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Update

Fluggesellschaft Air Berlin: Hunold geht und Mehdorn soll es richten

Joachim Hunold tritt zurück. Erst am Morgen soll der Air-Berlin-Chef diese Entscheidung getroffen haben. "Wir sind alle fast vom Stuhl gefallen", heißt es bei der Fluggesellschaft. Jetzt soll Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn übernehmen.

Air-Berlin-Chef Joachim Hunold hat seinen Rücktritt erklärt und seinen persönlichen Freund, den ehemaligen Bahn-Chef Hartmut Mehdorn, als Interimschef vorgeschlagen. Damit zieht Hunold die Konsequenz aus zuletzt immer lauter werdender Kritik an seiner Führung. 

Hunold leitete mit seinem Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer am Donnerstagvormittag von Berlin aus die alle vier Monate fällige Telefonkonferenz zur Präsentation der aktuellen Geschäftszahlen. Die Zahlen waren wie erwartet schlecht, die Manager präsentierten ein neues Sparprogramm, das helfen soll, die Airline nach drei Jahren der Verluste wieder profitabel zu machen. Da unterbrach Hunold nach etwa 20 Minuten die Ausführungen Hüttmeyers. "Bevor wir zum Ausblick kommen, möchte ich noch einen Hinweis in eigener Sache abgeben", sagte er. Unter den Zuhörern, die sich aus ganz Europa zugeschaltet hatten, wusste niemand, was Hunhold sagen wollte. Und auch die fünf Mitarbeiter, die mit Hunold im Raum saßen, wurden nur Minuten vor der Telefonkonferenz informiert. "Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass jetzt ein Führungswechsel unser eingeleitetes Programm ‚Shape and Size’ nur beschleunigen kann", sagte Hunold dann. 

"Wir sind alle fast vom Stuhl gefallen", sagte eine im Raum anwesende Person. Hunold habe während der Präsentation zunächst völlig zunächst gefasst gewirkt. "Wer ihn kennt, hat aber dann gemerkt, dass er sehr berührt war", sagte die Person. Hunold sagte im kleinen Kreis, er habe seine Entscheidung erst am Morgen getroffen. 

Hunhold hat Air Berlin in den 20 Jahren an der Spitze von einer winzigen Provinzfluglinie zunächst zu einer Charter- und Ferienfluggesellschaft ausgebaut. Mit Flügen zu den Balearen würde die Airline groß. In den vergangenen acht Jahren wollte Hunold dann in die erste Liga unter den Fluggesellschaften aufsteigen und das Billigfliegerimage abstreifen. Er kaufte andere kleiner Fluggesellschaften, wie die Deutsche BA, LTU, Tuifly. Zuletzt kaufte Air Berlin die österreichische Fluggesellschaft Niki vom ehemaligen Formel-1-Weltmeister Niki Lauda. 

So stieg Air Berlin zur zweitgrößten Fluggesellschaft Deutschlands hinter der Lufthansa auf, was sich in stetig steigenden Umsatzwachstumszahlen äußert. Der Gewinn allerdings geht zurück. Die vergangenen drei Geschäftsjahre konnte Air Berlin nur Verluste verbuchen. Für die jüngsten Verluste im ersten Halbjahr 2011 machte Hunold am Donnerstag die eingeführte Luftverkehrssteuer verantwortlich, die seine Airline überproportional stark belastet. Zudem leidet Air Berlin darunter, dass viele mitteleuropäische Touristen derzeit die nordafrikanischen Revolutionsstaaten Tunesien und Ägypten meiden. 

Kritiker warfen Hunold vor, zu stark auf Expansion gesetzt zu haben und die Kostenentwicklung zu wenig zu beachten. Jetzt soll Hartmut Mehdorn es richten, der einst die Bahn börsenreif trimmen wollte. Mehdorn ist in der deutschen Öffentlichkeit wegen seines Sparkurses umstritten. "Na und? Das war ich auch immer", sagte Hunold. Letztlich liege es aber nicht in seiner Hand. Das Board - ein Gremium, dass bei Gesellschaften mit britischer Rechtsform die Funktion von Vorstand und Aufsichtsrat erfüllt - werde letztlich entscheiden, ob es seinen Rücktritt annimmt und dem Vorschlag Mehdorn folgt, sagte Hunold. Dass es aber so entscheiden wird, daran bestehen praktisch keine Zweifel.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat Joachim Hunold, für die Kooperation in den vergangenen Jahren gedankt. Auch mit dessen Interimsnachfolger Hartmut Mehdorn werde die gute Zusammenarbeit weitergehen, sagte Wowereit am Donnerstag der Nachrichtenagentur dapd. Air Berlin habe konsequent auf den Standort Berlin gesetzt. "Ich vertraue darauf, das sich daran nichts ändert", sagte Wowereit.

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