.

Von Maris Hubschmid

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Wumm, wumm, tschak, wumm. Sanfte, gleichmäßige Beats. In der Schönhauser Allee 44a läuft ein Fritz-Kalkbrenner-Mix: Facing the Sun. Dann bewegt Christian Komm den kleinen Regler nach rechts. Unter den Rhythmus mischt sich das freundlich-unbedarfte „Hello“ aus dem Song von Martin Solveig und Dragonette. Komm greift einen Knopf, dreht ihn leicht. Der Bass wird lauter. „So einfach ist das“, sagt der 41-Jährige und grinst. Es ist seine Erfindung: Zehn Knöpfe auf 109 mal 78 Millimetern, das DJ-Pult im Smartphone-Format. Der Name: Pokketmixer.

Der liegt seit kurzem auch im Museum of Contemporary Art in Chicago. Das Museum verkauft ihn in seinem Geschenkshop. Auch im Atrium am New Yorker Broadway und im Citadium Caumartin in Paris wird er gehandelt, in London, Tokio und im Libanon. Vor zwei Jahren schraubten Christian Komm und sein Geschäftspartner Robert Thomalla auf der Insel Eiswerder im Spandauer See die ersten Exemplare eigenhändig zusammen. Heute ist das Mini-Mischpult Accessoire von Discjockeys weltweit. In seinem ersten vollen Geschäftsjahr rechnet das Berliner Start-up mit 10 000 verkauften Stück.

Alles begann auf einer Autofahrt nach Amsterdam. Komm hatte Mitfahrer an Bord, die auf der Hälfte der Strecke darüber zu streiten begannen, wer als Nächster seinen MP3-Player an das Autoradio anschließen dürfe, erzählt er. „Da dachte ich: Wenn ich jetzt nur ein Mischpult hätte.“ In London hatte der gelernte Radio- und Fernsehtechniker, der in seiner Freizeit immer mal für Freunde auflegte, eine private Ausbildung zum Tontechniker absolviert. Zurück in Berlin fuhr er also in den Elektromarkt – und fing an zu tüfteln. Den Prototypen des Pokketmixers zeigte er seinem Freund Robert Thomalla. Der 43-Jährige kaufte ihm das Teil sofort ab. Wenig später meldete Komm Patent an, 2011 eröffneten die beiden mit finanzieller Unterstützung der Investitionsbank Berlin und der Berliner Bank ihren Flagship-Store in der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg.

Techno-Größe Paul Kalkbrenner hat sich die Miniatur schon angeschafft.

Mixer und Schrauber. Vor zwei Jahren bauten Christian Komm (links) und Robert Thomalla auf der Insel Eiswerder im Spandauer See die ersten Exemplare des Pokketmixers zusammen.

© Maris Hubschmid

Komms Erfindung ist 130 Gramm schwer und kommt gänzlich ohne eigene Stromversorgung oder Batterien aus. Zwei MP3-Player können angeschlossen werden, außerdem eine Lautsprecheranlage und ein paar Kopfhörer, damit der DJ unbemerkt herumprobieren kann. Die Produktion hat mittlerweile ein Berliner Dienstleister übernommen. Thomalla und Komm haben genug mit der Abwicklung zu tun. Und regelmäßig ziehen die beiden mit ihrem Mixer auf Messen und Festivals. Überall dorthin, wo Musikfans sind. Selbst Techno-Größe Paul Kalkbrenner hat sich die Miniatur schon angeschafft. „Eines Tages stand er plötzlich vor uns und kaufte einen“, erzählt Thomalla. Vielleicht das größte Lob, das die beiden bisher bekommen haben.

Ist die Szene dann bald flächendeckend versorgt? Derzeit sieht es nicht so aus, als müssten die beiden Unternehmer eine Marktsättigung fürchten. Kaum minder erfolgreich als bei den DJs ist ihr Produkt bei Touristen. „Fast zwei Drittel unserer Laufkundschaft sind Berlinbesucher“, schätzt Komm. „Es ist super, dass die Idee so ankommt: Mit dem Pokketmixer wird jedermann zum DJ! Es braucht keine professionelle, teure Ausrüstung mehr! Mix dir deine Hits selbst!“

Dass der Pokketmixer mit seinen knalligen Farben dem iPod optisch nicht unähnlich ist, schadet dem Absatz sicher nicht. Der Erfolg bei den Touristen hängt vielleicht aber auch mit etwas anderem zusammen. „Party! Music!“, sagt eine Kundin aus Spanien, die sich am Samstagmorgen auf dem Nachhauseweg von einem Club ins Hostel ein lilafarbenes Modell gekauft hat. „That’s Berlin.“ Christian Komm und Robert Thomalla verkaufen also auch Andenken.

Der Erfolg spricht sich herum: Das KaDeWe hat den Pokketmixer in sein Sortiment aufgenommen. Der Techno-Club Tresor in Mitte verkauft die schwarze Variante mit einer eigenen, silberfarbenen Gravur. Es gibt auch schon eine Version namens Russendisko.

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