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Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus führen bei vielen zu finanziellen Engpässen. Die Miete kann da zu einem Problem werden.

© dpa-tmn/Sven Hoppe

Immobilien: Coronakrise dämpft Mieten und Kaufpreise

Die Zahl privater Insolvenzen könnte zunehmen

Noch sind die Preise für Kaufimmobilien und die Mieten in den Großstädten hoch. Doch dieses Bild könnte sich im Zuge der Coronakrise bald ändern. Ein Anstieg von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit senke den Spielraum für die Miete, sagt etwa Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der Bochumer EBZ Business School: „Wer nicht muss, kauft in der Krise keine Immobilie oder verschiebt den Umzug in eine größere Wohnung.“

Angesichts der Ausgangsbeschränkungen und der Unsicherheit über die Folgen der Pandemie dürfte der Wohnungsmarkt in den nächsten beiden Monaten zum Erliegen kommen, sagt auch Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). „Besichtigungen finden kaum statt, und viele Käufer halten sich zurück, weil sie um ihre Jobs bangen oder schrumpfende Einkommen erwarten.“

Er erwarte eine Stagnation der Immobilienpreise oder leichte Rückgänge. „Ich bezweifle, dass etwa die ambitionierten Preise bei Neubauten derzeit noch durchzusetzen sind“, sagte Voigtländer. Der Immobilienmarkt könne sich einem Einbruch der Wirtschaft nicht entziehen. Auch das Potenzial für Mietsteigerungen sei beschränkt - denn die Einkommen dürften weniger stark steigen als vor der Krise. Ein Einbrechen der Mieten und Preise sieht Voigtländer aber nicht. „Viele Menschen haben hohe Vermögen.“

Pandemie und Immobilienkrise sind zweierlei

Darauf vertraut auch Sebastian Fischer, Vorstandsmitglied der Primus Immobilien AG, einer der auf hochpreisige Immobilien spezialisierten Projektentwicklungsfirmen in Berlin. „Wir haben keine fundamentale Immobilienkrise, sondern eine Pandemie, die unser tägliches Leben beeinflusst. Berlin sei ein attraktiver Standort und werde das auch bleiben. Es werde nach Siemens weitere Unternehmensansiedlungen geben. Die Nachfrage nach Wohnraum sei in Berlin sehr hoch, das Angebot niedrig und die Liquidität auf den Finanzmärkten gut. Es sei derzeit nicht damit zu rechnen, dass die Sparzinsen ein hohes Niveau erreichen. Auch Tolle Immobilien Berlin geht davon aus, dass die Corona-Krise sowohl bei privaten als auch bei institutionellen Anlegern zu einer Flucht in Sachwerte führen wird.

Doch es gibt eine möglicherweise entscheidende Variable. „Wenn die Corona-Krise lange dauert und die Einschränkungen im Alltag bleiben, könnte das die Wende bedeuten“, sagt Ökonom Vornholz. Das Angebot an Eigentum ist in Berlin - in der aktuellen Boomphase - noch sehr gering. Doch was passiert, wenn mehr und mehr Verbraucher in Deutschland eine private Insolvenz anmelden müssen? Arbeitslosigkeit - und die damit verbundene Einkommensverschlechterung - ist der Haupttreiber für eine Privatinsolvenz. Bereits jetzt gelten circa 6,8 Millionen Bürger als überschuldet und können ihre Verpflichtungen kaum mehr bedienen, sagt Christian Bock, Geschäftsführer der Wirtschafsauskunftei Crifbürgel (Hamburg).

Die Folge privater Insolvenzen aufgrund von Liquiditätsengpässen: Es könnten mehr Immobilien auf den Markt kommen.

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