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Der Wert der Digitalwährung Bitcoin hat sich seit dem Höhenflug wieder mehr als halbiert.

© Dado Ruvic/Reuters

Internetkriminalität: Bayern verkauft Bitcoin für 12 Millionen Euro

Es ist der höchste Verkauf in der Geschichte: Staatsanwälte in Bayern haben beschlagnahmte Kryptowährungen im Wert von 12 Millionen Euro veräußert.

Kriminelle nutzen im Internet gern Kryptowährungen wie Bitcoin für ihre Geschäfte und so gelingt es den Ermittlungsbehörden bei Razzien auch immer wieder, Bestände an solchem Digitalgeld sicherzustellen. So auch im Verfahren gegen die illegale Online-Plattform "Lesen und Lauschen". Auf dem Portal LuL.to waren mehr als 200 000 E-Books und Hörbücher illegal gegen die Zahlung von mehreren Cent angeboten worden, mindestens 30 000 Menschen nutzten die Plattform. Vergangenen Juni hatten Fahnder vom "CyberCrimeCompetenceCenter“ (SN4C) des LKA Sachsen und der „Zentralstelle Cybercrime Bayern“ die mutmaßlichen Betreiber festgenommen und die Seite gesperrt.

Die dabei beschlagnahmten Kryptowährungen wurden nun verkauft. "Der erzielte Verkaufserlös liegt insgesamt bei knapp über 12 Millionen Euro", teilte die Staatsanwaltschaft Bamberg mit. Insgesamt wurden 1312 Bitcoins verkauft. Dazu kamen noch beträchtliche Mengen anderer Kryptowährungen: 1399 Bitcoin Cash, 1312 Bitcoin Gold und 220 Ether. Der Verkaufsprozess zog sich über knapp zwei Monate: In mehr als 1600 Einzeltransaktionen wurde das Kryptogeld von Ende Februar bis Ende April auf einer in Deutschland ansässigen Handelsplattform veräußert.

Bitcoins wie verderbliche Lebensmittel behandelt

Die Ermittlungen in dem Verfahren gegen Drahtzieher von LuL.to dauern weiter an, ein Zeitpunkt für die Anklageerhebung steht noch nicht fest. Trotzdem wurden die beschlagnahmten Bitcoins im Rahmen einer so genannten Notveräußerung durch die Landesjustizkasse Bayern verkauft. Die wird sonst für verderbliche Güter, wie beschlagnahmte Lebensmittel angewendet oder Autos, die mit der Zeit an Wert verlieren und zudem wegen der Unterstellkosten nicht erst bis zu einem Gerichtsurteil verwahrt werden. "Da alle Kryptowährungen dem Risiko hoher Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust ausgesetzt sind, wurde durch die Zentralstelle Cybercrime Bayern eine Notveräußerung angeordnet", erklären die Staatsanwälte. Ob mit dem Verkaufserlös die Ansprüche von Geschädigten bedient werden, das Geld in die Staatskasse fließt oder die Beschuldigten etwas zurückerhalten, muss dann das eigentliche Verfahren zeigen.

Mit dem Timing hatten die Behörden Glück und Pech zu gleich. Der Verkauf startete am 20. Februar, gut anderthalb Monate nach dem Absturz vom einstigen Höchststand des Bitcoin bei fast 20 000 Dollar. Doch immerhin lag der Kurs da nach einer Zwischenerholung noch bei 11 500 Dollar. Den Stand erreichte die Währung seither nicht wieder, aktuell liegt der Bitcoin bei 7245 Dollar. "Die aktuelle Kursentwicklung spielte aber keine Rolle", sagt Oberstaatsanwalt Thomas Goger. Da der aufwändige Prozess länger geplant war, wäre der Verkauf unabhängig vom Tagespreis gestartet worden.

Rekordverkauf in der deutschen Justizgeschichte

Die Ermittler hatten dabei Glück, dass sie überhaupt auf die Kryptowährung zugreifen können. Denn im Gegensatz zu Bargeld sind Digitalgelder auf Festplatten oder speziellen Sticks, so genannten Hardware Wallets, mit Passwörtern geschützt. "Die Beschuldigten haben aber kooperiert", sagt Goger.

So konnten die Bamberger Cybercrime-Spezialisten den höchsten Verkauf in der deutschen Justizgeschichte durchführen. Den bisherigen Rekord hielt Hessen, dort wurden Ende 2017 Bitcoins für fast zwei Millionen Euro verkauft.

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